Wilder als Hass, süsser als Liebe
zu bekommen, aber ich fand den Gedanken, die Gunst einer Frau zu erkaufen, ziemlich abstoßend«, antwortete er. »Eine Jungfrau zu verführen war auch keine Alternative … Ich hatte keine Lust, einen Bastard zu zeugen oder das Leben eines Mädchens zu ruinieren. Da war es schon besser, meine Energien in Dinge wie das Arabischstudium zu stecken.«
»Kein Wunder, daß du so tüchtig in Sprachen wurdest«, gab sie mit einem herausfordernden Lachen zurück. »Aber wie wußtest du dann damals, was…?« Verlegen brach sie mitten im Satz ab.
»Es gibt Zeiten, wenn ein Gelehrtengeist sehr nützlich ist«, erklärte er. »Vierzehn Tage vor unserer Hochzeit engagierte ich eine sehr teure Kurtisane und bat sie, mir zu zeigen, was Frauen mögen. Sie war höchst amüsiert von der Idee, demonstrierte mir aber alles sehr ausführlich, wobei sie allerdings meinte, es wäre netter gewesen, wenn ich mich beteiligt hätte.«
Juliet musterte ihn forschend. »Das ist seltsam. Du konntest ihren Schmeicheleien wirklich widerstehen?«
»Ja«, sagte er schlicht. »Nachdem ich dich kennengelernt hatte, wollte ich keine andere Frau mehr.«
Zärtlich streichelte sie mit dem Handrücken seine Wange. »Dein Forschungsprojekt funktionierte gut. Ich hätte niemals den Verdacht gehabt, du wärst genauso Novize wie ich.«
»Ich bin froh, daß ich dich überzeugen konnte. Jetzt nach all den Jahren scheint es nicht mehr relevant, aber damals war es so unglaublich wichtig für mich, daß ich dir meine Unwissenheit nicht zeigte.«
Mit fast unmerklichem Beben in der Stimme sagte sie: »Jetzt hast du aber ganz sicher Erfahrung. Man merkt es.«
Er spürte einen Anflug von Ärger. »Vorwürfe, Juliet? Bestimmt hast du doch von mir kein Zölibat erwartet, nachdem du mich verlassen hast.«
»Nein«, gab sie traurig zurück. »Natürlich nicht. Ich stelle nur einfach fest, daß ich ein wenig eifersüchtig bin.«
Wenn das Thema unbelastet gewesen wäre, hätte er vielleicht ihre Ehrlichkeit liebenswürdig oder gar schmeichelhaft gefunden. So aber schürte sie seinen Ärger nur noch.
Vom Verstand her hatte er immer akzeptiert, daß er keinen Grund hatte, einem Ehegelübde treu zu bleiben, das in seiner Essenz zu Ende war, doch er hatte sich niemals wohl mit einer anderen Frau gefühlt. Dieses Ungleichgewicht zwischen Bedürfnis und Bewußtsein hatte stets wirkliche Befriedigung verhindert. Er rollte sich auf den Rücken, so daß sie sich nicht länger berührten.
»Ich denke, du hast überhaupt kein Recht, eifersüchtig zu sein. Aber wenn es dich irgendwie tröstet, kann ich dir sagen, daß meine Treuebrüche in den letzten Jahren weitaus weniger waren als deine.«
»Die Gerüchte über meine Schandtaten waren gewaltig übertrieben«, antwortete Juliet mit erstickter Stimme.
»Übertrieben vielleicht, aber nicht einfach glattweg erfunden«, entgegnete er fest. Etwas Dunkles und Gefährliches richtete sich in den schwarzen Tiefen seines Bewußtseins auf, eine Szene, die er verdrängt hatte, doch die er niemals wirklich hatte vergessen können. Als die Erinnerung sich nun an die Oberfläche drängte, brachte sie wilden Zorn mit. »Ich weiß nicht, wie viele der Geschichten wahr gewesen sind, aber ich mußte glauben, was ich mit eigenen Augen gesehen habe.«
Sie setzte sich auf und rückte von ihm weg bis zur Bettkante. Im Licht der frühen Dämmerung schien ihr Gesicht blaß und unergründlich. »Was… was meinst du damit?«
Seine Hände ballten sich zu Fäusten, als er versuchte, seine Wut unter Kontrolle zu bringen, aber er konnte sie nicht mehr unterdrücken. »Kannst du dich noch daran erinnern, daß du im Hotel Bianca auf Malta warst? Ich schon.«
Juliet keuchte auf und zog ihre Knie hoch, die sie mit den Armen umschlang. »Was hast du denn in Malta gemacht?«
Er stützte sich auf den Ellenbogen und starrte sie mit verengten Augen an. »Was, zum Teufel, soll ich da wohl gemacht haben?
Ich bin dir hinterhergelaufen! Da warst meine Frau…! Glaubst du wirklich, du konntest unserer Ehe mit einer rätselhaften Nachricht ein Ende machen? Nein, Juliet, so naiv kannst du nicht sein.«
Sein Puls begann sich zu beschleunigen, als sich die Bilder der Vergangenheit vor seinem inneren Auge mit der ganzen Gewalt der Qual abspulten, die ihm damals scho» die Eingeweide umgedreht hatten. Es war spät gewesen, &s er im Hafen von Valletta von Bord gegangen war und sich dfr rekt zum Hotel Bianca begeben hatte, das als beste Unterkunft auf Malta galt. Er
Weitere Kostenlose Bücher