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Wilder als Hass, süsser als Liebe

Wilder als Hass, süsser als Liebe

Titel: Wilder als Hass, süsser als Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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wecken.
    Sie und ROSS hatten mit Salehs Familie gegessen, was bedeutete, daß sie keine Möglichkeit hatten, ein privates Gespräch zu führen, aber nur allzu bald kam die Zeit, ins Bett zu gehen. Juliet konnte schlecht ihren Mann aus ihrem Schlafzimmer verbannen, wenn sie sich doch nichts mehr wünschte, als ihn bei sich zu haben. Nein -
    noch mehr wünschte sie sich die Unkompliziertheit, die sie in Buchara erfahren hatten, als es nur die Gegenwart gab, keine Vergangenheit und schon gar keine Zukunft.
    Ohne ROSS anzusehen, zog Juliet sich einen bestickten, grünseidenen Kaftan an. Dann hockte sie sich auf den Diwan und begann sich die Haare zu bürsten, während sie versuchte, sich ein neutrales, sicheres Thema auszudenken. Vielleicht konnte sie ja wie Scheherazade die Katastrophe unendlich hinausschieben, indem sie sich immer wieder neue Geschichten ausdachte, um das gefährliche Terrain zu vermeiden.
    Unglücklicherweise war ROSS mit zuviel westlicher Direktheit gesegnet. Anstatt sich den simplen, braunen Chapan auszuziehen, setzte er sich neben sie und begann schlicht: »Juliet, komm mit mir nach England zurück. Wir sind jetzt zwölf Jahre älter und klüger, und du scheinst meine Gesellschaft nicht besonders zu verabscheuen. Bestimmt können wir alles lösen, was du als Problem in unserer Ehe ansiehst.«
    Sie versteifte sich, und ihre Hand, die die Bürste hielt, fiel in ihren Schoß. Sie war im Geiste ständig durchgegangen, was sie sagen konnte, um ROSS davon zu überzeugen, daß ein Zusammenbleiben unmöglich war. Und nun hoffte sie, ihre oberflächlichen Argumente würden ROSS genügend überzeugen, daß er nicht nach dem tieferen, wahren Grund bohren würde, den sie niemals zugeben
    konnte.

    »Ich fürchte, die geographische Vereinbarkeit ist tatsächlich ein unlösbares Problem«, erwiderte sie mit auf-gesetztem Humor. »Wenn du nicht Erbe deines Vaters wärest, könntest du hier in Persien bleiben. Aber ich kenne deinen Sinn für Verpflichtungen nur zu gut, um zu erwarten, daß du deiner Verantwortung in England den Rücken kehrst.«
    ROSS lehnte sich in die Polster zurück und betrachtete sie mit Augen, die kühl und gefährlich blitzten. Dies war kein Kampf, den sie leicht gewinnen konnte. »Da hast du allerdings recht.
    Meine Zukunft liegt jetzt in England. Aber warum ist es so undenkbar, daß du ebenfalls dort wieder leben würdest? Du schienst mir damals ganz zufrieden.«
    Ihre Hände ballten sich automatisch zu Fäusten, und sie mußte sich zwingen, sie wieder zu entspannen. »Es tut mir leid, aber ich fürchte, ich werde in England ersticken. Es gibt dort so viele gesellschaftliche Regeln, so viele Möglichkeiten, Fehler zu machen.«
    »Das hast du damals bestens hinbekommen, indem du die Regeln, die dir gefielen, befolgtest und die anderen schlichtweg ignoriert hast«, konterte er. »Wichtiger noch: Du wärest jetzt eine Marquise und später eine Du-chess. Um es platt auszudrücken, du kannst dann jedes verdammte Ding tun, auf das du Lust hast. Habe ich dich denn so sehr zu zensieren versucht? Du hast mir gesagt, daß meine Kritik dich verletzt hat, und zweifellos war ich weit unsensibler, als ich es hätte sein müssen, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß ich ein Tyrann war.«
    Nein, das war er nicht gewesen. Nun war es Zeit für einen anderen, viel schmerzlicheren Aspekt der Wahrheit. »Das Problem war nicht, was du getan hast, sondern was ich mir selbst angetan habe.« Sie starrte auf die Bürste, ohne sie wahrzunehmen, und drehte den Griff ruhelos in ihren Händen.
    »Ich liebte dich so sehr, daß ich mich
    selbst verstümmelte, um dir zu gefallen. Mein Sinn dafür, wer ich war, meine Unabhängigkeit… all das, was du an mir mochtest… ich konnte fühlen, wie es verschwand. Ich wollte so nicht leben, und ich wollte nicht wie diese langweiligen, fügsamen Frauen werden, die du, wie du sagtest, niemals lieben konntest.«
    Er kreuzte die Arme vor der Brust und sah sie herausfordernd an. »Es ist schmeichelhaft zu hören, daß du so wahnsinnig in mich verliebt warst. Aber selbst wenn du damals um deine Unabhängigkeit gefürchtet hast, kann das doch heute kein Problem mehr sein. Du bist kein unsicheres Mädchen mehr.
    Dein Charakter wird nicht verkümmern, nur weil irgendwelche überzüchteten Weibchen auf dich herabsehen.«
    Sie stand auf und ging nervös im Zimmer auf und ab, wobei die grüne Seide um ihre Beine raschelte. »Du versuchst, alles, was ich sage, auf einfache Punkte zu

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