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Wilder als der Hass, süsser als die Liebe

Titel: Wilder als der Hass, süsser als die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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hatte. Gleichzeitig hatte sich in ihr ein tiefer, ursprünglicher Stolz auf ihren Mann ausgebreitet, denn trotz allem, was sie trennte, war Ross immer noch mit ihr verheiratet. Ja, ja, ja, er war noch immer ihr Mann!
    Sie hatte sich auf die Unterlippe gebissen, während sie fasziniert seinen geschmeidigen, schweißglänzenden Körper betrachtet hatte. Noch nie zuvor hatte Ross so ungezähmt und bedrohlich ausgesehen. Da war nichts mehr von dem kühlen, gelassenen und zurückhaltenden Reisegefährten der letzten Wochen. Und ganz sicher war er in diesem Augenblick nicht mehr der zivilisierte Mann, den sie geheiratet hatte. Viel mehr kam er ihr vor wie ein gefährliches Raubtier, doch gerade das reizte sie.
    Mit trockener Kehle machte Juliet irgendeine alberne Bemerkung zu Saleh. Ein jubelnder Murad drängelte und stieß sich bereits durch die Menge, um zu seinem Herrn zu kommen, doch Juliet blieb mit Saleh abseits bei den Kamelen. Das letzte, was sie gebrauchen konnte, war Nähe zu Ross.
    Verbissen versuchte sie, die Gründe ihrer heftigen Reaktion zu analysieren, denn sie hoffte, daß das Verständnis ihre unselige Begierde aufheben konnte. Seitdem sich ihre Pfade in Persien gekreuzt hatten, war sie sich permanent bewußt gewesen, wie attraktiv Ross war. Doch heute, erkannte sie, war es noch mehr gewesen, denn die Wildheit des Kriegers, die sie in seiner Miene gesehen hatte, kam dem Ausdruck der Leidenschaft bei ihren Liebesspielen damals sehr nahe. Und nun, da sie daran erinnert wurde, war es doch nur natürlich, daß ihr Körper darauf reagierte. Unglücklicherweise nützte es nichts. Sie verstand jetzt, doch das Resultat ließ sich nicht aufheben.
    Bald begann die Menge sich auszudünnen, als die Leute sich auf den Nachhauseweg machten, doch sie würden noch Jahre von diesem Buskaschi sprechen. Ross reichte die Zügel des Hengstes an Dil Assa. Und nachdem man Lebewohl gesagt hatte, kamen er und Murad langsam auf Juliet und Saleh zu.
    »Gut geritten, Kilburn«, bemerkte Saleh, als er sich auf seine Füße hob. »Du wirst eine Legende von Turkestan werden. Der Ferengi, der Buskaschi-Meister geworden ist.«
    Ross lachte. »Ich muß zugeben, daß es mir ziemlich viel Spaß gemacht hat. Das Buskaschi erzeugt die gleiche Erregung wie eine englische Fuchsjagd, mit dem Vorteil, daß hier das Tier bereits tot ist. Ich habe irgendwie nie richtig begriffen, warum ein Rudel Hunde und Pferde hinter einem einzigen kleinen Fuchs herjagen müssen.«
    Die Wildheit war aus Ross' Äußerem verschwunden, doch er sah immer noch wie der romantische Entwurf eines Piraten aus. Sein weißes Hemd war bis zur Brust geöffnet, und die fellgesäumte  Kappe auf seinem blonden Schöpf wirkte auf barbarische Art und Weise atemberaubend. Obwohl sich auf seinem linken Wangenknochen eine dunkle Prellung bildete, stellte Juliet erleichtert fest, daß kein Peitschenhieb sein Gesicht ernsthaft verschandelt hatte. Narben wären wie die Entstellung eines Kunstwerkes gewesen.
    Während sie ihren Mann musterte, fuhr ihr plötzlich der alberne Gedanke durch den Kopf, daß Ross zweimal so breite Schultern und halb so schmale Hüften wie ein durchschnittlicher Mann besaß. Dann errötete sie. Und dankte Gott für den Tagelmoust vor ihrem Gesicht.
    Ihn so greifbar nah bei sich zu haben, ließ Juliets Knie weich werden und ihren Kopf schwindeln. Also wandte sie sich schnell ab, bevor sie sich lächerlich machte. Er mußte nach dem ganzen Energieverbrauch hungrig sein. Schweigend reichte sie ihm ein Stück Fladenbrot und ein Stück Ziegenkäse.
    »Danke.« Und mit weicher, leiser Stimme, die Murad nicht hören konnte, fügte er hinzu: »Tut mir leid, daß ich mein Versprechen gebrochen habe, mich mit britischer Zurückhaltung zu benehmen.«
    Als Juliet antworten wollte, mußte sie feststellen, daß ihre Stimme nicht zu funktionieren schien. Sie räusperte sich und murmelte schließlich: »Entschuldigung angenommen. Immerhin hast du mehr oder weniger intakt überlebt.« Dann fiel ihr Blick auf seine Hände, die voller Kratzer, Schrammen und blutigen Abschürfungen waren. »Vielleicht eher weniger.«
    Er bewegte die Finger und schnitt eine Grimasse. »Tut weh und sieht schlimm aus, aber nichts ist gebrochen.«
    Juliet hatte Baumwollstreifen mitgebracht, für den Fall, daß etwas verbunden werden mußte. Nun zog sie ein Stück Stoff aus ihrem Beutel und befeuchtete es. Dann nahm sie seine rechte Hand in ihre und wischte behutsam Dreck und Blut ab. In die Rolle der

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