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Wilde Wellen

Wilde Wellen

Titel: Wilde Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Sadlo
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Draußen holte sie tief Luft. Die kalte Schneeluft füllte ihre Lunge. Und machte ihren Kopf klar. Und sie erinnerte sich daran, was sie ihren Vater hatte fragen wollen.
    Â»Sag mir, wieso die Helena untergegangen ist.« Michel starrte seine Tochter an. Sie war vollkommen verändert. Ihr Blick war ungetrübt, der Zweifel und die Fassungslosigkeit, die sich ihrer gerade noch bemächtigt hatten, waren wir weggeblasen.
    Â»Der Sturm. Ich habe es dir doch erzählt, der Sturm war fürchterlich. Die Brecher waren mehr als zehn Meter hoch. Sie war ein altes Schiff und …«
    Â»Die Wahrheit, Papa. Wie habt ihr es hinbekommen, dass sie ausgerechnet unterging, als sie die Traktoren geladen hatte? War es eine Bombe?«
    Michel konnte seinen Schrecken vor seiner Tochter nicht verbergen. Also war am Ende alles umsonst gewesen.
    Â»Ihr habt eine Bombe gelegt, um sie zu versenken? Und es war euch vollkommen egal gewesen, dass mit ihr eure zwölf Kameraden im Meer versanken?« Marie Stimme war leise. Michel musste nicht mehr antworten. Sie sah an seinem Blick, dass sie recht hatte. »Das Restaurant war dein Anteil? Leon und François bauten sich eine neue Existenz auf, und du wurdest mit dem Restaurant belohnt.« In Marie stieg eine tiefe Traurigkeit auf. Sie hatte ihm alles vergeben. Jede Lüge. Sogar seinen Versuch, ihr ihre Vergangenheit wegzunehmen. Sie hatte nur den verzweifelten Mann gesehen, der seine Frau und seine Tochter verloren hatte.
    Â»Das hat Maman dir nicht verzeihen können. Dass du ein Mörder bist.«
    Und das würde sie ihm auch nicht verzeihen. Dass er um des Geldes willen die Matrosen, die ihm als Kapitän der Helena anvertraut waren, ins Verderben geschickt hatte. Sie wartete seine Antwort nicht ab. Was hätte er ihr auch sagen können. Es gab keine Entschuldigung für das Verbrechern, das er begangen hatte.
    Michel sah seine Tochter weggehen. Dass sie in einem Punkt unrecht hatte, war nicht mehr wichtig. Es würde nichts ändern, wenn er ihr erzählte, dass er von Leons Plan nichts gewusst hatte. Nachdem er wie durch ein Wunder aus den Fluten gerettet worden war, hatte Leon ihn im Krankenhaus besucht. Michel hatte ihm auf den Kopf zugesagt, dass eine Bombe an Bord gewesen sein musste. Und dass er, sobald er wieder einigermaßen klar denken konnte, zur Polizei gehen und alles erzählen würde. Aber Leon hatte ihn angefleht, nichts zu sagen. Er hatte ihm versichert, dass er vorgehabt hatte, ihn per Funk zu warnen. Eine Stunde bevor die Bombe explodieren sollte, wollte er Michel sagen, dass er mit den Männern das Schiff verlassen musste. Die Helena wäre untergegangen, und die Männer wären am Leben geblieben. Doch Leon hatte nicht damit gerechnet, dass in dieser Sturmnacht das Funkgerät an Bord ausfallen würde. Er hatte Michel nicht warnen können. Die Bombe, die mit einem Zeitzünder ausgestattet war, war explodiert. Und Leon hatte nichts anderes tun können, als auf der Terrasse des Schlosses zu stehen. Und darauf zu warten, dass ihm mitgeteilt würde, dass sein Schiff untergegangen war.
    Â»Es war ein Unfall, Michel. Bitte glaub mir, ich hatte nie vor, meine Männer zu opfern.« Leons Entsetzen war echt gewesen. Aber andererseits, wenn Michel jetzt zur Polizei gehen würde, würde er die Männer nicht mehr lebendig machen. Er aber, Leon, würde für die Hinterbliebenen sorgen können, sobald er seinen Teil der Versicherungssumme in den Händen haben würde. Er war der Einzige, der das Leid der Frauen und Kinder, die ihre Männer und Väter verloren hatte, ein wenig mildern konnte. Auch das hatte Michel nicht richtig überzeugen können. Leon hatte Schuld auf sich geladen. Und dafür musste er bestraft werden. Michels Gerechtigkeitssinn ließ keine andere Möglichkeit zu. Bis Leon ihn daran erinnerte, dass er ihm etwas schuldig sei. Hatte er seinem Freund nicht einmal das Leben gerettet? Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, die Gegenleistung zu fordern. Michel verdankte Leon sein Leben. Jetzt konnte er Leon das Leben schenken. Und Michel hatte geschwiegen. All die Jahre hatte er niemandem gesagt, was auf der Helena geschehen war. Außer, in einer schwachen Stunde, seiner Frau Monique. Diese hatte längst bemerkt, wie sehr sich ihr Mann nach dem Unglück verändert hatte. Anfangs hatte sie es auf den Schock zurück geführt, den Michel erlitten hatte, weil es ihm nicht

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