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Wilder als der Hass, süsser als die Liebe

Titel: Wilder als der Hass, süsser als die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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mich vor deinen Männern zu demütigen.« Seine Stimme kam gepreßt. »Bis zu diesem Moment hatte ich keinen Verdacht.«
    Wieder färbten sich ihre Wangen, und sie beschäftigte sich plötzlich ausgesprochen intensiv damit, einen tiefen, immer noch blutenden Schnitt an der Außenseite seiner Hand zu säubern.
    »Ich wollte dich nicht demütigen. Glaub es oder nicht, aber der Hauptgrund, warum ich dir sagte, du solltest dein Hemd ausziehen, war Sorge. Als wir auf dem Schauplatz eintrafen, sah es so aus, als ob du ernsthaft verletzt wärest. Zuerst dachte ich sogar, du wärst. .. tot, denn ich hatte gesehen, daß der eine Turkmene aus kürzester Entfernung auf dich schoß.«
    »Es ist nicht leicht, ein bewegliches Ziel von einem Pferderücken aus zu treffen.« Er stöhnte auf. »Aber ich wünsche mir, daß Dil Assa sich jetzt schwarz ärgert, weil er so miserabel gezielt hat.« »Wahrscheinlich ist er noch zu sehr damit beschäftigt, meinen Männern zu entkommen, um sich darüber Gedanken zu machen.« Juliets Stimme klang beiläufig, aber sie hatte noch zu gut in Erinnerung, wie entsetzt sie vorhin gewesen war, als sie ihren Ehemann auf dem felsigen Boden erkannt hatte. Sie hatte niemals geglaubt, Ross wiederzusehen - ganz sicher hatte sie niemals vermutet, er würde vor ihren eigenen Augen umgebracht. »Während es schnell deutlich wurde, daß du nicht tot bist, sahst du jedoch ziemlich zerschrammt aus, und du hast dich bewegt, als hättest du große Schmerzen. Als wir hier ankamen, war ich mir nicht sicher, ob du nur tapfer sein wolltest und vielleicht ernster verletzt warst, als du selbst annahmst. Also beschloß ich, vorsichtshalber selbst nachzusehen.«
    »Vielleicht war Sorge ja dein Hauptgrund, aber das schließt weitere Motive ein. Welche waren es?«
    Juliet spürte, wie sie erneut rot wurde, und sie verfluchte den klaren hellen Teint der Rothaarigen, der zu oft ihre Gefühle offenbarte. »Du warst so ... so verdammt ungerührt trotz der Umstände. Ich konnte nicht anders, als dem unwürdigen Drang nachzugeben, dich zu irgendeiner Reaktion zu bringen.« Sie war nun fertig mit ihrer Aufgabe und legte das Verbandszeug wieder auf das Tablett zurück.
    »Wenn du eine Reaktion haben wolltest, dann warst du zweifellos erfolgreich.« Während er sein Hemd wieder überstreifte, fügte Ross nachdenklich hinzu: »Interessant, daß du meine äußerliche Ruhe so ärgerlich fandest. Eben die hätte mich einmal fast umgebracht. Bedeutet das, daß die britische Steifheit gefährlich ist?«
    »Sieht ganz so aus.« Juliet hatte seine stoische Gelassenheit  tatsächlich mehr als ärgerlich gefunden. In der Zeit, die sie verheiratet gewesen waren, hatte er sich Fremden gegenüber stets hinter einer Mauer der Zurückhaltung verborgen, niemals aber vor ihr. »War die Kugel durch deine Brust das Ergebnis deiner ausgesprochenen Gelassenheit?«
    »Nein. Die habe ich bekommen, als jemand einen Freund von mir umbringen wollte und ich dummerweise in die Schußlinie geriet.« Juliet überlegte, ob sie nachhaken sollte, entschied sich dann aber dagegen. Ross würde niemals etwas so Peinliches wie Tapferkeit zugeben. Im übrigen gab es keinen Grund, warum sie wissen mußte, was mit ihm geschehen war.
    Während er seine Manschetten befestigte, meinte er: »Es wäre tatsächlich besser gewesen, wenn du deine Identität verborgen hättest. Aber da du es nicht getan hast, fallen mir ziemlich viele Frage ein, die ich dir stellen möchte. Vielleicht hast du selbst ein oder zwei im Sinn. Sollen wir anfangen?«
    Nun, da die Katze aus dem Sack war, konnte Juliet ihm, wenn sie fair sein wollte, kaum eine Erklärung verweigern, warum sie hier am Rande der Welt gelandet war. Doch in dem gegebenen Augenblick war sie nicht in der Verfassung, etwas zu beginnen, das sich ganz sicher zu einer schwierigen, tiefgreifenden Diskussion auswachsen würde.
    »Nicht jetzt.« Sie stand auf. »Ich habe heute nachmittag einiges zu erledigen. Würdest du heute abend mit mir essen? Dann können wir reden, bis wir heiser und wütend sind.«
    »Was bestimmt eintreffen wird«, bestätigte er mit einem vergnügten Funkeln in seinen braunen Augen.
    Seine Bemerkung ignorierend, fuhr sie fort: »In der Zwischenzeit solltest du dich ausruhen und vielleicht dem Badehaus einen Besuch abstatten. Heißes Wasser wird deinen Prellungen guttun.« Sie reichte ihm den kleinen Salbentopf, damit er bei Bedarf selbst etwas davon auftragen konnte.
    »Also gut.« Ross erhob sich und zog

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