Wilder als Hass, süsser als Liebe
sie, daß es ganz typisch für ROSS war, die Grausamkeit der Plünderer zu ihren Gunsten auszunutzen.
Er war einzigartig unter Millionen. Wie schade, daß sie nicht einzigartig genug war, um semer wert zu sein.
Shahid verband die Schußwunde an seinem Handgelenk und fluchte dabei aus vollem Herzen. Diese verdammten Turkmenen hatten mit ihrer unerwarteten Attacke fast alles ruiniert. Nach einem lärmenden Beginn war die Auseinan-dersetzung zu gelegentlichen Schüssen und blumigen, ge-brüllten Beleidigungen abgeebbt, was sich bis zum Einbruch der Dunkelheit hingezogen hatte. Shahids kleine Armee war auseinandergesprengt worden, und er hatte acht seiner Männer verloren, jedoch nicht an den Tod, sondern an Feigheit.
Inzwischen würden diese Schweine schon auf halber Strecke nach Buchara sein.
Doch Shahid hatte wenigstens drei Männer halten können, und es waren die zähesten, die gefährlichsten und die loyalsten. Das würde reichen, um die Sache zu Ende zu bringen. Shahid rechnete aus, daß es etwa zwei weitere Tage dauern würde, um die Stunde, die sie verloren hatten, wieder wettzumachen. Sie müßten Kilburn dort eingeholt haben, wo die Wüste schon fast in die Berge überging.
Der Usbeke stieg wieder auf und befahl den drei Männern, das gleiche zu tun. Dann ritten sie in die Nacht hinaus. Die nächsten zwei Tage waren anstrengend, denn sie mußten alles geben, um den Vorsprung aufzuholen, aber vier Männer wirbelten,weniger Staub auf als zwölf, und Kil-burn schien nicht im mindesten zu ahnen, daß er immer noch verfolgt wurde.
Sie erwischten den Ungläubigen in den zerklüfteten Hügeln, die den Beginn des persischen Hochlands markierten. Das rauhe Terrain verschaffte ihnen einen Vorteil, denn Shahid konnte, ohne selbst gesehen zu werden, seine Männer durch die Felsen führen, bis sie den Feind in Sicht hatten. Als klares Zeichen, daß das Glück auf ihrer Seite war, senkte sich der Pfad vor ihnen in eine weite Schlucht, bevor er wieder anstieg. Kilburn und seine Gefährten waren bereits am anderen Ende der Schlucht, unterhalb ihrer Verfolger, und machten sich gerade an den Aufstieg. Es war eine perfekte Stelle für einen Hinterhalt.
Shahid befahl seinen Leuten, abzusteigen und in Dek-kung zu gehen. Als die Waffen geladen, die Ziele anvisiert waren und mehr Munition in Griffweite war, gab er den Befehl zum Feuern.
Das Ziel, das er sich selbst ausgewählt hatte, war dieses Schwein: Kilburn.
Trotz der kontinuierlichen glühenden Hitze fand Juliet, daß die letzten zwei Reisetage leichter gewesen waren, denn schließlich wußte sie, daß das Schlimmste hinter ihnen lag. Der nächste Brunnen nach ihrem Zusammentreffen mit den Turkmenen war üppig gewesen, und sie hatten genug Wasser sammeln können, um damit bis nach Hause zu kommen.
Als die Hügel in Sicht kamen, erkannte Juliet die Gegend wieder und führte die Gruppe auf der direktesten Route nach Serevan.
Während sie nun auf der anderen Seite der Schlucht hinaufkletterten, trug der trockene Wind die Düfte und die kühlere Luft des Hochlands zu ihnen, und die Laune der Reisenden steigerte sich beträchtlich.
»Es sind nur noch gut fünf Meilen bis zur Festung«, verkündete Juliet mit tiefster Zufriedenheit. »Das heißt, wir haben Zeit für einen ausgedehnten Besuch im Hammam, bevor es Essen gibt.«
ROSS grinste vergnügt. »Du bist wie ein Pferd, das den Geruch seines Stalles in den Nüstern hat.«
Juliet lächelte. Sie ritten hintereinander, ROSS und Murad vor ihr, lan folgte als letzter.
»Du hast es geschafft, Murad«, behauptete ROSS beeindruckt. Der Pfad war gerade ein wenig breiter, und ROSS schloß neben Murads Pferd auf. »Du hast uns sicher durch die Karakum geführt, und das auf einer Strecke, die du niemals selbst geritten hast. Ich denke, das qualifiziert dich zu einem Meisterführer.«
Murad lachte geschmeichelt. »Worte sind ja sehr schön, Kilburn!«
Er beugte sich vor. »Hauptsache, du vergißt den Bonus nicht, den du mir versprochen hast, wenn ich es gut mache!«
Doch dann war es aus mit ihrer vergnügten Stimmung. Eine Salve Gewehrschüsse krachte los. Einer der Männer vor Juliet schrie auf, aber sie vergeudete keine Zeit damit, nachzusehen, wer es war. Als Kugeln von den Felsen abprallten, ließ sie sich vom Pferd fallen und kroch hastig hinter eine Ansammlung von Steinen. Dort zwang sie ihr Pferd hinunter, damit es ebenfalls geschützt war.
Ein paar Meter oberhalb hatte auch ROSS Deckung gesucht und sein Gewehr
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