Wilder Als Ein Traum
Finanzwelt verbuchte, schien er immer noch in seinem hochmodernen Labor zu Hause zu sein, in dem er Wissenschaft und Computertechnik so oft zu reinster Magie verschmelzen ließ.
Es war ein Zeichen der Zerstreutheit des guten Tristan, dass er sich nicht einmal die Mühe gemacht hatte, die Nummernreihe einzugeben, die die Geheimtür zu seinem Privatlabor vor neugierigen Blicken anderer verbarg.
Tristan beugte sich über einen sterilen weißen Arbeitstisch und kritzelte eilig Zahlen auf einen gelben Block. Er trug einen zerknitterten Laborkittel, sein für gewöhnlich tadellos frisiertes Haar war ungewohnt zerzaust und das Neonlicht beleuchtete gnadenlos die Ringe unter seinen Augen.
Copperfield lehnte sich mit gekreuzten Armen in den Türrahmen. »Wann hast du zum letzten Mal geschlafen?«
Der Angesprochene fuhr zusammen, drehte sich um und blinzelte ihm über den Goldrand der alten Lesebrille, an der er starrsinnig festhielt, zu. »Das letzte Nickerchen habe
ich …« - seine Lippen bewegten sich, als er stumm abzählte - »Samstag gemacht, glaube ich.«
Cop stieß einen Seufzer aus. »Du bist keine neunzehn mehr. Weiß Arian, was du hier treibst?«
Sein Freund bedachte ihn mit einem treuherzigen Blick. »Ich glaube, sie vermutet es.«
»Und was sagt Tabitha dazu?«
Tristan schüttelte den Kopf. »Ich möchte nicht, dass sie etwas davon erfährt. Sie soll sich nicht irgendwelche Hoffnungen machen. Vielleicht würde sie zugrunde gehen, wenn es nicht funktioniert.«
Copperfield runzelte die Stirn. »Aber sie ist doch inzwischen wieder ganz vergnügt. Ich habe sie erst gestern im Fahrstuhl getroffen und sie sah geradezu fantastisch aus. Sie schien sich sogar über ihren neuen Job zu freuen.«
»Oh, das trifft wirklich zu. Denn sie ist fest entschlossen, für sich und das Baby ein neues Leben zu beginnen; deshalb habe ich sie ja auch zur Vizepräsidentin des Unternehmens ernannt. Aber selbst wenn sie lächelt, bleiben ihre Augen immer ernst.« Er setzte seine Brille ab und rieb sich müde die Nase. »So viele Jahre lang hätte ich meinem kleinen Mädchen jeden Herzenswunsch erfüllt und nie hat sie die geringste Kleinigkeit verlangt. Jetzt aber, wo sie mich zum ersten Mal um einen Gefallen bittet, kann ich nichts für sie tun.« Mit wieder zurechtgerückter Brille sah er seinen Freund todtraurig an. »Es bringt mich um …«
Copperfield setzte sich auf einen der Hocker neben dem Arbeitstisch. »In Wirklichkeit geht es natürlich um mehr als das, was Tabitha will. Hast du nicht geschworen, niemals ein Amulett in die Hände eines weiteren sadistischen Hurensohns wie Arthur Linnet fallen zu lassen?« Es schauderte ihn bei der Erinnerung an ihre beinahe tödliche gemeinsame Reise
in die Vergangenheit. »Nach allem, was du mir über diesen Brisbane erzählt hast, scheint er noch bösartiger als Arthur zu sein.«
»Aber das ist ja gerade das Tolle an meinem neuen Entwurf.« Mit vor Aufregung blitzenden Augen marschierte Tristan in Richtung des nächsten Keyboards, neben dem auf einem Analyse-Block ein undurchdringliches Gewirr von Kabeln lag. »Ich versuche nicht, einen Gegenstand zu entwickeln, der einem alle Wünsche erfüllt. Sondern ich möchte genau das noch einmal schaffen, was Tabitha zufällig an jenem Abend in ihrer Wohnung bewerkstelligt hat. Indem ich die eine Komponente des Amuletts lokalisiere und isoliere, die sowohl Tabitha als auch Arian die Überwindung des Zeit-Kontinuums ermöglicht hat, hoffe ich, einen stabilen Leiter zu entwickeln, der ausschließlich für Reisen durch die Zeit verwendet werden kann.«
Copperfield war dankbar, dass er bereits saß. Tristan hatte schon zuvor gelegentlich versucht, sowohl die Wissenschaft als auch die Kräfte der Natur zu überwinden - aber dieses Mal fürchtete er, dass sein Freund in dem verzweifelten Drang, seinem einzigen Kind zu helfen, wirklich übertrieb. Cop räusperte sich, doch seine Skepsis blieb. »Du versuchst also, etwas wie einen Tunnel zwischen den Jahrhunderten zu schaffen?«
»Genau! Einen Tunnel, der nur von diesem Ort aus betreten und durchmessen werden kann.«
Cop setzte ein gezwungenes Lächeln auf. »Himmel, an Weihnachten, Thanksgiving und bei der Geburt des Babys wäre das sicher wirklich praktisch!«
Tristan sah ihn halb schuldbewusst, halb trotzig an. »Ich will, dass meine Tochter glücklich ist - aber ich will sie keinesfalls für immer verlieren.« Er ließ die Maus über den
Block gleiten, woraufhin eine komplexe Zahlenreihe auf
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