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Wilder als der Hass, süsser als die Liebe

Titel: Wilder als der Hass, süsser als die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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verschwendest das beste Buskaschi-Pferd, das je gelebt hat. Du bist kein Mann.«
    Vergessen war das Versprechen, das er dem Kalifen gegeben hatte, und er holte mit seiner Peitsche aus und schlug sie Ross durchs Gesicht. »Ich spucke auf dich, Ferengi!«
    Instinktiv zerrte Ross das Pferd zurück, um aus der Reichweite der Peitsche zu kommen. Dessenungeachtet trieb Du Assa sein Pferd vorwärts und versuchte erneut, ihn mit wild sirrender Peitsche zu treffen.
    Das Ergebnis war explosiv. Bisher hatte Ross sich als gelassener  Beobachter durchs Leben bewegt, doch die Nähe zu Juliet hatte seine Beherrschung bereits gefährlich strapaziert. Und als die Peitsche des Turkmenen jetzt beißend über seinen Rücken und seine Schultern fuhr, riß die Wut die letzten Barrieren seiner Kontrolle nieder.
    Dil Assa holte wieder aus. Mit katzenhafter Geschwindigkeit packte Ross die Schnur und riß, ohne auf den rotglühenden Schmerz zu achten, die Peitsche aus der Hand seines Gegners. »Wenn du verlieren willst, Turkmene, dann tu es!« Er schleuderte die Peitsche zu Boden. »Denn jetzt will ich gewinnen!«
    Er riß Rabat herum und trat ihm die Fersen in die Flanken, um der Gruppe nachzujagen, die inzwischen an Ross und Dil Assa vorbei war. Noch einmal war es einem einzelnen Reiter gelungen, freizubrechen und die Ziege die Hälfte der Strecke bis zum Ziel zu bringen, bevor ein anderer wieder zupacken konnte. Jetzt waren alle Reiter in einer wilden Schlacht vereint.
    Der Hengst stieß ein Wiehern der Freude aus, als Ross ihm den Kopf freigab und wie ein Racheengel über die offene Ebene jagte. Ross wußte, daß das boz sich im Zentrum des Tumults befinden mußte, und ritt daher das Gewühl direkt an, um sich den Weg mit Gewalt zu erzwingen.
    Dann erkannte er, daß Rabat sich zum Sprung sammelte. In einem Moment perfekter stummer Kommunikation zwischen Mensch und Tier spürte Ross, daß der Hengst sich auf das wirbelnde, chaotische, fieberhafte Getümmel schwingen wollte.
    Es war Wahnsinn, doch Ross zögerte keine Sekunde. Im Buskaschi war alles erlaubt. Alles. Eins mit seinem Pferd, fühlte Ross die Muskelstränge zucken, empfand die wilde Aggression und die Freude am Kampf, als wäre all das ihm eigen. Gemeinsam schwangen sie sich in die Luft und schwebten einen Augenblick wie ein zweiter Pegasus über dem Gewühl des Pulks.
    Dann krachten Mensch und Tier auf die brodelnde, fiebernde Masse herunter. Es war das reine Chaos. Tritte, Fäuste und Peitschenhiebe hagelten auf Ross und Rabat nieder, doch allein der Schwung und ihr Gewicht erzwanger ein wenig Platz in dem Gedränge, direkt neben den Spielern, die um die Ziege kämpften. Ohne die Stöße und Schläge der anderen Reiter zu bemerken,  klemmte Ross die Peitsche zwischen die Zähne und tauchte in den erstickenden Staub ab, der das boz einhüllte. Er lehnte sich gefährlich weit aus dem Sattel, nur noch ein Stiefel im Steigbügel, die Hand am Sattelhorn, um den Halt zu wahren. Er streckte sich, so weit es ging, bis er ein Hinterbein des zerfledderten Kadavers zu packen bekam. Der Mann, der es hatte, wehrte sich heftig, um die Beute zu behalten, aber ihm fehlte die frische, aufgepeitschte Kraft seines Angreifers, und nach wenigen Sekunden konnte Ross ihm den Preis entwinden.
    Als das volle Gewicht der Ziege auf ihn zurutschte, wäre Ross fast durch den Schwung auf den steinigen Boden gestürzt. Es kostete ihn alle Kraft, sich im Sattel zu halten und wieder aufzurichten. Aber schließlich schaffte er es, ohne die Ziege den grabschenden Händen der anderen Reiter überlassen zu müssen.
    Ross riß das tote Tier über seinen Sattel. Dann begann er den langsamen, gewalttätigen Prozeß, sich den Weg aus dem Chaos freizukämpfen. In seinem rauschartigen Zorn spürte er keinen der Schläge, die auf ihn niederhagelten, und er war von jeder Hemmung befreit, Schläge auszuteilen. Jede Hand, jede Peitsche war auf Ross und Rabat gezielt, doch die beiden kämpften sich unaufhaltsam durch den Mob, wobei sie rücksichtslos auf die Reiter rechts und links einschlugen.
    Sie brachen nur wenige Meter vor dem Kreis der Gerechtigkeit aus der Horde hervor. Der Staub brannte in seinen Augen, und Ross konnte das Ziel kaum erkennen, doch er trieb Rabat unbarmherzig an und verließ sich auf das Training und die Erfahrung seines Pferdes, um ihn in höchstem Tempo zum Kreis zu bringen. Um seine Sicht klar zu bekommen, nahm Ross eine Hand von dem Kadaver, um sich die Augen mit einem Zipfel seines Turbans zu

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