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Wilder als Hass, süsser als Liebe

Wilder als Hass, süsser als Liebe

Titel: Wilder als Hass, süsser als Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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ängstlichen Bedürfnis, das Unvermeidliche noch eine Weile hinauszuschieben, glitt sie mit erzwungener Fröhlichkeit aus dem Bett.
    »Du mußt doch Hunger haben. Soll ich etwas zum Frühstück herbringen lassen? Die Melonen schmecken im Moment am besten, besonders nach einer Woche trockener Wüstennahrung.
    Wir haben aber auch so gut wie alles, was du dir wünschen kannst. Bis auf geräucherten Hering natürlich. Oder Hafermehl.
    Aber wer will schon Hafermehl?«
    »Juliet«, mahnte er weich. »Du redest dummes Zeug.«
    »Ich weiß.« Sie strich sich fahrig durchs Haar und zwang sich, etwas ruhiger zu werden. »Da wir so lange fort waren, ist heute unglaublich viel zu tun, besonders, da Saleh erst in zehn Tagen oder so hier eintreffen wird. Ich muß mit dem Aufseher und den Dienern reden und hundert andere Sachen erledigen.« All das stimmte, war aber kaum der Grund für ihre Nervosität.
    Er schenkte ihr ein Lächeln, das besagte, daß er genau wußte, was in ihr vorging. »Dann machst du dich jetzt besser direkt an die Arbeit. Im Augenblick beabsichtige ich, aus meinem angeschlagenen Zustand Vorteile zu zie- hen und den Tag so faul wie möglich zu vertrödeln. Ein
    paar Stunden mehr Schlaf versorgen mich bestimmt mit genug Energie, daß ich in den Hammam gehen kann, danach würde ich vielleicht gern noch ein paar weitere Stündchen schlafen.«
    »Hört sich nach einem wunderbaren Tagesprogramm an.« Sie beugte sich vor und küßte ihn schnell, dann ergriff sie die Flucht.
    Doch sie wußte, daß die Stunde der Entscheidung nur hinausgeschoben war.
    ROSS verbrachte den Tag fast so faul, wie er angedroht hatte.
    Außer das Badehaus zu besuchen, mühte er sich gerade zu genug Aktivität ab, um seine beiden anderen Reisegefährten aufzusuchen. lan schlief immer noch, während sein ausgezehrter Körper versuchte, all die Entbehrungen des letzten Jahres zu kompensieren.
    Murad dagegen war in bester aufgeweckter Laune. ROSS fand ihn im Schatten eines Baumes im Garten sitzend, wo er an Melonen-Sherbet nippte und versuchte, mit einer kichernden, jungen Dienerin zu flirten. Als er seinen Arbeitgeber entdeckte, grinste er breit. »Und so endet unser großes Abenteuer. Vielleicht gebe ich die Arbeit als Führer auf und werde statt dessen Geschichtenerzähler. Dann verdiene ich mir meine Mahlzeiten, indem ich Märchen um den legendären Kilburn spinne.«
    ROSS mußte lächeln. »Auf jeden Fall ist das sicherer, als Turkmenen herauszufordern.« Er setzte sich und nahm dankend einen Kelch mit Sherbet. »Ich werde ziemlich bald nach Teheran abreisen, vielleicht schon morgen. Ich würde mich freuen, wenn ich deine Führerqualitäten ausnutzen könnte, aber vielleicht ist es besser, wenn du bleibst, bis dein Arm geheilt ist.«
    »Ich werde mitkommen«, beschloß Murad spontan. »Mein Arm ist nicht so schlimm, und ich freue mich darauf, auch nach Hause zu kommen. Aber wird Lady Kil-burn so schnell bereit sein? Sie wird doch bestimmt einiges packen müssen. Auf jeden Fall würde meine Mutter unendlich viel Zeit dazu brauchen, wenn sie in ein anderes Land reisen würde.«
    ROSS nahm einen Schluck Sherbet und ließ seine Blicke über den Garten schweifen. »Ich bezweifle, daß sie mit mir kommt. Wir müssen … darüber sprechen, aber ich glaube, sie wird sich entscheiden, in Serevan zu bleiben, denn es war so viele Jahre ihr Zuhause.«
    Nach einem verwirrten Schweigen sagte Murad schließlich: »Aber ihr schient mir so … so vereint. Ich dachte, du würdest sie bei dir haben wollen.«
    »Das will ich ja auch, aber ich fürchte, der Wunsch ist nicht gegenseitig.«
    »Aber sie ist deine Frau!« rief Murad aufgebracht. »Der Platz einer Frau ist bei ihrem Mann. Du mußt ihr befehlen, mit dir zu kommen.«
    »Befehle nützen nicht viel, denn Lady Kilburn hat ihren eigenen Kopf«, bemerkte ROSS trocken. »Das hast du sicher schon festgestellt. Und unsere Sitten erlauben den Frauen eine ganze Menge Selbstentscheidung.«
    Nach einer weiteren, noch länger dauernden Pause sagte der junge Perser schwach: »Ich verstehe nicht.«

    »Ich auch nicht, Murad, ich auch nicht.« Vielleicht, dachte ROSS
    müde, würde es einen Unterschied machen, wenn er Juliet verstünde. Aber wahrscheinlich nicht.
    Die Stunde der Aussprache kam am Abend, nach dem Essen.
    Juliet hatte es geschafft, den ganzen Tag beschäftigt zu sein und sich nicht einmal blicken zu lassen. Mehrmals hatte sie nach lan gesehen, aber er schlief immer noch, und sie wollte ihn nicht

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