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Wilder als Hass, süsser als Liebe

Wilder als Hass, süsser als Liebe

Titel: Wilder als Hass, süsser als Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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bin mit einem Heiligen verheiratet.«
    »Bleib nur nicht so lange drin, daß sich das Wasser zu sehr abkühlt«, warnte er sie. »Oder du wirst herausfinden, wie sehr du dich in deinem Urteil irrst.«
    »Meine Urteilskraft ist exzellent«, beruhigte sie ihn leichthin. »Es ist nämlich so, daß Frauen eine bessere Menschenkenntnis als Männer haben.«
    Der Teufel übernahm ROSS’ Zunge, und er murmelte: »Der beste Beweis dafür ist, daß du mich geheiratet hast, und ich dich.«
    Juliets Augen weiteten sich, dann brach sie in Gelächter aus. »Es ist wahr, alles wahr«, stimmte sie schließlich atemlos zu. »Meine Urteilskraft war ganz hervorragend, deine hingegen fürchterlich.«
    Warum mußte sie bloß so lachen? Vielleicht hatte ROSS gehofft, daß sie durch seine Bemerkung beleidigt sein würde und noch mehr Distanz zwischen ihnen schaffen würde - statt dessen war ihre Fähigkeit, über sich selbst zu lachen, einfach bezaubernd. Mit einem schiefen Lächeln bemerkte er: »Ich weiß zwar nicht, was das Problem bei mir war, aber ich denke, es war nicht meine Urteilsfähigkeit.«
    Plötzlich ernüchtert platzte sie heraus: »0 ROSS, ich hab’ dich so gern. Wenn nur …«
    Als sie nicht weitersprach, hakte er nach: »Wenn nur was?«
    Sie starrte ihn ohne Hoffnung an, dann wandte sie sich plötzlich um und eilte ins Schlafzimmer. ROSS wirbelte auf dem Absatz herum und trat durch den Bogen, der zum Balkon hinausführte. Draußen umklammerte er das Geländer, bis seine Knöchel weiß hervortraten, und blickte hinunter, während er tiefe, konzentrierte Atemzüge nahm. Juliet hatte ihn gern. Wunderbar.
    Sie bewunderte seine Urteilskraft. Wie schmeichelnd. Während des Sandsturms hatte sie zugegeben, daß sie ihn auch begehrte.
    Wie schade, daß Liebe nicht auf der Liste stand, denn die Bresche, die sie beide trennte, war so gewaltig, daß nur Liebe sie eventuell überbrücken konnte. Und selbst das wäre vielleicht nicht genug -
    vor zwölf Jahren hatte es jedenfalls nicht gereicht-. Wie immer war das, was ihn wirklich krank machte, die Tatsache, daß er immer noch nicht wirklich begriff, warum sie ihn verlassen hatte.
    Die Gründe, die sie angegeben hatte, machten zwar durchaus Sinn, aber er konnte sich nicht des Gefühls erwehren, daß sie bloß wie Rauchglas waren, das eine tiefere Wahrheit verdunkeln sollte.
    Langsam stieß er den Atem aus. Er wußte, daß sich seine Gedanken einmal mehr in einem altvertrauten Kreis bewegten. Er konzentrierte sich darauf, seine Umgebung wahrzunehmen, und stellte fest, daß die Temperatur angenehm gefallen war. Obwohl die Geräusche der Stadt schwach hörbar waren, hatte Abdul Samut Khans Komplex etwas von ländlichem Frieden. Es war so still, daß es unmöglich war, die schwachen, plätschernden Geräusche im Schlafzimmer zu überhören. Unmöglich, sich nicht vorzustellen, wie sie in die Wanne stieg, erst eins ihrer langen, wohlgeformten Beine hineinschwang, dann das andere. Sich setzte, daß das Wasser bis zu ihren Brüsten reichte. Würde sie zuerst ihr Haar waschen oder erst, nachdem sie den Rest ihres Körpers abgeschrubbt hatte? Die Seife, die über die herrliche samtweiche Haut glitt. • •
    Er bemerkte, daß er schneller atmete. Wenn er sich nicht irgendwie in den Griff bekam, würde er vermutlich verschmoren und nur noch ein Häufchen qualmender Asche auf dem Lehmboden hinterlassen.
    Widerwillig grinste er. Das wäre eine einfach Möglichkeit, Buchara zu verlassen, aber noch hatte er seinen Auftrag nicht erledigt. Seine Gedanken wanderten noch einmal zurück zu der Audienz beim Emir, und er analysierte jede Kleinigkeit, jeden Eindruck, den er vielleicht später brauchen würde. Er war noch darin versunken, als Juliet hinter ihm verkündete: »Du bist dran.«
    »Das ging aber schnell«, bemerkte er, als er den Balkon verließ und zu ihr hereinkam. Sie hielt sich ein gutes Stück vom Türbogen fern, so daß sie von draußen niemand sehen konnte.
    »Deine angedeutete Drohung, was du tun würdest, falls ich das ganze heiße Wasser verbrauche, hat mich entsetzt«, erklärte sie mit ernster Miene. »Ich wasche meine Kleider später. Wenn ich damit nämlich fertig bin, wird das Wasser für menschliche Benutzung nicht mehr geeignet sein.«
    Sie fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, um die Knoten herauszuarbeiten. Dicke rote Strähnen fielen ihr über die Schultern, und selbst naß schimmerten sie wie dunkles Feuer. Es war ein Fehler gewesen, ihr ein Gewand aus leichtem Stoff zu

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