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Wilde Wellen

Wilde Wellen

Titel: Wilde Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Sadlo
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er das hier alles hinter sich lassen und weggehen. Zusammen mit Marie. Die die Frau seines Lebens war.
    Â»Mach dir keine Sorgen, Maman. Alles wird gut.«
    Er küsste sie auf die Wange, wirbelte sie einmal um ihre Achse und eilte los. Das Leben war gar nicht so übel. Er musste nur noch einen Weg aus diesem Gefängnis finden, das seine Mutter um ihn herum gebaut hatte.
    Claire blieb allein in Caspars Zimmer zurück. Sie machte die Musik aus und setzte sich in den Schaukelstuhl, in dem schon Leons Vater gesessen hatte. Sie war sich absolut nicht sicher, ob sie ihrem Sohn trauen konnte. Aber vielleicht war es ja ein Anfang, dass er jetzt seinen Vater begleitete.
    Als sie Vater und Sohn aus dem Portal kommen und auf Leons Limousine zugehen sah, konnte sie ein Lächeln nicht unterdrücken. Vater und Sohn. Es sah aus, als würden sie sich verstehen. Was sie ja auch taten. Leon war dem Charme und der Lebenslust seines Sohns rettungslos ausgeliefert. Das war schon immer so gewesen. Ob es um ein Pony ging oder um einen Hund, um Surfer-Ferien auf Hawaii oder die riesige Party zu Caspars achtzehntem Geburtstag, den er im tollsten Club in Brest feierte – Leon hatte immer Verständnis für Caspar gehabt. Und ein offenes Portemonnaie. Egal was Claire einzuwenden hatte, zwischen Vater und Sohn hatte sie nie gepasst. Und wenn sie ehrlich zu sich war: Genau das hatte sie sich für diese Vater-Sohn-Beziehung erhofft. Dass sich Leon und Caspar so nahe waren, dass Leon vergaß, dass er noch ein anderes Kind hatte. Seine Tochter Eva aus erster Ehe, die in Frankfurt am Main als Bankerin arbeitete und die sofort in die Firma einsteigen würde, wenn Leon sie nur rufen würde.
    Aber Leon würde Eva nicht rufen. Er hatte seine Tochter vor Jahren abgeschrieben. Damals, als er sich nach der Trennung von Sabine, Evas Mutter, in Claire verliebt hatte, hatte sich Eva, die gerade mal zwölf gewesen war, mit aller Power und aller Gemeinheit, zu der ein verletztes Kind fähig sein kann, gegen Claire gestellt. Sie hatte ihr vorgeworfen, sich Leon geangelt zu haben. Sie hatte ihr vorgeworfen, für seine Scheidung von Sabine verantwortlich zu sein. Sie hatte Claire, die sogar einmal ihre Englisch-Nachhilfelehrerin gewesen war, gehasst. Und ihren Vater nicht minder. Leon hatte eine Zeitlang bei seiner Tochter um Verständnis geworben. Hatte ihr zu erklären versucht, dass die Ehe mit Sabine schon am Ende gewesen war, bevor er Claire kennengelernt hatte. Doch Eva hatte mit dem untrüglichen Gespür des verstoßenen Kindes gewusst, dass das nicht stimmte.
    Â»Sie hat es schon lange auf dich abgesehen. Aber sie will gar nicht dich, sie will bloß dein Geld«, hatte das Mädchen seinen Vater angeschrien. Als Leon sie in wütender Fassungslosigkeit geohrfeigt hatte, hatte sich Eva umgedreht und ihn einfach stehen lassen. Und seitdem hatte sie nie mehr ein Wort mit ihm geredet.
    Dass Leon die Ohrfeige in dem Moment, als er sie Eva gab, bereute, dass er sich die schlimmsten Vorwürfe machte, weil er derart die Beherrschung verloren hatte, das hatte er Eva sofort sagen wollen. Doch sie wollte ihn nicht sehen. Nicht mit ihm sprechen. Und auf die zahlreichen Briefe, die er ihr geschrieben hatte, hatte sie nie geantwortet. Irgendwann hatte Leon eingesehen, dass er seine Tochter verloren hatte. Sie war in die Schweiz zum Studium gegangen und hatte dann den Bankerjob in Frankfurt angetreten. Sie führte ein Leben, von dem Leon nichts wusste. Genauso wenig wie Eva etwas von Leons Leben mitbekam. Hin und wieder kam sie nach Hause, um ihre Mutter zu besuchen. Sabine, die nach ihrer Scheidung eine bekannte Malerin geworden war, hatte längst ein zivilisiertes Verhältnis zu ihrem Exmann. Und sie wünschte sich, dass auch Leon und Eva endlich friedlich miteinander würden umgehen können. Aber Eva wollte davon nichts wissen. Sie meinte, es wäre an Leon, den ersten Schritt zur Versöhnung zu tun. Aber darauf, und da war Claire sich sicher, würde sie lange warten müssen. Für Leon existierte seine Tochter schon lange nicht mehr. Nur in seinem Testament stand sie noch als gleichberechtigte Erbin mit Caspar. Doch das würde sich in nächster Zeit auch ändern. Leon hatte Claire versprochen, seinen geliebten einzigen Sohn als Alleinerben einzusetzen. Nur noch ein paar Tage, dann sollte auch diese Hürde genommen sein. Claire seufzte leise auf, als sie wie automatisch in die

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