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Wilder als Hass, süsser als Liebe

Wilder als Hass, süsser als Liebe

Titel: Wilder als Hass, süsser als Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Datteln aus dem Gepäck und gab jedem seiner drei Gefährten eine Handvoll. Als er sich zur Sicherheit wieder von Juliet entfernte, stellte er fest, daß sie langsam Übung bekam, mit Schleier vor dem Gesicht zu essen. Inzwischen konnte wohl selbst ein anderer Targi keinen Verdacht mehr schöpfen.
    Sie zogen durch eine Gegend mit niedrigen Sandhügeln, in der das einzige Leben aus Echsen und gelegentlichen Flecken struppiger Grasbüschel bestand. Einmal, als sie eine Felsnase passierten, die aus dem Sandboden ragte, steckte ein kleines Nagetier den Kopf aus seinem Bau und schnatterte ROSS an. Die Szene war friedlich, ohne die Andeutung einer Gefahr, und das lauteste Geräusch war das schwache Klingeln der Glöckchen am Zaumzeug des Leitkamels.
    Dann wurden die Hügel zerklüfteter und zwangen die Karawane in eine geschlossenere Gruppe, als sie eine Schlucht durchquerten, die sich abwärts schlängelte. Endlich wurde der Weg wieder gleichmäßiger, als sie eines der trockenen Flußbette kreuzten, die man Wadi nannte. ROSS beobachtete, daß Abdul Wahab sein Pferd am gegenüberliegenden Ufer gezügelt hatte und erst düster auf die Sturmwolken blickte, die sich in der Entfernung ballten, dann auf die Stelle ein paar hundert Meter entfernt, wo das Flußbett um eine Biegung außer Sicht verschwand. Er wandte sich zur Karawane um und rief Befehle, sich zu beeilen.
    ROSS’ Miene verhärtete sich, als er nachvollzog, was der Kafila-Bashi befürchtete. Obwohl die Karawane nichts von dem Regen mitbekommen hatte, bestand die Möglichkeit, daß das Wadi mit plötzlicher, tödlicher Kraft geflutet wurde, wenn weiter oberhalb des Flußlaufes genug Wasser gefallen war. Es war typisch für die Wüste, daß man in einem Moment durch Wassermangel gefährdet war, sich im nächsten jedoch bereits vor einem Zuviel des kühlen Naß retten mußte.
    Obwohl der Sturm entfernt genug zu sein schien, daß ROSS die Gefahr der reißenden Flut als gering einschätzte, z°g er am Zaumzeug seines Kamels, um es anzutreiben. Geschafft! Bereits nach ein paar Minuten konnte er das steile Ufer an der anderen Seite erklimmen.
    Während sich ein ständiger Strom von Menschen und ™ieren in den sandigen Kanal ergoß, suchte ROSS die Men-ge nach seinen Gefährten ab. Das Kamel mit Saleh und
    Murad hatte es fast bis zum Ufer geschafft. Juliet dagegen befand sich immer noch in der Mitte des Wadis, weil ihr Packkamel plötzlich störrisch geworden war.
    Wenn ROSS und Abdul Wahab gedacht hatten, die Gel fahr sei gering, so wurden sie jetzt eines Besseren belehrt. Während Juliet noch mit ihren Kamelen kämpfte, schoß eine schmutzigbraune Welle um die Biegung herum. Innerhalb von Sekunden behinderte ein rasch fließender, knöcheltiefer Strom das Vorankommen der Leute, die sich noch im Wadi befanden. Von der erhöhten Position des Pferderückens aus brüllte der Kafila-Bashi: »Schnell! Es kommt noch mehr!«

    Alle, die sich bereits in Sicherheit befanden, stellten sich augenblicklich oben am Ufer auf, um dem drohenden Drama zuzusehen. Kalte Angst durchfuhr ROSS, als er sah, wie Juliets Kamele den Kopf senkten, um von dem Wasser zu trinken, das um ihre Hufe strömte. Sie konnten sich jeden Moment niederlegen, um sich zu wälzen, wie Kamele es oft in Wasserlöchern taten.
    Er wollte gerade zur Hilfe eilen, als es Juliet gelang, ihre Tiere in Bewegung zu setzen, indem sie skrupellos mit ihrer Peitsche auf sie einschlug. Selbst über dem Rauschen von Wasser und den aufgeregt rufenden Stimmen konnte er sie in einer farbenprächtigen Mischung aus verschiedenen Sprachen fluchen hören.
    Wütend brüllend ergaben sich die Kamele ihrem stärkeren Willen und ließen sich das steile Ufer in Sicherheit hinauftreiben. Als sie endlich oben waren, hatte der Wasserstand bereits Kniehöhe erreicht und stieg sehr schnell weiter an. Eine zweite Welle wälzte sich um die Biegung und füllte das Wadi bis auf Taillenhöhe, und die Handvoll Männer und Tiere, die sich noch im Flußbett befanden, hatten mit dem Gleichgewicht zu kämpfen. Ein Mann auf einem Esel wäre fast fortgespült worden; glücklicherweise wurde das kleine Reittier lange genug gegen den gewaltigen Höcker eines Kamels gedrückt, daß es wieder Boden unter die Hufe bekam.
    Einer nach dem anderen quälten sich Menschen und Tiere durch das wirbelnde Wasser und wurden von den Männern oben am Ufer in Sicherheit gezogen. Schließlich war nur noch ein älterer, usbekischer Teehändler im Wasser, der weit

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