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Wilder als Hass, süsser als Liebe

Wilder als Hass, süsser als Liebe

Titel: Wilder als Hass, süsser als Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Obwohl sie bedauerte, daß sie so grob mit ihm umging, wußte sie doch, daß sie eine Närrin sein mußte, wenn sie sich mit dem jungen Mann anfreundete. Je weniger er über sie wußte, desto besser.
    Sie veränderte leicht ihre Position, um dem Scheuern des miederartigen Kleidungsstücks zu entgehen, das sie unter ihrem Gewand trug, um die Brüste flacher erscheinen zu lassen. Bisher hatte sie sich niemals um solche Dinge Gedanken gemacht. Wenn sie Männerkleidung getragen hatte, dann eher, weil es passender und praktischer gewesen war, kaum aber, um ernsthaft zu versuchen, ihr Geschlecht zu verbergen. Wie auch immer - diese Reise war anders, und deswegen hatte sie alle möglichen Vorkehrungen getroffen, damit man” sie möglichst an nichts als Frau identifizierte. Da sie wußte, daß sie es vermutlich permanent tragen mußte, hatte sie das Stück so locker wie möglich geschnitten, aber sie war dennoch lästig. Wenigstens war das Klima im Augenblick erträglich. Im Sommer wäre das Mieder weitaus schwieriger zu ertragen gewesen.
    Sie blickte über den Hof und entdeckte ROSS und Saleh, die sich durch das Gewimmel von Menschen, Kamelen und Feuern wanden. ROSS trug seine asiatische Kleidung, als wäre er darin geboren worden. Es war kaum zu glauben, daß er in Wirklichkeit ein britischer Aristokrat war. Da ihr Gesicht unter den Schleiern verborgen war, erlaubte sich Juliet ein kleines Lächeln, als sie feststellte, daß er nun wie ein orientalischer Aristokrat aussah. Es gab nichts, was ihr Mann tun konnte, um seine Erscheinung weniger vornehm wirken zu lassen.
    Da nun alle wieder zusammen waren, wurde es Zeit zum Essen.
    Nachdem ROSS, Saleh und Juliet sich um einen tiefen, runden Tisch gesetzt hatten, stellte Murad eine Platte vor sie und ließ sich dann selbst nieder. Die Stücke gebra-tfi.en Hammels aus dem Basar wurden auf gekochtem Reis serviert, den sie im Laden der Karawanserei gekauft hatten. Dazu gab es frisches Fladenbrot.
    In der ganzen islamischen Welt war es üblich, mit den Fingern zu essen, aber nur mit der rechten Hand, da die Linke rituell unrein war und niemals in einen gemeinsamen Teller greifen durfte.
    Juliet hatte schon so lange auf diese Art gegessen, daß es ihr ganz natürlich vorkam. Sie konnte mit der Rechten geschickt den Reis zu Kugeln rollen und sie dann mit einem raschen Zucken des Daumens genüßlich in den Mund werfen, denn es zeugte von schlechten Manieren, die Finger in den Mund zu stecken.
    Allerdings hatte sie noch nie versucht, mit verschleiertem Gesicht zu essen, und das stellte sich als schwierig heraus. Selbst bei den Tuaregs behielten nur die striktesten
    Männer den Schleier beim Essen an, und während Juliet verzweifelt kämpfte, die Technik zu meistern, begriff sie, warum.
    Sie hatte den Tagelmoust gelöst, so daß sie ihre Hand darunterschieben konnte, stellte aber schnell fest, daß sie permanent aufpassen mußte, daß der Schleier nicht verrutschte.
    Zweimal fummelte sie schrecklich herum, als sie die Hand zum Mund hob und ließ den Reis über ihr schwarzes Gewand fallen.
    Als es ihr noch mal passierte, fing sie ROSS’ belustigten Blick auf und funkelte ihn wütend an, daß er es ja nicht wagte, laut aufzulachen.
    Glücklicherweise teilte der Brauch einen Gemeinschaftsteller in unsichtbare Zonen ein, und es war sehr unhöflich, von der Ration des anderen zu nehmen, ansonsten hätte Juliet nichts abbekommen. Als sie endlich fertig war, war der Rest des Tellers längst leer, und die Männer tranken bereits ihren Tee.
    Juliet nahm eine kleine Tasse an und lernte prompt, daß Trinken mit Schleier noch problematischer war. Zudem begriff sie, daß es unmöglich sein würde, aus einem Wasserschlauch zu trinken, ohne den Schleier zu senken. Sie würde also aufpassen müssen, daß sie nur dann trank, wenn niemand außer Saleh oder ROSS sie sehen konnten. Mit etwas Glück würde vielleicht jemand, der einen Blick auf ihr Gesicht erhaschte, denken, sie wäre ein bartloser Jüngling, aber es schien günstiger, sich nicht allein auf Glück zu verlassen.
    Nachdem alle satt waren, verkündete ROSS: »Wir werden noch vor der Dämmerung aufbrechen.« Dann blickte er zu Juliet. Auf Tamahak, als würde er dieselbe Auskunft noch einmal geben, sagte er: »Wir treffen uns hinter der Karawanserei in ungefähr zehn Minuten.«
    Sie murmelte etwas Neutrales als Zustimmung, während sie sich neugierig fragte, was er wohl mit ihr besprechen wollte. Nun, es gab nur eine Möglichkeit, es

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