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Wilder als Hass, süsser als Liebe

Wilder als Hass, süsser als Liebe

Titel: Wilder als Hass, süsser als Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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reduzieren, die man wegargumentieren kann, aber es ist komplizierter als das.« Sie wandte sich zu ihm um. »Die Frage ist nicht, ob ich England tolerieren kann - ich kann es. Aber mir gefällt Serevan. Ich habe hier etwas Wertvolles aufgebaut, habe Leuten, die in Armut und Angst lebten, dabei geholfen, Wohlstand und Glück zu erlangen. Wie kann ich das alles aufgeben?«
    Er seufzte. »Ich spüre den Schatten von Lady He-ster Stanhope über uns schweben. Ich kann es dir nicht verübeln, bei den Menschen zu bleiben, die von dir abhängen, aber du hast eine starke, gesunde Gemeinde errichtet… sie würde nicht zusammenbrechen, wenn du gehst. Übergib Serevan Saleh, wenn er zurückkommt. Er ist genauso fähig, die Festung zu führen wie du.«
    Die Tatsache, daß ROSS recht hatte, machte Juliets Standpunkt nicht gerade einfacher. Er drängte sie in die Defensive. »Aber ich will Serevan nicht verlassen. Ich habe hier soviel Freiheit.«
    »Das ist eine Illusion, geboren aus der Position der Au-
    ßenseiterin. Du hast dich durch deine Fremdheit und durch Geld von der persischen Realität freigekauft«, sagte er verärgert. »Willst du so den Rest deines Lebens verbringen?
    Als Frau, die tun kann, was immer sie will, weil sie so exzentrisch ist, daß sie eher als unvermeidliche Naturgewalt, denn als echte Person betrachtet wird?«

    Sie zuckte die Schultern. »Lady Hester scheint gut damit zurechtgekommen zu sein.«
    »Es ist Zeit, ein paar von deinen romantischen Illusionen zu zerstören.« Er erhob -sich vom Diwan und kam auf sie zu. »Ja, Lady Hester war eine bemerkenswerte Person, aber sie war auch ein Ungeheuer der Eitelkeit und Besessenheit. Sie ließ sich in Syrien nicht wegen ihrer Freiheit nieder, sondern weil sie die Macht liebte, und weil ihr Bedürfnis, ein wichtiger Mensch zu sein, durch die Rolle als gnädige Tyrannin befriedigt wurde. Du hast doch Geschichten über sie gesammelt; kennst du auch die, als deine Heldin meinte, es sei ihre Pflicht, den Tod eines leichtsinnigen französischen Forschers zu rächen? Sie drängte den ansässigen Pascha dazu, Dutzende von Dorfbewohnern zu töten, und den Rest ihres Lebens prahlte sie damit, was für eine starke, mächtige Führerin sie war. Sie war stolz darauf, für den Mord an Hunderten von Menschen verantwortlich zu sein.«
    Schockiert starrte Juliet ihn an. »Lady Hester war nicht so! Sie war eine Frau voll Mitgefühl, die Flüchtlingen vor Ungerechtigkeiten Schutz bot.«
    ROSS’ Mund verzog sich. »Ich gebe zu, daß sie manchmal Mitgefühl für Verfolgte zeigte, aber sie dachte niemals an die, die ihr am nächsten standen und am treue-sten ergeben waren.
    Je größer die Loyalität ihrer
    Untergebenen, je grausamer war der Lohn für sie. Sie zog die naive Bewunderung der Dorfbewohner dem Respekt und der Freundschaft von Ihresgleichen vor. Sie war nicht in der Lage, mit einem Einkommen zu leben, das ein Vielfaches von deinem war, also borgte sie sich gewaltige Summen, die sie niemals zurückzahlte, und dann beschwerte sie sich bitterlich, daß niemand sie unterstützte, den Stil zu leben, von dem sie dachte, sie würde ihn verdienen. Am Ende starb sie allein, da sie sich von allen entfremdet hatte, die je etwas für sie empfunden hatten. Nur noch bedrängt von ihren Gläubigern und beraubt von ihren Dienern.«
    Juliet wünschte, sie könnte glauben, daß ROSS log, aber seine Enthüllungen hatten den schrecklichen Unterton der Wahrheit.
    Sie drehte sich von ihm weg, wollte nichts mehr hören, aber sie konnte seine schneidende Stimme nicht ausschließen.
    »Ist es das, was du für dich haben willst, Juliet? Allein und ungeliebt zu sterben, als eine Fremde in einem fremden Land, umgeben von den bröckelnden Reliquien der Macht? Wenn ja, dann wünsche ich dir viel Spaß dabei.« »Wenn Lady Hester so war, wie du behauptest, dann bin ich ihr nicht sehr ähnlich, und ich werde auch nicht so enden wie sie.« Juliet machte eine verwirrte Geste. »Warum streiten wir uns über eine Frau, die ich noch nicht einmal gekannt habe?«
    ROSS’ Brustkorb dehnte sich in einem tiefen Atemzug.
    Schließlich brachte er mit ruhigerer Stimme hervor: »Du hast recht, ich bin ziemlich abgedriftet. Kehren wir also zu den grundsätzlichen Dingen zurück, zum Beispiel dazu, daß ich dich liebe, und in Buchara hast du gesagt, du liebst mich auch.
    War das die Wahrheit, oder warst du im Augenblick der Leidenschaft nur besonders überschwenglich?«
    Juliet hatte das schwindelnde Gefühl, daß

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