Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wilde Wellen

Wilde Wellen

Titel: Wilde Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Sadlo
Vom Netzwerk:
er. Vielleicht, wenn sie es in Paris ansehen würde, in aller Ruhe, weit weg von ihm, vielleicht … Er wusste nicht, was er erwartete. Und was er zu hoffen wagte. Ein Foto konnte sie ihm nicht zurückbringen. Das zu glauben, so naiv war er nicht. Aber vielleicht würde sie die Liebe erkennen, die er für sie gehabt hatte. Die Liebe, die sie ihm so vehement absprach.
    Als es an der Tür klopfte, dachte er zuerst, es wäre wieder Caspar, der ihn nach Marie fragen wollte. Der Junge schien sich tatsächlich Hals über Kopf in sie verliebt zu haben. Michel fragte sich, wann das geschehen war. Zwar hatte ihm Marie erzählt, dass er ihr ein paar Surfstunden gegeben hatte, aber dass da so etwas wie eine Verliebtheit entstanden war, hatte sie nicht erwähnt. Es rührte ihn, wenn er sah, wie verzweifelt Caspar darüber war, dass Marie weggegangen war, ohne ihm etwas zu sagen. Andererseits – er hatte kein Recht, ihm ihre Nummer zu geben, wenn sie es nicht getan hatte. Er würde sich nicht in ihr Leben einmischen. Und vielleicht einen weiteren Fehler machen.
    Â»Tut mir leid, Caspar, aber …«
    Â»Du weißt es also auch schon?« Leon trat einfach in das Haus.
    Â»Dass Caspar sich in Marie verliebt hat? Das tut mir leid. Ich fürchte, der Junge macht sich da was vor. Falls er dich geschickt hast, um mich um Maries Nummer zu bitten – ich kann das nicht. Das muss sie selbst entscheiden.«
    Â»Ich wollte eigentlich nur sehen, wie es dir geht, mein Freund.«
    Michel sah ihn erstaunt an. Er musste doch wissen, dass es ihm nicht gut gehen konnte. Alles war anders gekommen, als er es sich ausgemalt hatte.
    Â»Wie soll es mir schon gehen? Ich habe es zum zweiten Mal versaut!«
    Leon ging in dem kleinen Wohnzimmer, das immer noch so aussah wie zu der Zeit, als Monique hier noch gelebt hatte, auf und ab.
    Â»Ich fürchte, deine Tochter hat das Richtige getan. Du wirst das schon noch begreifen.«
    Michel wollte sich nicht noch einmal anhören, was Leon von der Rückkehr seiner Tochter in sein Leben dachte.
    Â»Sie ist weg. Also lass uns über etwas anderes reden. Wie geht es Claire? Was macht die Firma?«
    Leon glaubte nicht, dass für Michel die Sache abgeschlossen war.
    Â»Ich weiß, dass das alles schwer war für dich, Michel. Deswegen hab ich mir ein paar Gedanken über dich gemacht. Meinst du nicht, es würde dir guttun, hier mal rauszukommen?«
    Â»Ich soll Urlaub machen? Seit wann machen Wirte Urlaub, zumal wenn sie auch noch der Koch des Ladens sind? Meine Gäste nehmen mir ja schon die paar Tage im Januar übel, die ich schließe, um zu renovieren.«
    Â»Denkst du nicht manchmal, dass du dein Talent einmal woanders unter Beweis stellen solltest? Ich rede nicht von Rennes oder Cannes. Ich dachte eher ans Ausland. Boston. New York. Die Amerikaner sind verrückt nach französischer Küche.«
    Er traute ihm nicht mehr und wollte ihn loswerden. Das war ganz offensichtlich.
    Â»Ich spreche ganz schlecht Englisch.«
    Â»Noch ein Grund, in die Staaten zu gehen. Ohne Englisch ist man heute doch nur ein halber Mensch. Falls du glaubst, du würdest das finanziell nicht stemmen, ich könnte dir einen Kredit geben. Ich bin sicher …«
    Â»Ich weiß, was du beabsichtigst, Leon. Aber gib dir keine Mühe; ich werde nicht von hier weggehen.«
    Sie schwiegen. Zwei Männer, die sich ihr ganzes Leben lang kannten. Die sich einmal gegenseitig einen kleinen Schnitt in den Arm gesetzt und dann feierlich die Wunden aufeinandergedrückt hatten, auf dass ihr Blut sich vermenge und sie zu Brüdern mache. Sie trauten einander nicht mehr.
    Â»Kannst du mir garantieren, dass du jetzt keine Dummheiten machst?«
    Michel sah den Mann an, der doch eigentlich sein Freund war. Diese Treue, die sie sich damals als Kinder geschworen hatten – wie ernst musste er sie noch nehmen? Hob das Leben nicht all die feierlichen Schwüre, die man sich einmal gegeben hatte, auf?
    Â»Du weißt, dass ich nicht zulassen kann, dass du mein Leben zerstörst.«
    Â»Soll das eine Drohung sein? Womit willst du mir drohen, Leon? Ich habe im Gegensatz zu dir nichts zu verlieren.«
    Â»Wenn du nicht an dich denken willst oder an mich, dann denk an Marie. Sie wird schnell vergessen, dass du kurz in ihrem Leben aufgetaucht bist. Und sie wird weitermachen wie davor. Alles, was du ihr sagen könntest, wird ihre Pläne

Weitere Kostenlose Bücher