Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wilder als Hass, süsser als Liebe

Wilder als Hass, süsser als Liebe

Titel: Wilder als Hass, süsser als Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
Vom Netzwerk:
scharf zur Seite. Vielleicht war sie wütend, daß er sich nicht an seine Absicht gehalten hatte, sich ohne Risiko durch das Spiel zu lavieren. Was immer der Grund war - es reichte aus, um ROSS
    in die Realität zurückzubringen. Als der Rausch abebbte, war er nur noch dankbar, daß sein Verstand noch intakt zu sein schien, obwohl er jetzt plötzlich bemerkte, wie erschöpft, zerschlagen und verschwitzt er war. Seine Brust hob und senkte sich in heftigen Atemzügen, und jedes Luftholen schmerzte in seinen Lungen.
    Der Buskaschi-Meister kam von seinem Platz an der Seitenlinie zu ROSS hinüber, um ein letztes Ritual zu vollziehen. Während es unmöglich war, in dem Lärm und dem Tumult seine Worte zu verstehen, so besagte sein strahlendes Gesicht doch genug, als er ROSS einen kleinen Gegenstand in die Hand drückte.
    ROSS hatte gar nicht darüber nachgedacht, ob der Sieger etwas gewinnen würde. Er blickte hinunter in seine Hand und fand eine alte Goldmünze, für deren Besitz ein AI rihäologieprofessor in Oxford über Leichen gehen würde. So wie das griechische Profil auf der einen Seite aussah, konnte die Münze gut und gerne aus der Zeit Alexanders des Großen stammen. Nun war auch seine eigene Gelehrtenneugier geweckt, doch er hatte jetzt nicht die Zeit, seinen Preis genauer zu untersuchen. So nickte er einfach als Dank und schob sie in seine Tasche.
    Nun, da der Wettbewerb offiziell vorbei war, begannen die Leute auf das Feld zu strömen und den Reitern zu gratulieren. Jemand bot ROSS einen Messingkrug Wasser, und er nahm dankend an. Er legte den Kopf zurück und schüttete die Hälfte des Inhalts in seine Kehle, dann spritzte er sich Händevoll Wasser ins Gesicht und über den Hals, um den gelben Staub fortzuspülen.
    Es war ein hartes Spiel gewesen, und es wurde viel Lob ausgesprochen, aber ROSS war der Held der Stunde, und jeder wollte ihm die Hand drücken oder einen Kommentar loswerden.
    Nein, nicht jeder. Während er noch eine Hand schüttelte, erkannte ROSS plötzlich, daß nicht nur seine geistige Gesundheit erhalten geblieben war, sondern auch sein Sportsgeist, der ihm als Kind eingetrichtert worden war und in seinem Charakter einen fruchtbaren Nährboden gefunden hatte. Er blickte sich suchend nach seinem Hauptrivalen um. Du Assa stand nur ein paar Meter von ihm entfernt und war von seiner eigenen Anhängerschaft umringt. ROSS trieb Rabat vorsichtig an, um niemanden zu verletzen, und bahnte sich seinen Weg auf seinen Gegner zu.
    Dil Assa runzelte die Stirn in unverminderter Abneigung, als er ROSS entdeckte. »Du hattest Glück, Ferengi.«
    »Das ist wahr«, stimmte ROSS zu. »Wenn ich nicht dieses herrliche Pferd gehabt hätte« - er streichelte Rabats schaumbedeckten Hals - »oder das Vorderbein nicht zufällig schwächer als der restliche Körper des boz gewesen wäre, dann hätte ich niemals gewinnen können.«
    »Und dennoch freust du dich schadenfroh!«
    »Überhaupt nicht.« ROSS streckte seine Hand aus. »In meinem Land ist es üblich, nach einem hitzigen Wettbewerb seinem geschätzten Gegner die Hand zu drücken.«
    Verdutzt und unsicher starrte der Turkmene auf die ihm dargebotene Hand. »Bin ich also dein geschätzter Gegner, Ferengi?«
    »Aye.« Die Hand immer noch ausgestreckt, fügte ROSS hinzu:
    »Ich habe übrigens einen Namen, weißt du? Ich heiße Kilburn.
    Und du, Dil Assa, hast es geschafft, mir meine Beherrschung so gründlich zu rauben, wie es mir noch nie im Leben passiert ist.«
    Der Turkmene brach plötzlich in schallendes Gelächter aus. »Dann habe ich heute zumindest einen kleinen Sieg errungen, obwohl es klüger gewesen wäre, dich in deinem Stumpfsinn zu belassen.« Er ergriff ROSS’ Hand und drückte sie kraftvoll. »Du reitest gut für einen Ferengi,
    Kilburn.«
    ROSS lachte und fühlte sich auf gewisse Weise genauso berauscht wie in dem Moment, als er die Ziege in den Kreis geschleudert hatte. »Zu sagen, daß ein Turkmene gut reitet, ist wohl genauso überflüssig wie festzustellen, daß die Sonne heiß brennt oder das Wasser Gottes Geschenk an seine Kinder ist.« Er ließ die Hand seines Gegenüber los. »Aber ich möchte dir sagen, daß ich das Spiel erlernte, während ich dir zusah … nämlich mit wilder Entschlossenheit und Freude daran.«
    Dil Assa lächelte stolz und beugte sich aus dem Sattel, um ROSS’
    Turban herunterzuziehen. Dann nahm er seine Wolfskappe ab und stülpte sie auf ROSS’ blondes Haar. »Wenn du jemals in der kalten Jahreszeit zurückkehrst,

Weitere Kostenlose Bücher