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Wilder als Hass, süsser als Liebe

Wilder als Hass, süsser als Liebe

Titel: Wilder als Hass, süsser als Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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wies ihnen einen Verschlag im abgelegensten Winkel des Gebäudes zu. Nachdem sie ihr Gepäck in dem kleinen Raum untergebracht hatten, begann Murad, ein Feuer zu entfachen, Juliet legte die Kamele nieder, und ROSS und Saleh machten sich auf die Suche nach dem Kafila-Bashi, dem Karawanenführer.
    Während sie sich ihren Weg durch den überfüllten Hof suchten, dachte ROSS darüber nach, daß Juliet ihn zu Recht gewarnt hatte, seine ritterlichen Instinkte zu unterdrük-ken. Es fiel ihm unendlich schwer, danebenzustehen und zuzusehen, wenn Juliet schwere Arbeiten verrichtete. Seine Vernunft sagte ihm, daß das Unsinn war: Wenn er nicht gewußt hätte, wer unter der Verkleidung steckte, hätte er niemals ihre Kompetenz in Frage gestellt, mit Kamelen und deren Lasten zu ringen. Sie war größer als Saleh oder Murad und - obwohl leichter gebaut - wahrscheinlich mindestens so kräftig. Nichtsdestoweniger sind alte Gewohnheiten hartnäckig, und ROSS hatte einige Mühe, sie so zu behandeln, wie er mit Männern umgegangen wäre.
    Das Grundproblem lag natürlich darin, daß er unmöglich vergessen konnte, wer sie war. Einfach unmöglich.
    Der Kafila-Bashi hatte sein Büro in einem größeren Verschlag in der Nähe des Eingangs. Als ROSS und Saleh eintraten, verhandelte der Karawanenleiter gerade mit dem Anführer einer Gruppe afghanischer Händler, die mit der großen Karawane mitreisen wollten. Nachdem sie die Bedingungen und die Marschordnung festgelegt hatten, entließ der Kafila-Bashi die Afghanen und wandte sich zu ROSS und Saleh.
    »Salam aleikum.« Er winkte ihnen, sich zu setzen. »Ich bin Abdul Wahab. Wie kann ich euch dienen?«
    Nachdem ROSS den Gruß erwidert und sich auf dem festgestampften Lehmboden niedergelassen hatte, musterte er den Kafila-Bashi,dessen Kleider und Gesichtszüge ihn als Usbeken auszeichneten. Er war ein breitschultriger Mann in mittleren Jahren mit verengten dunklen Augen und der Aura der unangefochtenen Macht eines geborenen Führers.
    ROSS stellte sich als Kilburn vor, danach Saleh. Dann machten sie die Bedingungen für ihre Gruppe ab, mit der Karawane zu reisen, die noch vor Tagesanbruch am folgenden Morgen losziehen würde. ROSS hatte den Mann die ganze Zeit über eingeschätzt und beurteilt und traf schließlich eine Entscheidung. »Ich denke, du solltest wissen, daß ich ein Ferengi bin, ein Engländer.«
    Abdul Wahabs Brauen hoben sich. »Für einen Ferengi sprichst du gut Persisch. Nur ein Hauch von Akzent… ich hielt dich für einen Belutschen aus dem Süden Afghanistans.« Sein Blick wanderte zu Saleh. »Du bist doch nicht auch ein Ferengi?«
    Saleh schüttelte seinen beturbanten Kopf. »Nein, ich bin Usbeke wie du. Die anderen Mitglieder unserer Gruppe sind ein Perser und ein Targi. Kilburn ist der einzige Ferengi.«
    Der Kafila-Bashi wandte sich wieder an ROSS. »Warum hast du mir das gestanden?«
    »Die Unversehrtheit der Karawane liegt in deiner Verantwortung.
    Ich wollte nicht etwas verhüllen, was dir vielleicht Ärger bereiten könnte.«
    »Ein ehrbares Motiv.« Mit gerunzelter Stirn strich Ab-dul Wahab sich über den schwarzen Bart. »Geh nicht nach Buchara, Kilburn.
    Wenn du es tust, bist du ein Sohn des Todes, denn der Emir haßt alle Europäer. Wenn du ein paar Tage in Sarakhs wartest, wird eine andere Karawane kommen, die dich nach Chiwa, meiner Heimatstadt, bringt. Dies ist ein sichereres Ziel für einen Ferengi.«
    Die Meinungen über die Weisheit, nach Buchara zu gehen, schienen wirklich einhellig zu sein, dachte ROSS entnervt.
    »Ich habe keine Wahl. Ich möchte erfahren, was aus meinem Bruder, einem britischen Offizier, geworden ist, der in offizieller Mission nach Buchara gegangen ist und dort vom Emir gefangengenommen wurde.«
    Die buschigen Augenbrauen des Karawanenführers zogen sich zusammen. »Ist er ein großer hellhaariger Mann wie du?«
    lans Haar war eher braun als blond, aber er hatte ROSS’ Größe und sehr helle Haut. ROSS nickte. »Ja.«
    »Mit eigenen Augen habe ich einen Ferengi von dieser Beschreibung gesehen, wie er vor einem Monat hinter dem Palast des Emirs enthauptet wurde. In der Menge war zu hören, daß er Soldat war.« Abdul Wahabs Miene zeigte Mitgefühl. »Ich bin untröstlich, derjenige sein zu müssen, der es dir mitteilt, aber gewiß war der Mann dein
    Bruder. Sehr wenig Ferengis erreichen Buchara - noch weniger verlassen es wieder. Setz deine Reise nicht fort, denn du hast keinen Grund dazu.«
    Bei diesen Worten zog sich etwas in

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