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Wilder als Hass, süsser als Liebe

Wilder als Hass, süsser als Liebe

Titel: Wilder als Hass, süsser als Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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würde

    leicht sein, so leicht, in dieses wirbelnde Chaos einzutauchen und alle Kontrolle und Zurückhaltung abzustreifen. Obwohl es einige Situationen in seinem Leben gegeben hatte, wo seine Beherrschung an die Grenzen gestoßen war, hatte er sich nie zugestanden, sie zu überschreiten. Denn tief im Inneren fürchtete er sich vor dem, was vielleicht geschehen mochte. Wenn er sich einmal solchem Irrsinn ergab, würde er das, was hervorgebrochen war, dann je wieder unterdrücken können? Und so hatte er sich immer zurückgehalten und tat es auch jetzt, indem er Rabat immer am Rande des brutalen Geschehens zü-gelte.
    Das Spiel ging langsam voran, um jeden Zentimeter wurde mit grimmiger Entschlossenheit gekämpft, bis das boz drei Viertel der Strecke bis zum Pfahl hinter sich hatte. Dann gelang es einem einzelnen Reiter mit der Ziege über dem Sattel herauszubrechen, und er galoppierte los.
    Es war Dil Assa. Wenige unglaubliche Augenblicke konnte er trotz hitziger Verfolgungsjagd frei davonstür-men, während aus dem Publikum Jubelschreie herüberdrangen. Dil Assa stieß ein Triumphgeheul aus, als er den Pfahl umrundete, doch um das Ziel zu erreichen, mußte er denselben Weg wieder zurückreiten …
    und auf der Strecke warteten schon seine Rivalen. Einmal mehr begann die Schlacht um die Beute.
    ROSS hatte sich am Rande der Gruppe gehalten, hatte zugesehen, ohne mitzumachen, da er sich mehr dafür interessierte, seine innere Kontrolle zu bewahren, als sich um den immer zerfetzter aussehenden Kadaver zu kümmern. Doch dann erschien plötzlich Dil Assa mit wildem Blick und blutverschmiertem Gesicht vor ihm.
    »Feigling!« knurrte er. »Du verschwendest das beste Buskaschi-Pferd, das je gelebt hat. Du bist kein Mann.«
    Vergessen war das Versprechen, das er dem Kalifen gegeben hatte, und er holte mit seiner Peitsche aus und schlug sie ROSS
    durchs Gesicht. »Ich spucke auf dich, Ferengi!«
    Instinktiv zerrte ROSS das Pferd zurück, um aus der Reichweite der Peitsche zu kommen. Dessenungeachtet trieb Du Assa sein Pferd vorwärts und versuchte erneut, ihn mit wild sirrender Peitsche zu treffen.
    Das Ergebnis war explosiv. Bisher hatte ROSS sich als gelassener Beobachter durchs Leben bewegt, doch die Nähe zu Juliet hatte seine Beherrschung bereits gefährlich strapaziert. Und als die Peitsche des Turkmenen jetzt beißend über seinen Rücken und seine Schultern fuhr, riß die Wut die letzten Barrieren seiner Kontrolle nieder.
    Dil Assa holte wieder aus. Mit katzenhafter Geschwindigkeit packte ROSS die Schnur und riß, ohne auf den rotglühenden Schmerz zu achten, die Peitsche aus der Hand seines Gegners.
    »Wenn du verlieren willst, Turkmene, dann tu es!« Er schleuderte die Peitsche zu Boden. »Denn jetzt will ich gewinnen!«
    Er riß Rabat herum und trat ihm die Fersen in die Flanken, um der Gruppe nachzujagen, die inzwischen an ROSS und Dil Assa vorbei war. Noch einmal war es einem einzelnen Reiter gelungen, freizubrechen und die Ziege die Hälfte der Strecke bis zum Ziel zu bringen, bevor ein anderer wieder zupacken konnte. Jetzt waren alle Reiter in einer wilden Schlacht vereint.
    Der Hengst stieß ein Wiehern der Freude aus, als ROSS ihm den Kopf freigab und wie ein Racheengel über die offene Ebene jagte.
    ROSS wußte, daß das boz sich im Zentrum des Tumults befinden mußte, und ritt daher das Gewühl direkt an, um sich den Weg mit Gewalt zu erzwingen.
    Dann erkannte er, daß Rabat sich zum Sprung sammelte. In einem Moment perfekter stummer Kommunikation zwischen Mensch und Tier spürte ROSS, daß der Hengst
    sich auf das wirbelnde, chaotische, fieberhafte Getümmel schwingen wollte.
    Es war Wahnsinn, doch ROSS zögerte keine Sekunde. Im Buskaschi war alles erlaubt. Alles. Eins mit seinem Pferd, fühlte ROSS die Muskelstränge zucken, empfand die wilde Aggression und die Freude am Kampf, als wäre all das ihm eigen. Gemeinsam schwangen sie sich in die Luft und schwebten einen Augenblick wie ein zweiter Pegasus über dem Gewühl des Pulks.
    Dann krachten Mensch und Tier auf die brodelnde, fiebernde Masse herunter. Es war das reine Chaos. Tritte, Fäuste und Peitschenhiebe hagelten auf ROSS und Rabat nieder, doch allein der Schwung und ihr Gewicht erzwanger ein wenig Platz in dem Gedränge, direkt neben den Spielern, die um die Ziege kämpften.
    Ohne die Stöße und Schläge der anderen Reiter zu bemerken, klemmte ROSS die Peitsche zwischen die Zähne und tauchte in den erstickenden Staub ab, der das boz einhüllte.

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