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Wilde Wellen

Wilde Wellen

Titel: Wilde Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Sadlo
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lagen Angst und eine tiefe Qual.
    Â»Ich bring dich zum Flughafen. Du kannst meine Maschine nehmen. Komm! Ich rufe von unterwegs den Piloten an.«
    Es war das Natürlichste für Leon, seinem Freund in so einer Situation zu helfen. Ein Blick noch zu Claire, die verständnisvoll nickte, dann waren die beiden Männer auch schon draußen.
    Â»Wollen Sie Ihre Fischsuppe noch essen, Madame?« Claire sah auf die neue Terrine, die Violette jetzt vor ihr auf den Tisch stellte. Die Suppe roch verlockend gut wie immer.
    Â»Oder wollen Sie warten, bis Ihr Mann zurück ist und dann mit ihm zusammen essen?«
    Â»Ich wusste gar nicht, dass Michel Kontakt zu seiner Tochter hat.« Claire sah Violette fragend an. Die hob die Schultern.
    Â»Ich hab nicht einmal gewusst, dass er eine Tochter hat.«
    Claire nickte. Das wussten viele Leute in Concarneau nicht. Nur die, die Michel schon sehr lange kannten, erinnerten sich, dass er vor vielen Jahren verheiratet gewesen war. Und dass ihn seine Frau Monique eines Tages verlassen hatte. Zusammen mit ihrer kleinen Tochter Marie.
9
    Â»Nein, ich bin kein Angehöriger. Aber, verdammt, Sie müssen mir trotzdem sagen, ob sie es schaffen wird!« Paul schrie die junge Krankenschwester wütend an. Konnte sie das nicht verstehen? Dass er sich für die Frau interessierte, die da auf dem Pflaster fast gestorben wäre?
    Â»Da, sehen Sie, das ist ihr Blut. Ich hab versucht, ihr zu helfen, ich hab ihre Hand gehalten, ich hab …«
    Â»Sie wird durchkommen.«
    Paul dreht sich um. Dr. Lenoir hatte den Disput zwischen Paul und der jungen Lernschwester mitbekommen. Er sah Paul beruhigend an.
    Â»Marie Lamare hat zwar viel Blut verloren, weil die Kugel eine Schlagader verletzt hat, aber sie ist über den Berg.«
    Â»Kann ich sie sehen?« Paul war selbst erstaunt über diesen Wunsch. Er kannte diese Frau doch gar nicht. Wieso reichte es ihm nicht zu wissen, dass sie nicht sterben würde?
    Â»Tut mir leid, Besuch nur von Angehörigen im Moment. Wenn Sie wollen, können Sie in ein paar Tagen noch mal wiederkommen.«
    In ein paar Tagen? Da würde er nicht mehr in Paris sein.
    Irgendwie fühlte sich das merkwürdig an. Einfach wegzugehen. Ohne diese Fremde, der er anscheinend das Leben gerettet hatte, noch einmal wiederzusehen. Aber geschah das nicht jeden Tag? Sanitäter, Ärzte, Schwester, sie alle retteten Menschen. Und sahen sie nie wieder. Das gehörte einfach dazu. Wieso also sollte er diese Marie Lamare noch einmal wiedersehen? Mit der ihn nichts verband? Oder alles? Was konnte einen mehr mit einem anderen Menschen verbinden, als ihm in der Minute seines Todes beizustehen?
    Maries flehender Blick, das Blut, das rhythmisch aus ihrer Wunde quoll, die immer farbloser werdenden Lippen, die vergeblich versuchten, Worte zu formulieren. Paul konnte die Bilder nicht von seinem inneren Auge verdrängen. Er musste Marie noch einmal sehen. Er musste mit eigenen Augen sehen, dass es ihr gut ging. Er musste ihr sagen, dass sie … Ja, was musste er ihr sagen? Dass sie auf ihn zählen konnte? Dass er dasselbe immer wieder tun würde? Dass er froh war, dass sie lebte?
    Â»Ich bin der Vater von Marie Lamare«, hörte Paul eine sonore Stimme. »Man hat mich angerufen. Sie hat wohl einen Unfall …«
    Â»Kommen Sie, ich bringe Sie zu Ihrer Tochter.« Die Krankenschwester sah den großen, schmalen Mann mit dem zerfurchten Gesicht mitfühlend an. Sie ging mit kleinen, eiligen Schritten vor Michel her. Wie erschöpft dieser Mann wirkte. Die Sorge um seine verletzte Tochter schien ihm schwer auf den Schultern zu lasten, als er mit schleppendem Schritt hinter der kleinen Schwester auf die Tür zur Intensivstation zuging. Paul sah ihm nach, bis sich die Tür hinter ihm schloss. Also war da jemand, der sich um die angeschossene Polizistin kümmerte. Sie brauchte ihn nicht. Er hatte seine Schuldigkeit getan und konnte gehen. Ja, riss er sich zusammen, er musste gehen. Zurück zu Sara. Zurück zu den Freunden, denen die Geburtstagsfeier gründlich verdorben worden war. Obwohl er jetzt am liebsten allein gewesen wäre.
    Es waren nur noch ein paar Tage, bis er Paris verlassen würde. Und er hatte Sara versprochen, so viel Zeit wie möglich mit ihr zu verbringen. Nicht dass er das nicht auch gewollt hätte. Natürlich wollte er das. Sie war seine Freundin. Er liebte sie. Er wollte mit ihr zusammen sein. Und

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