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Wilder Als Ein Traum

Titel: Wilder Als Ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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trauern, den sie niemals würde haben können; aber sie sah die Angst in seinem Blick und es tat ihr Leid, dass sie ihm solchen Kummer bereitete. Allerdings nicht Leid genug, dass sie den Big Mac gegessen hätte, den er in einer Tüte vor ihr auf den Tisch legte.
    Später an jenem Nachmittag hockte sie auf dem Sofa und starrte blind in den Fernseher, als ihre Mutter aus dem Lift trippelte, sich die Fernbedienung schnappte und die Kiste ausstellte.
    Ehe Tabitha auch nur einen Protest murmeln konnte, stampfte Arian mit ihrem Fuß auf, wobei sie sie geradezu gespenstisch an Lyssa erinnerte, und schrie: »Dein Vater ist für dich zu MacDonalds gefahren! Verstehst du, wie schwer ihm das gefallen ist? Er hat noch nie einen Fuß über die Schwelle eines Restaurants gesetzt, das weniger als vier Sterne hat.« Ihre Mutter durchquerte den Raum, wirbelte herum und wies mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf sie. »Er hätte deinen Onkel Sven oder einen anderen der Sicherheitsleute schicken können, aber nein! Persönlich musste er es machen! Um sicherzugehen, dass sein Baby das frischeste Sesambrötchen und den knackigsten Salat des ganzen Landes kriegt. Himmel, um ein Haar hätte er den armen Manager zum Weinen gebracht!«
    Tabitha hätte nicht sagen können, weshalb sie bei diesen Worten ebenfalls in Tränen ausbrach; aber als Arian ihr eine zerknitterte Tüte hinschleuderte, war sie derart überrascht, dass sie sie auffing.
    »Ich habe Daddy gesagt, dass ich keinen Hunger habe«, wisperte sie schwach.
    »Mach sie auf«, befahl Arian.
    Tabitha gehorchte ihrer Mutter und starrte mit großen Augen auf das, was sie in der Tüte fand. Es war ein Schwangerschaftstest,
wie es ihn in jeder Apotheke gab. Woher wusste die weltfremde Arian bloß, dass es diese Dinge gab? Schließlich war sie im Jahre 1669 auf die Welt gekommen, als davon ganz sicher niemand auch nur träumen konnte.
    »Zwar hast du uns die jugendfreie Version deines kleinen Abenteuers erzählt, aber ich kenne den Blick in deinen Augen. Ich habe ihn oft genug an mir selbst gesehen.« Arian nickte in Richtung der Badezimmertür. »Los!«
    Ohne sich auch nur die geringste Hoffnung zu gestatten, kam Tabitha dem Befehl der Mutter nach. Als sie am Badezimmerspiegel vorüberging, nahm sie sich zum ersten Mal seit ihrer Rückkehr aus dem Mittelalter wirklich wahr. Unwillkürlich starrte sie mit großen Augen auf ihr Spiegelbild. Die Frau, die ihrem Blick begegnete, war eine schmerzlich dürre Fremde mit eingefallenen Wangen und dunklen Ringen unter den Augen. Tabitha empfand ehrliche Scham. Die Person im Spiegel sah nicht aus wie jemand, in den Colin sich verliebt hätte.
    Als sie wieder herauskam, saß Arian auf dem Sofa und streichelte das Kätzchen. Sie sah ihre Tochter reglos an, doch keine von ihnen sprach auch nur ein Wort.
    Tabitha trat an den Kühlschrank, nahm die Tüte mit dem Big Mac heraus und schob ihn sich eilig in den Mund. Sie aß, als wäre sie halb verhungert - als hätte sie seit Jahren nichts mehr gegessen und bekäme vielleicht nie wieder die Gelegenheit dazu. Als sie mit dem Burger fertig war, leckte sie sich sogar die Finger ab, und Arian reichte ihr, während sie unter Tränen grinste, ein Bananencremetörtchen und einen Teelöffel.
     
    Gleich am nächsten Tag ging sie zum Arzt.
    Ihr Vater markierte Betrübnis, als die Medizintechnik des
einundzwanzigsten Jahrhunderts feststellte, dass sie nicht mit der Pest oder den Pocken, sondern mit einem kleinen Jungen zurückgekommen war. Obgleich Tristan sich aufplusterte wie ein gekränkter Gockel, weil seine liebe Tochter von irgendeinem schottischen Taugenichts geschwängert worden war, ging er noch am selben Nachmittag in ein Spielwarengeschäft und brachte eine so große ausgestopfte Giraffe von dort mit, dass sie zusammengeklappt werden musste, damit sie durch die Tür des Fahrstuhls passte.
    Tabitha schlief immer noch nicht gut; aber jetzt tätschelte sie, wenn sie von schmerzlicher Leere erfüllt im Dunkeln lag, ihren Bauch und flüsterte dem Baby liebevolle Worte zu. Sie erzählte ihm von seinem Vater - einem tapferen, edlen Ritter, der immer auf der Seite des Rechts gekämpft und einmal sogar einen Drachen getötet hatte, um das Herz seiner Liebsten zu gewinnen.
     
    Und in der folgenden Woche kehrte sie in ihr Büro zurück. Es überraschte sie, wie leicht es war, wieder die tägliche Routine aufzunehmen, sich von dem beruhigenden Rhythmus der Arbeit die Einsamkeit betäuben zu lassen, die an ihrer

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