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Wilder als Hass, süsser als Liebe

Wilder als Hass, süsser als Liebe

Titel: Wilder als Hass, süsser als Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Augen glitzerten kalt wie Eis. »Nach unserem Gesetz muß ein Mann, der sagt, er will Moslem werden, es tun - oder sterben.«
    »Ich verstehe.« ROSS hob sich mühsam auf die Füße. »Das sind in der Tat schwere Verfehlungen. Doch da er für seine Schandtaten bezahlt hat, erbitte ich von Euch seine Leiche, so daß ich sie nach Hause bringen kann.«
    »Für heute habe ich genug Zeit mit dieser Sache verschwendet«, erklärte Nasrullah brüsk. »Ich werde über Eure Bitte nachdenken und ein anderes Mal mit Euch darüber reden.« Er sah umher, bis sein Blick den einer Wache einfing. »Der Außerminister hat Fragen an Lord Kilburn. Bring den Ferengi zu ihm.« Mit diesen Worten stolzierte der Emir zurück in den Audienzsaal.
    Während ROSS dem Herrscher nachsah, ballte sich seine Faust unwillkürlich, und er mußte sich zwingen, sich zu entspannen.
    Nasrullah war so grausam und wahnsinnig, wie sein Ruf es verhieß, und er und Juliet würden das Glück des Teufels benötigen, um mit intakten Hälsen wieder aus Buchara herauszukommen. Er konzentrierte sich auf einen leidenschaftslosen Gesichtsausdruck und folgte der Wache aus dem Hof hinaus, Juliet und den Jungen im Schlepptau.
    Abdul Samut Khan führte sie in ein kleines Büro, wo der Minister für ausländische Angelegenheiten einem persischen Schreiber etwas diktierte. Der Minister war ein Usbeke mit buschigen Brauen und ständig gerunzelter Stirn, und in der nächsten Stunde unterzog er ROSS einer anstrengenden Befragung, während Juliet und der Junge still in einer Ecke des Raumes hockten.
    Zuerst wollte er wissen, ob das britische Volk wütend werden würde, wenn es von Major Camerons Tod erfuhr. Als ROSS
    antwortete, daß es schon bei der Nachricht von der Gefangennahme verärgert gewesen war, runzelte der Minister noch heftiger die Stirn und fragte, wie weit es von England nach Buchara war. Er entspannte sich, als er erfuhr, wie groß die Entfernung war, und erging sich dann in endlosen Fragen zur Innenpolitik Englands und Rußlands. Über letzteres war er bestens informiert, was kein Wunder war, denn das russische Reich drohte wie eine Gewitterwolke über Zentralasien.
    Wie auch immer, es gab ein gefährliches Intermezzo, als der Minister nach den vier britischen »Großvisieren« fragte und dann ROSS der Lüge beschuldigte, da sie anders lauteten als die, die ihm lan Cameron vor einem Jahr genannt hatte. Entnervt erklärte ROSS, daß es kürzlich einen Regierungswechsel gegeben hatte, was in einer komplexen Beschreibung mündete, wie die britische konstitutionelle Monarchie funktionierte.
    Der Bucharer war beschwichtigt, als ROSS ihm die Namen der vier Minister der vorangegangenen Regierung
    nennen konnte, obwohl ROSS bezweifelte, daß sein Befrager tatsächlich glaubte, daß eine Administration friedlich ausgetauscht werden konnte. Eine neue Regierung ohne Blutvergießen zu etablieren, entsprach ganz und gar nicht den Angewohnheiten asiatischer Herrscher.
    Die Fragen nahmen kein Ende, und ROSS war schließlich so müde, daß er sich kaum noch konzentrieren konnte. Die Karawane war lange vor Sonnenaufgang unterwegs gewesen, und der Tag war seitdem lang und anstrengend gewesen. Nun dämmerte es bereits, aber der Minister schien unermüdlich zu sein.
    Schließlich fragte ROSS: »Darf mein Diener mit meinem neuen Sklaven gehen, um seine Habseligkeiten zu holen?« Der Minister erlaubte es und beauftragte eine Wache, Juliet und den Jungen zu den Sklavenquartieren zu begleiten. Sie kehrten eine halbe Stunde später zurück, und Juliet trug ein kleines Bündel mit dem wenigen, was dem Kind gehörte. Plötzlich wurde der Minister wieder umgänglich.
    »Vergebt mir, Lord Kilburn, daß ich Euch so lange aufgehalten habe. Ich werde noch einmal mit Euch sprechen wollen, aber für heute ist es genug. Ihr müßt sehr müde von der langen Reise sein.« Mit einem Händeklatschen zitierte er bewaffnete Wachen herbei, die die Gäste in die Quartiere bringen sollten, die man für sie hergerichtet
    hatte.
    Nachdem sie ihre Kamele geholt hatten, verließen sie den königlichen Palast und wurden zu einem Gebäudekomplex mit massiven Mauern gebracht, der sich etwa eine halbe Meile von der Zitadelle entfernt befand. Als sie in das Haupthaus eintraten, kam der Nawab geschäftig auf sie zugewieselt. »Seid gegrüßt, meine Freunde.« Er verbeugte sich. »Willkommen in meiner bescheidenen Unterkunft.«
    »Ist dies Euer Haus?« fragte ROSS überrascht.
    »Aber ja. Der Emir gestattet mir

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