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Wilde Wellen

Wilde Wellen

Titel: Wilde Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Sadlo
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Das hätte er sich doch denken können, dass sein Vater, der wie immer von seiner Mutter gelenkt worden sein musste, ihn nicht aus der Verantwortung lassen würde. Aber hatte er das nicht vorausgesehen? Hatte er nicht deswegen zum Mittel der Erpressung gegriffen? Caspar erwiderte den forschenden Blick seiner Mutter mit einem Lächeln.
    Â»Das war gänzlich unnötig, Maman. Ich würde doch nie darauf kommen, Papas Firma zu verkaufen. Ehrlich gesagt, ich bin ein bisschen enttäuscht, dass er mir das zugetraut hat.«
    Â»Dein Vater hat dir vertraut. Dass diese Klausel eingefügt worden ist, war meine Idee.« Claire zog ihren Sohn an sich.
    Â»Nicht dass ich dir nicht trauen würde. Aber ich kenne das Leben. Und ich weiß, dass es Situationen gibt, in denen einem die Pflichten zu viel werden können. In denen man die Verantwortung loswerden will. Und einfach allem den Rücken kehren will.« Wie recht sie hatte mit ihrem Gefühl. Caspar verkniff sich ein höhnisches Lächeln. Sie kannte ihn besser, als ihr vielleicht bewusst war. Aber dass er Vorsorge getroffen hatte für genau den Fall, der nun eingetreten war, das ahnte sie nicht. Obwohl sie glaubte, in sein Herz sehen zu können, war es ihm gelungen, es vor ihr verschlossen zu halten. Seine heimlichen Pläne waren allein seine Sache. Und es würde nicht mehr lange dauern, bis er sie umsetzen würde.
    Als Marie vor dem kleinen weißen Auto stand, trieb es ihr die Tränen in die Augen. Wie glücklich musste ihre Mutter gewesen sein, als Michel es ihr geschenkt hatte. Und dann hatte sie es einfach zurückgelassen. So wie sie ihr ganzes Leben mit Michel einfach zurückgelassen hatte. Hatte sie wirklich nie mehr daran gedacht? Hatte es ihr nicht das Herz zusammengezogen, wenn sie so einen Peugeot auf der Straße gesehen hatte? Oder war in ihr die Wut aufgestiegen über den Mann, mit dem sie ihr ganzes Leben geplant hatte und den sie dann verlassen musste? Ausgerechnet mit diesem Auto sollte ihr Vater nun Céline Marchand totgefahren haben?
    Paul hatte sich zuerst geweigert, mitten in der Nacht nach Concarneau zu fahren und in Michels Garage, die von der Polizei versiegelt worden war, einzubrechen.
    Â»Ich darf das, ich bin die Polizei«, hatte Marie gesagt, als sie kurzerhand das Siegel von der Garagentür entfernt hatte. Sie wusste nicht, was sie zu finden hoffte. Aber vielleicht gab es ja eine Spur an dem Auto, die auf den wahren Fahrer hindeutete. Sie musste das Auto untersuchen, bevor am nächsten Morgen die Spurensicherung kommen würde, um es nach Brest zu holen. Blitzsauber war es. Keine Spur von Schlamm oder Dreck war zu sehen. Dabei hatte es in der Nacht von Célines Tod doch geregnet. Die Straße, auf der der Unfall geschehen war, war nass und schlammig gewesen. Deutete die Tatsache, dass das Auto so sauber war, nicht darauf hin, dass es gar nicht gefahren worden war?
    Â»Der Täter könnte es hinterher gewaschen haben.« Paul hatte recht. Natürlich. Wenn Michel wirklich mit dem Auto unterwegs gewesen wäre, hätte er versucht, alle Spuren zu beseitigen. Aber wieso hatte er dann den kaputten Scheinwerfer, der ihn schließlich verraten hatte, nicht ersetzt?
    Â»Vermutlich hat er nicht so schnell einen Ersatz gefunden. Bei Oldtimern ist das manchmal etwas schwierig.« Auch damit hatte Paul recht. Aber das Entscheidende war doch, dass es einfach kein Motiv gab. Es gab keinen Grund, wieso Michel Céline getötet haben sollte.
    Paul beobachtete Marie, die unruhig um das Auto herumging. Er wünschte sich, dass er einen Hinweis darauf finden könnte, dass Michel das Auto nicht gefahren hatte. Vielleicht würde die Spurensicherung ja Fingerabdrücke finden, die auf den Täter hinwiesen. Aber war es nicht eher wahrscheinlich, dass er Handschuhe getragen hatte? Wenn jemand tatsächlich so viel kriminelle Energie hatte, Michel die Tat in die Schuhe zu schieben, dann würde er sicher an etwas so Banales gedacht haben, wie auf keinen Fall Fingerabdrücke zu hinterlassen.
    Marie stand jetzt still vor dem Auto ihrer Mutter. Da war etwas. Sie wusste es. Irgendetwas war an dem Auto, das ganz klar bewies, dass ihr Vater es nicht gefahren haben konnte. Sie musste es nur finden. Vielleicht wenn sie sich hineinsetzte? Vielleicht würde sie dann eine Idee haben, was es sein konnte. Sie öffnete die Tür und setzte sich auf den Fahrersitz aus rotem Leder. Wollte

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