Wilder als Hass, süsser als Liebe
ungeduldige Schuljungen, als sie ins Wasser wateten.
Während ROSS auf die Kamele aufpaßte, löste Juliet die fast leeren Wasserschläuche vom Gepäck und begann, sie wieder aufzufüllen. Das Wasser war trübe, aber der meiste Sand würde sich setzen. Im übrigen machte die Wüste solche Unannehmlichkeiten unbedeutend.
Kein Mensch war nah genug, um sie verstehen zu können, wenn sie ihre Stimmen gedämpft hielten, und Juliet nutzte diese Tatsache aus. »Das war ein verdammt hohes Risiko, das du da auf dich genommen hast, ROSS. Ich kann auch gut schwimmen, aber bei einer solchen Strömung hätte ich es niemals gewagt.«
»Das ist einer der Fälle, wo bloße Kraft und körperliche Größe zählen, Juliet«, meinte er sanft. »Ich hätte es nicht versucht, wenn ich es für lebensgefährlich gehalten hätte.«
»Möglich, aber für mich sah es ganz so aus, als hättest du die Gefahr falsch eingeschätzt…« Als sie erkannte, daß sie wie ein altes Fischweib zeterte, klappte sie den Mund wieder zu, zitterte jedoch immer noch. Sie hatte nackte Angst verspürt, als ROSS’
Kopf so lange unter der Wasseroberfläche verschwunden war.
Mit all seiner Kraft zerrte ROSS am Zügel eines Kamels, das gerade einen seiner Kumpanen schikanieren wollte. »Hättest du denn gewollt, daß ich Muhammad Käsern ertrinken lasse?«
Sie zögerte einen Moment und gab dann widerwillig zu:
»Vermutlich nicht, besonders, da es ja gut ausgegangen ist. Aber ich hätte mir nicht gewünscht, daß du dein Leben wegwirfst, und am wenigsten für einen Fremden.«
Seine Brauen zogen sich belustigt hoch. »Ist es nicht etwas dumm von dir, dich darum zu sorgen, ob ich im Fluß ertrinke, wenn es doch eine exzellente Chance gibt, daß ich in Buchara auf weitaus unschönere Weise sterben werde?«
Verärgert über die Leichtigkeit seines Tonfalls, gab sie zurück:
»Ich würde es vorziehen, wenn du nirgendwo stirbst.«
»Du solltest die Vorteile darin sehen. Wenn ich sterbe, bist du zumindest endlich eine freie Frau.«
»Ich bin bereits eine freie Frau«, fauchte sie. »Du mußt nicht sterben, damit ich es beweisen kann. Als ich sah, wie er dich unter Wasser gezogen hat…« Sie biß sich auf die Lippe und war dankbar, daß der Schleier ihre Miene verbarg.
»Es tut mir leid - ich nehme an, es war schlimmer, zuzusehen, als es selbst durchzumachen. Und das Gefährlichste liegt noch vor uns.« Sein Gesichtsausdruck wurde wieder nüchtern. »Ich wünschte bei Gott, daß du in Sere-van geblieben wärest.«
Er hatte recht; das Risiko in Buchara würde weitaus größer sein, und Juliet mußte sich unbedingt noch besser beherrschen lernen, als sie es jetzt tat. Seltsam, aber die ganzen Jahre war ihr Leben mehr als einmal in Gefahr gewesen, und sie hatte jedesmal mit einer Gelassenheit reagiert, die die Männer sehnsüchtig staunen machte. Sie holte tief und konzentriert Atem, bevor sie sagte: »Du hättest mich aber nicht davon abhalten können, mitzukommen.«
»Ich weiß. Das ist auch der einzige Grund, warum du hier bist.«
Er hob einen der schweren, vollen Wasserschläuche hoch und hievte ihn auf ein Packkamel. »Ich möchte, daß du mir etwas versprichst, Juliet.«
Sie war gerade dabei, den Wasserschlauch zu befestigen, hielt nun aber inne und betrachtete ROSS erstaunt. Er stand nur ein oder zwei Schritte von ihr entfernt, und seine Nähe rief ihr heftig und kurz in Erinnerung, wie er ausgesehen hatte, als er aus dem Fluß gestiegen war: Seine nassen Kleider hatten an seinem Körper geklebt und Je’ den einzelnen starken Muskel seines harten Körpers her” vorgehoben. Sie schluckte und versuchte, das störende Bild zu verdrängen. »Was soll ich versprechen?«
Als er den nächsten Wasserschlauch auf ein Tier lud, seufzte er resigniert: »Ich wußte ja, daß du nicht zustimmen würdest, bevor du nicht weißt, um was es sich handelt.«
»Natürlich nicht. Wissen, was man unterzeichnet, ist ja wohl Voraussetzung für einen Vertrag.«
»Ich rede nicht von einem Vertrag.« Er streckte die Hand aus und legte sie auf ihre, die gerade am Packsattel mit den Stricken beschäftigt war. »Juliet, sieh mich an.«
Sie gehorchte widerwillig. Wenn auch der Schleier das meiste ihres Gesichts verbarg, so würde er doch ihre Augen sehen können, und sie befürchtete, daß diese zuviel verraten würden.
Mit tödlichem Ernst sagte er: »Wenn sich die Sache übel entwickelt, werde ich Buchara nicht lebend verlassen, doch als moslemischer Diener hast du eine gute
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