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Wilder als der Hass, süsser als die Liebe

Titel: Wilder als der Hass, süsser als die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Autorität nicht untergraben wollte, erwiderte sie ausweichend: »Kilburn ist nicht wie andere Männer, und ich bin  nicht wie andere Frauen.«
    Murads Blick glitt wieder zu ihrem roten Haar, und dieses Mal schimmerte Bewunderung in seinen Augen. »Das bist du bestimmt nicht.«
    Juliet stopfte den Zopf hinten in ihr Gewand, dann hob sie den Tagelmoust auf und wickelte ihn sich wieder um den Kopf. »Es schien uns sicherer, daß du nichts von mir weißt, aber da das Schicksal anders entschieden hat, wird es die Sache für uns alle einfacher machen.«
    Murad nickte nachdenklich. Dann durchfuhr ihn ein neuer Gedanke. »Du hast Habib besiegt?«
    »Natürlich.« Sie lächelte, während sie das komplizierte Umwinden ihres Schleiers beendete. »Ich konnte besser mit dem Messer umgehen als er, also habe ich gewonnen. Die Tatsache, daß ich eine Frau bin, zählt dabei nicht.«
    Der junge Perser wirkte nicht so, als wollte er das akzeptieren, fragte aber: »Wie heißt du wirklich?« »Juliet.«
    Murad zwinkerte. »Wie Kilburns Kamel ~ Julietta?« »Es sind Formen desselben Namens«, antwortete sie kurz und dachte bedauernd, daß Murad ziemlich schnell Schlüsse ziehen konnte. Nachdem sie ihren schwarzen Umhang aufgehoben hatte, rauschte sie durch die Binsen, und Murad folgte, wobei er immer noch verblüfft den Kopf schüttelte.
    Als sie zu den anderen beiden stießen, verkündete Juliet auf Englisch: »Murad hat mich ohne Schleier erwischt, deswegen habe ich ihm alles erzählt.«
    Ross machte ein wehmütiges Gesicht. »Ich habe befürchtet, daß so was passieren würde, als ich sah, daß er nach dir suchen wollte. Nun ja, dann müssen wir eben das Beste daraus machen.«
    »Du hast mir nicht vertraut«, klagte Murad enttäuscht seinen Herrn an.
    Ross schenkte dem Perser seine ganze Aufmerksamkeit. »Es war weniger, daß ich dir nicht vertraut habe, Murad, sondern daß ein Mann nicht vorsichtig genug sein kann, wenn es um die Sicherheit seiner Frau geht.« Als er merkte, daß seine Worte den jungen Mann ein wenig besänftigten, fuhr er fort: »Doch nun, da Juliets Identität kein  Geheimnis mehr ist, können wir vier sogar davon profitieren und darüber reden, was wir in Buchara tun werden.«
    Aus Ross' Geste hin setzten sich alle im Schatten einer Weide nieder. »Hast du schon einen Plan?« wollte Saleh wissen. »Buchara ist die Stadt der Spitzel und des Mißtrauens. Als Ferengi werde ich höchst verdächtig sein«, antwortete Ross. »Es wäre besser, wenn ihr drei woanders unterzukommen versucht als ich. Abgesehen davon, daß ihr euch dann freier bewegen könnt, seid ihr auch weniger durch den Zorn des Emirs gefährdet.«
    Saleh runzelte die Stirn. »Da ist etwas Wahres dran. Ich habe Familie in Buchara, und vielleicht kann ich durch sie an nützliche Informationen kommen. Aber jemand muß bei dir bleiben, da dein Rang verlangt, daß du einen Diener hast. Zudem ist es schwieriger und gefährlicher, mich mit dir in Verbindung zu setzen, wenn du allein bist.«
    Ross überlegte einen Moment. »Das macht Sinn. Juliet geht mit dir, und Murad bleibt bei mir.«
    »Nein«, wehrte sich Juliet sofort. »Wo du hingehst, gehe ich auch hin.«
    Als alle drei Männer sie ansahen, überkam sie heftige Verlegenheit. Ihr Protest war so unvernünftig wie vehement gewesen. Eine halbe Stunde zuvor hatte sie sich noch eingeredet, daß sie sich von Ross fernhalten mußte, doch allein der Gedanke daran, ließ sie jetzt verzweifeln. Zum Glück meldete sich Murad zu Wort, während sie noch versuchte, einen logischen Grund für ihre Reaktion zu finden.
    »Das finde ich auch«, stimmte der junge Perser zu. »Irre werden im Islam als heilige Narren angesehen und haben als solche viel Freiheit.« Er grinste kurz. »Obwohl >Ja lal, der Targi<, nicht wahnsinnig ist, spielt Lady Kilburn die Rolle ausgesprochen gut. Weil sie glauben, Jalal sei unberechenbar und seltsam, halten sich unsere Mitreisenden von ihm ... ihr fern. In Buchara wird sie unbemerkt wie ein Nomadenhund kommen und gehen können.« Sein Grinsen wurde breiter. »Sollten Mann und Frau nicht außerdem zusammen sein?«
    Ross warf Juliet einen bedeutungsvollen Blick zu. Seine Augen hatten sich so verdunkelt, daß sie fast schwarz wirkten, und in seiner Miene las sie die gleiche Zerrissenheit, die sie selbst empfand. Beide mochten den anderen ans entgegengesetzte Ende der Welt wünschen, aber bis diese Mission erfüllt war, waren sie nun mal aneinander gebunden. Sie waren wie zwei Menschen, die

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