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Wilder als Hass, süsser als Liebe

Wilder als Hass, süsser als Liebe

Titel: Wilder als Hass, süsser als Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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ansonsten keine ernsthafteren Verletzungen vorhanden zu sein.
    Juliet riß ihren Tagelmoust ab, und ihr Haar löste sich aus dem groben Zopf und ergoß sich über ihre Schultern, doch sie strich es ungeduldig zurück und begann Streifen von dem Stoff abzureißen.
    Sie hatte gerade einen über ROSS’ Wunde gewickelt, als ein Kieselregen davon kündete, daß jemand näherkam.
    Sie wirbelte gerade noch rechtzeitig herum, um zu sehen, wie Shahid sich, seine Waffe im Anschlag, auf die Felsplatte hievte.
    Er war kaum drei Meter von ihr entfernt, und für den Bruchteil einer Sekunde erstarrten sie beide im gegenseitigen Schock.
    »Eine Frau!« keuchte Shahid auf und starrte vollkommen verdattert auf Juliets Gesicht und die seidigen Lok-ken, die vom Wind zerzaust wurden. »Also ist Kilburns Targi-Junge in Wahrheit eine Ferengi-Hure!«
    Der Koran befahl, mit Frauen und Kindern Gnade walten zu lassen, aber das war eine Regel, die Shahid niemals befolgt hatte.
    Mit einem Ausdruck grausamer Freude auf dem Gesicht hob er seine Waffe. »Jetzt wirst du deinem Liebhaber folgen.«
    Aber er war nicht schnell genug. In dem überraschten Augenblick, in dem Shahid die Tatsache aufnahm, daß sie eine Frau war, riß sie die Pistole hoch und entsicherte sie.
    Dann hielt sie die Pistole mit beiden Händen, damit sie auch ganz sicher richtig traf - und schoß Shahid Mahmud aus nächster Nähe direkt durch das Herz.
Kapitel 26
    DAS OHRENBETÄUBENDE KRACHEN von Juliets Pistole holte ROSS in einen dämmrigen Zustand des Bewußtseins zurück.
    Obwohl sein Körper jede Bewegung verweigerte, schaffte er es, seine Augen einen Spalt zu öffnen und sah gerade noch, wie die Gewalt des Schusses Shahid herumwirbeln ließ und ihn dann über die Felskante stieß. Als die Leiche des Usbeken geräuschvoll den Felsen herunterpolterte, ließ Juliet mit bebenden Händen die Pistole sinken.
    Sie drehte sich zur Schlucht um und rief mit einem leichten Zittern in der Stimme: »Männer aus Buchara! Eure Mission ist vorbei! Euer Anführer, Jawer Shahid Mahmud, ist tot und der Ferengi tödlich verwundet. Wenn ihr euch jetzt zurückzieht, könnt ihr eure Waffen nehmen und in Frieden verschwinden. Wenn ihr aber weiterkämpft, hetzen wir euch wie Hunde, bis ihr tot seid.«
    Sie hielt inne, um Atem zu holen, und ROSS empfand eine finstere Zufriedenheit, als er hörte, daß er tödlich verwundet war, denn das erklärte, warum er so fühlte, als wäre sein Geist nicht mehr richtig mit seinem Körper verbunden. Da war kein Schmerz, nur Taubheit und eine schwebende Gelassenheit, als wäre er ein Stück Treibgut zwischen den Gezeiten des Todes.
    Juliet fuhr fort, und ihre Worte echoten in der steinernen Schlucht: »Ich bin Gul-i Sahari, und meine Festung Serevan ist nur wenige Meilen von hier entfernt. Meine Männer werden bereits, alarmiert durch die Schüsse, hierher unterwegs sein. Ihr werdet keine Chance gegen sie haben.«

    Zuerst kam keine Antwort. Dann ertönte eine Stimme von der anderen Seite der Schlucht. »Was ist mit unseren Toten?«
    »Shahid war ein grausamer Schlächter, aber er besaß die Tugend der Tapferkeit, und er starb in Ausübung seiner Pflicht!« rief Juliet zurück. »Wenn ihr in Frieden zieht, verspreche ich euch, daß er und der andere, der ebenfalls gefallen ist, in Ehren und nach Brauch der Sunniten begraben werden.«
    Wieder gab es eine Pause, als würden die Überlebenden sich absprechen. Dann gellte die Stimme wieder herüber: »Wie können wir euch trauen? Wenn du dich zeigst, dann tun wir es ebenso.«
    ROSS wollte ihr zurufen: »Um Himmels willen, Juliet, trau ihnen bloß nicht!« - aber er konnte sich weder bewegen noch etwas sagen, er konnte nur hilflos zusehen, wie Juliet sich aufrichtete und an die Felskante trat.
    Groß und stolz hob Juliet Cameron Carlisle, die Blume der Wüste und die Marquise von Kilburn, ihre offenen Handflächen über ihren Kopf, um zu zeigen, daß sie keine Waffe in der Hand hielt. Einen langen, schier endlosen Moment schien die ganze Schlucht den Atem anzuhalten. Mit ihrem leuchtenden Haar und dem schwarzen Gewand sah sie aus wie eine antike Kriegsgöttin, die Frieden anbot, doch töten würde, falls jemand ihr Vertrauen mißbrauchte.
    ROSS betrachtete sie im Profil, und das Bild traf ihn mit messerscharfer Klarheit. Es war ein Anblick, den er niemals vergessen würde, solange er lebte - was offenbar nicht mehr allzu lang sein würde. Der Gedanke rüttelte ihn vollständig wach, denn wenn er starb, mußte er ihr

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