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Wilder als Hass, süsser als Liebe

Wilder als Hass, süsser als Liebe

Titel: Wilder als Hass, süsser als Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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reichte dem Emir die Waffen zurück.
    Ohne sich mit Zielen aufzuhalten, schoß der Emir auf den Brunnen. Die schwere Kugel krachte gegen den Marmor und prallte ab, als parfümiertes Wasser aus dem Bek-ken herauszutröpfeln begann. »Herrlich! Herrlich!«
    Die Höflinge husteten in dem beißenden Qualm, doch Nasrullah tauschte die Pistolen aus und feuerte die zweite ab, wobei er diesmal ein Büschel scharlachroter Nelken wegpustete.
    »Wundervoll!«
    Als ROSS nachlud, murmelte der Emir schelmisch: »Natürlich kann man eine Waffe nur richtig ausprobieren, wenn man die Aufgabe ausführt, für die sie geschaffen worden ist.« Er hob eine der nachgeladenen Pistolen und setzte hinzu: »Die Aufgabe einer Waffe ist es, Feinde zu töten.«
    Alarmiert von dem Unterton unseligen Vergnügens in der Stimme des Herrschers, machte ROSS sich auf Schwierigkeiten gefaßt. Doch nichts hätte ihn auf die entsetzliche Furcht vorbereiten können, die er empfand, als der Emir herumwirbelte und die Pistole direkt auf Juliets Kopf zielte.
Kapitel 16
    EINEN ENDLOSEN, FURCHTBAREN Augenblick starrte Juliet auf die tödliche schwarze Mündung der Pistole. Unter so gut wie jedem anderen Umstand wäre sie in Dek-kung abgetaucht, während sie ihr eigenes verborgenes Messer gezogen hätte. Doch hier, im Palast des Emirs, umgeben von seinen Wachen, wagte sie es nicht, denn eine Flucht wäre unmöglich gewesen, und alles, was sie tun würde, konnte ROSS’ Leben gefährden.
    Dann schob sich die breitschultrige Gestalt ihres Mannes vor das Bild der Waffe, als ROSS zwischen sie und den Emir trat. Mit einer Stimme, die nur einen Hauch von Vorwurf enthielt, sagte er: »Bei meinem Volk wird es als ernster Bruch der Etikette betrachtet, den Sklaven eines Mannes ohne Grund zu töten.«
    Juliet hörte ein lautes, enervierendes Gelächter, das durch das Krachen eines weiteren Pistolenschusses gekrönt wurde. Einen qualvollen Augenblick glaubte sie schon, Nasrullah habe auf ROSS
    geschossen, aber einen Sekundenbruchteil später regneten Palmwedelfetzen auf sie hinunter.
    »Gott möge behüten, daß ich die Bräuche eines Gastes verletze«, sagte der Emir großzügig. »Ihr habt recht. Es ist weitaus höflicher, einen von meinen Sklaven umzubringen.«
    Mit immer noch wild hämmerndem Herzen wich Juliet langsam zurück zu der nervösen Ansammlung der Höflinge und bewegte sich gleichzeitig etwas zur Seite, damit sie besser sehen konnte, was geschah. Jene Höflinge, die glücklich genug waren, hinten in der Menge zu stehen, waren bereits davongehuscht.
    Nasrullah überblickte abwägend die Leute im Hof. »Wer von diesen Schakalen hat den geringsten Wert für mich?« Sein Blick fiel auf einen Jungen, der mit einem Messingtablett voll frischem Obst gerade in den Hof gekommen war. Juliet nahm an, der Bursche benutzte den Hof als Abkürzung zu einem anderen Teil des Palastes.
    »Du, Junge!« Der Herrscher winkte mit der Pistole zur gegenüberliegenden Seite des Hofes. »Stell dich da rüber!«
    Das Kind war nicht älter als zehn und vermutlich persischer Herkunft. Sofort erfaßte es, was der Emir vorhatte, keuchte entsetzt auf und ließ das Tablett fallen. Die Messingplatte traf mit einem hohlen Gongschlag auf dem Boden auf, und Früchte purzelten und rollten in alle Richtungen. Der Junge versuchte zu fliehen, aber zwei Wachen hielten ihn augenblicklich auf.
    Als die eine Wache das erwählte Opfer zur anderen Seite des Hofes zerrte, nahm die andere den Turban des Kindes ab und riß den Stoff in zwei Streifen. Dann banden sie den Jungen damit an den Handgelenken an zwei Palmen, damit er nicht weglaufen konnte. Als sie damit fertig waren, traten die Wachen hastig zur Seite, bevor sich Nasrullah vielleicht entschied, auf größere Ziele zu

    schießen.
    Hoffnungslos starrte das Kind auf seinen königlichen Herrn. Sein Gesicht war schweißbedeckt, und sein kleiner Brustkorb hob und senkte sich in keuchenden, panischen Atemzügen. In dem Hof herrschte absolutes
    Schweigen, das nur vom Plätschern des Brunnens und dem fröhlichen Gezirpe der Vögel in den Palmen gestört wurde.
    Ruhig richtete der Emir seine Waffe auf sein lebendiges Ziel und zog den Hahn. Als das Krachen der Pistole ohrenbetäubend von den Marmorwänden widerhallte und eine Wolke beißenden Qualmes aufstieg, schrie der Junge verzweifelt und voller Angst auf - ein Laut, der einem das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    Einige Sekunden verstrichen, bis der Qualm sich so weit verzogen hatte, um zu erkennen,

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