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Wilder Als Ein Traum

Titel: Wilder Als Ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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könnte sie den Menschen dort ja einen lustigen Streich spielen? Ihre außergewöhnlich scharfen Augen passten sich automatisch an das Dunkel an und ihre Pupillen wurden groß. Sie schob eine ihrer Pfoten in einen Mülleimer, warf ihn um und runzelte, als sie merkte, dass er leer war, erbittert die Stirn. Übereifrige Putzfrauen waren ihr ein Graus.
    Im Nebenzimmer miaute sie triumphierend, als sie ein saftiges Mauskabel von einem Arbeitstisch herunterhängen sah. Sie packte die Schnur mit ihren Zähnen und zerrte so lange
daran, bis das Gerät herunterfiel. Dann kauerte sie sich vor die Maus und wartete auf deren Fluchtversuch.
    Doch das blöde Ding blieb reglos auf dem Rücken liegen und spielte einfach nicht mit. Lucy rümpfte die Nase ob einer derartigen Feigheit, sprang auf die Arbeitsplatte und schlich über das Keyboard.
    Eine Reihe von Zahlen tauchte auf dem Bildschirm auf. Lucy verbrachte einige Minuten damit, nach ihnen zu haschen, ehe sie begriff, dass sie nicht herauskamen; dann stolzierte sie weiter und freute sich über das leise Klicken, sobald sie eine Taste traf.
    Bis plötzlich ein lautes Zischen an ihre Ohren drang und sich ihr das Fell sträubte. Dieses eigenartige Gefühl hatte sie schon einmal gehabt, und wenn ihre Herrin in diesem Augenblick in der Nähe gewesen wäre, hätte Lucy jammernd bei ihr Schutz gesucht.
    Dieses Mal jedoch war sie allein. Nun erschien ein Nebelschleier über ihrem Kopf und sie kroch vor Entsetzen fauchend, an den Rand der Platte.
    Langsam verschmolz der Nebel mit einem Riss in der Textur des Raums - Lucy blinzelte verwirrt, als ein warmer Wind durch den runden Tunnel vor ihr wehte und die abgestandene Luft mit einem sommerlichen Duft erfrischte.
    Ihre Neugier besiegte ihre Furcht, sodass sie sich langsam vorwärts bewegte.
    Als sie den Rand des Lochs erreichte, flatterte ein leuchtend gelber Schmetterling darauf hervor und hockte sich auf ihre Nase. Sie schüttelte den Kopf, und als der Falter in den Tunnel entschwebte, hüpfte sie begeistert hinterher.
     
    Colin lag rücklings auf der Wiese und blickte in den leuchtend blauen Himmel. Die Luft war dunstig warm, doch der
Sommer ging zu Ende. Bald käme der Herbst und dann der Winter, der die Wiese mit einem Mantel dichten Schnees bedeckte und jede Blüte, jeden Zweig, jeden Grashalm erstarren ließe.
    Er war bereits so häufig über diesen Fleck gelaufen, dass dort sowieso kein Gras mehr wuchs. Genau an dieser Stelle nämlich hatte er Tabitha zum letzten Mal gesehen. Nur als dünnen Schimmer in der Luft, aber manchmal, wenn die Brise sanft und süß in seine Nase stieg, hätte er geschworen, dass es ihr Duft war - dann tat ihm vor Verlangen alles weh.
    Leider konnte er nicht mehr lange bleiben. Seine Leute hielten ihn bereits für halb verrückt, weil er hier im Zelt kampierte, statt sich der Annehmlichkeiten des Lebens auf der Burg zu erfreuen. Selbst Arjon schüttelte, wenn er mit Nachrichten und frischen Vorräten zu ihm herausgeritten kam, mitleidig den Kopf. Aber Arjon müsste jedes Bedauern eigentlich fern liegen, solange seine Liebe allnächtlich in seinen Armen lag. Nachdem Lyssandra seine Frau geworden war und sein Kind in genau der Zeit käme, in der der Winter seine bitterkalte Decke über die jetzt noch grüne Wiese warf …
    Seufzend setzte er sich auf. Es gab Zeiten, in denen er sich wünschte, Brisbane hätte ihn in dem Augenblick getötet, in dem sich Tabitha so plötzlich in Luft auflöste. Aber die alte Nana hatte nicht zugelassen, das jemand einem ihrer Babys etwas tat. Also hatte sie Rogers Genick wie einen dürren Zweig gebrochen und Colin war gezwungen, sinnlos weiterzuleben.
    Er schüttelte den Kopf. Tabitha wollte sicher nicht, dass er sein Leben damit vergeudete, um etwas völlig Unmögliches zu trauern. Bestimmt wollte sie, dass er sich von seinem Platz erhob und tapfer in die Zukunft ging, um dort irgendeine
Form von Zufriedenheit zu finden, wenn auch nur einen Schatten ihres geteilten Glückes.
    Zwar hatte er seine Tapferkeit bereits bewiesen - aber sich von diesem Hügel zu verabschieden, war für Sir Colin von Ravenshaw schwerer als alles, was er je zu bewältigen hatte. Dadurch würde er sich zugleich von seinem Traum verabschieden. Nie wieder würde er Tabithas süße Lippen kosten, nie würde er ihre grauäugigen Babys mit ihrem sonnengelben Haar und ihrem schüchternen Lächeln in seinen Armen wiegen. Nie würde er die Spuren feinen Silbers in Tabithas eigener goldenen Mähne sehen,

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