Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wilder als Hass, süsser als Liebe

Wilder als Hass, süsser als Liebe

Titel: Wilder als Hass, süsser als Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
Vom Netzwerk:
ihrem Kummer über ihren Bruder ablenken konnte.
    Juliet und lan hatten sich genauso nah gestanden wie ROSS und Sara, und obwohl sie sich wahrscheinlich seit Jahren nicht mehr gesehen hatten, mußte lans Tod ein gewaltiges Loch in ihrem Leben hinterlassen.
    Während ROSS redete, hielt er ein aufmerksames Auge auf das Profil seiner Frau, die ihm fasziniert lauschte. Den Schleier heruntergelassen, war ihr Gesicht wie eine blasse, reine Kamee gegen den schwarzen Samt des Himmels. Es lag bittere Ironie in der Szene: Hier saßen sie beide nun ganz allein in einem entfernten, exotischen Teil der Welt, und es war genau die Art von romantischem Erlebnis, das sie immer hatten teilen wollen. Und doch war es zu spät. Genau gesagt: zwölf Jahre zu spät.
    Damals, als sie ihre Reise geplant hatten, waren sie davon ausgegangen, daß eine solche Szene in einer leidenschaftlichen Liebesnacht enden würde. Doch nun, da der langersehnte Traum endlich wahr geworden war, hatten sie sich so sehr entfremdet, daß Romantik unmöglich schien.
    Dennoch dachte ROSS darüber nach. Und er erkannte, daß er sie ziemlich sicher anfassen würde, wenn er sich nicht sofort bewegte. Er stand abrupt auf und klopfte sich den Sand aus den Kleidern. »Für heute abend ist es genug v°n Lady Hester.« Seine Hand ballte sich zur Faust, als er s*ch mühsam zurückhielt, sie zu streicheln. »Wir sollten Jetzt schlafen. Die Dämmerung kommt früh genug.« Geschmeidig sprang Juliet auf die Füße. Als sie sich auf
    den Rückweg machten, fragte sie: »Was willst du eigentlich tun, wenn du nach England zurückkehrst, ROSS? Wahrscheinlich ist es notwendig, den Familienbesitz zu verwalten, aber ich kann mir vorstellen, daß du diese Auf-gäbe ziemlich langweilig findest.
    Und ganz sicher reicht es nicht, um all deine Energie zu absorbieren.«
    Er antwortete mit einigem Zögern: »Seit Jahren habe ich eine Idee im Hinterkopf, und zwar, ein Institut für orientalische Studien einzurichten. Ein Haus, wo Wißbegierige aus Ost und West sich treffen und Erfahrungen austauschen können. Ich hatte vor, etwas Derartiges aufzubauen, wenn ich nicht mehr würde reisen können.
    Und nun ist die Zeit gekommen,, wenn auch ein wenig früher, als ich erwartet habe.« Er warf einen Seitenblick auf seine Frau. Mit ihrem zügigen, federnden Gang konnte sie mühelos mit seinem mithalten. »Hast du von den neuen Eisenbahnen gehört, die jetzt überall in Europa gebaut werden?«
    »Ich habe darüber gelesen, aber es hörte sich eher wie eine vorübergehende Idee an. Ich kann kaum glauben, daß sich Leute so schnell fortbewegen können… oder wollen. Und bestimmt ist der Aufwand an Zeit oder Geld, den man für die neuen Strecken benötigen würde, untragbar.«
    »Es ist teuer, aber nicht untragbar. In den nächsten paar Jahren wird die Eisenbahn die Welt verändern«, prophezeite ROSS.
    »Eines nicht allzu fernen Tages wird es nicht nur Strecken geben, die jeden Teil von Europa miteinander verbinden, sondern auch welche, die Asien und Amerika durchqueren. Die Welt wird immer kleiner, und in der Zukunft wird es immer wichtiger werden, daß sich die unterschiedlichen Völker verstehen. Und vielleicht könnte mein Institut einen geringen Beitrag dazu leisten.« Er hielt inne, als er bemerkte, daß es albern war, über eine vage Idee in seinem Kopf so viel zu sagen.
    »Das ist ein wundervoller Gedanke«, meinte Juliet warmherzig,
    »und niemand könnte besser ein solches Institut leiten. Du warst immer besonders gut darin, mit Leuten der verschiedensten Lebensweisen zu sprechen und sie dazu zu bringen, sich miteinander zu unterhalten.« Sie lachte leise. »Manchmal fand ich deine Fähigkeit, eine Sache von allen Seiten her zu betrachten, absolut enervierend, aber dein Sinn für Gerechtigkeit in dieser Hinsicht ist einer deiner besten Charakterzüge. Ich bin froh, daß du dein Talent für eine gute Sache einsetzen wirst.«
    ROSS empfand lächerlichen Stolz über ihr Lob. Wenn es etwas gab, an das er sich bei seiner Frau sehr deutlich erinnern konnte, dann daran, daß sie sich niemals dazu erniedrigt hätte, etwas zu loben, was sie für eine unmögliche Idee hielt.
    Er warf ihr wieder einen Blick zu. Sie näherten sich jetzt der Karawanserei, und während er sie ansah, zog sie den Schleier vor ihr Gesicht und befestigte ihn. Dadurch schaffte sie Distanz zwischen ihnen, denn sie wurde wieder zu seinem Diener Jalal.
    Schweigend legten sie den Rest des Weges zurück.
    Eine Öllampe hing im

Weitere Kostenlose Bücher