Wilder als Hass, süsser als Liebe
errichten.«
Die Akzeptanz des Karawanenführers erstickte eventuell aufkommende Feindseligkeit direkt im Keim, und der Befehl, das Lager aufzuschlagen, brachte die meisten Neugierigen dazu, sich abzuwenden, um einen guten Platz für die Feuer und die Tiere zu suchen.
ROSS drückte sich gerade das Wasser aus dem Haar, als Murad herankam, der die Kleider seines Herrn aufgesammelt hatte.
Dankbar zog ROSS den warmen Mantel über seine triefende Tunika. Er war dabei, seine Stiefel anzuziehen, als Muhammad Käsern sich, gestützt von seinem Sohn, näherte.
»Ich bin ein alter Mann, und mein Leben ist nicht mehr viel wert, doch bin dir dennoch dankbar, daß du es mir bewahrt hast.« Der Händler bewegte sich noch recht unsicher, aber seine Stimme hatte wieder den Unterton des trockenen Humors. »Du hast den Mut und die Kraft eines Löwen bewiesen, und als Dank habe ich dich fast ertränkt.«
Sein Sohn, ein gutaussehender Mann, der Autorität ausstrahlte, setzte hinzu: »Es war eine echte Gnade Gottes, daß du hier gewesen bist, Kilburn.« Er verbeugte sich tief. »Dafür, daß du das Leben meines Vaters gerettet hast, stehe ich, Hussayn, und meine ganze Familie für ewig in deiner Schuld.«
»Es gibt keine Schuld zu tilgen, denn ich tat nur, was jeder Mann getan hätte, wenn es in seiner Macht steht.« ROSS ließ das Messer in seinen Beutel gleiten. »Durch Gottes Gnade bin ich am Meer aufgewachsen und lernte schon als Kind zu schwimmen. Dies zu können und es nicht anzuwenden, wäre eine Sünde gewesen.«
»Deine Bescheidenheit ehrt dich, Kilburn«, erwiderte Hussayn.
»Nichtdestoweniger hast du dein Leben für das meines Vaters riskiert, und das werde ich nicht vergessen.« Schließlich wandte er sich um und stützte seinen Vater, als sie gingen.
ROSS warf einen Blick auf Abdul Wahab. »Es tut mir leid. Ich hatte nicht vor, auf diese Art Aufsehen zu erregen, aber ich hatte keine Wahl. Glaubst du, daß es Ärger geben wird?«
Der Kafila-Bashi schüttelte den Kopf. »Nicht, wenn du das Leben eines Gläubigen rettest. Ich werde die anderen wiesen lassen, warum du nach Buchara willst. Es wird dir nur noch mehr Respekt verschaffen.« Nachdenklich blickte er dem Händler hinterher.
»Du hast übrigens nicht nur selbstlosen Mut bewiesen, sondern dir auch nebenbei einen mächtigen Freund geschaffen. Obwohl sie sich bescheiden kleiden, wenn sie reisen, sind die Kasems doch eine der wohlhabendsten Familien in Buchara. Vielleicht kann ihr Einfluß dir auf deiner Suche nützlich sein.« Mit einer leichten Neigung des Kopfes machte Abdul Wahab kehrt, um seinen Pflichten nachzukommen.
Saleh gesellte sich nun zum Rest der Gruppe. Er führte alle fünf Kamele, die hintereinander angeleint waren. Vier der Tiere zogen in Richtung Wasser, doch Julietta, die ih-re Artgenossen führte, hatte mehr Interesse an ihrem Herrn und Meister. Als sie ROSS
endlich sah, beschleunig-
te sie ihren Schritt, bis sie bei ihm stand. Dann senkte sie - eher wie ein Pferd als wie ein Kamel - den Kopf und stupste ihn gegen die Brust.
Eine Geste der Zuneigung von einem Tier, das so groß wie ein Kamel ist, läßt sich nur schwerlich ignorieren, und ROSS wäre fast umgeworfen worden. »He, laß das«, lachte er, als sie begann, seine nasse Tunika zu beknabbern. Während er ihre Nase streichelte, sagte er: »Ich vermute, es gefällt dir, daß ich vollkommen durchnäßt bin.«
Hinter ihm ertönte ein Murmeln: »Du bist selbst schuld. Hirnlose Frauen lieben Helden.«
ROSS grinste. In der Zeit, die sie zusammen waren, hatte seine Frau ihn gelegentlich beschuldigt, sich übermäßig beschützend zu gebärden, aber sie war noch viel schlimmer, als er je gewesen sein konnte. Es schien tatsächlich so, als sei die Sorge um das Wohlergehen des anderen noch einer der unlösbaren Fäden, aus dem ihre Ehe bestand.
Saleh meldete sich zu Wort: »Kilburn, du und Jalal seid beide naß und braucht etwas zu essen und ein warmes Feuer. Wenn ihr beide die Kamele tränken und die Wasserschläuche füllen würdet, können Murad und ich brennbares Material suchen und ein Feuer anzünden.«
Nach einem zustimmenden Nicken führten ROSS und Juliet die Kamele am Ufer des Wadi entlang, bis sie ein flaches Becken am Rand fanden, wo die Tiere sicher trinken konnten, ohne zu riskieren, in den immer noch reißenden Fluß zu stürzen.
Glücklicherweise waren sie nicht extrem durstig, denn sonst wären sie wohl schwer zu kontrollieren gewesen. Dennoch drängelten sie wie
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