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Wilder als Hass, süsser als Liebe

Wilder als Hass, süsser als Liebe

Titel: Wilder als Hass, süsser als Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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zu sein.«
    Dil Assa runzelte unwillig die Stirn. »Ich habe sie ausgewählt, weil ich dachte, ein Ferengi, der wie ein Sack Korn im Sattel sitzt, könnte-mit ihr am besten zurechtkommen. Aber wenn du glaubst, du kannst ein echtes Bus-kaschi-Pferd beherrschen, dann suche dir eins von den anderen aus.«
    Nachdenklich schritt ROSS an der Reihe entlang und untersuchte jedes Pferd mit fachmännischem Blick. Sie sahen der legendären Rasse ähnlich, die die Chinesen blumig die
    >Himmlischen Pferde von Fergana< nannten. Mehr auf Ausdauer als auf Geschwindigkeit gezüchtet, fehlte ihnen die elegante Statur der Araber, doch die besten von ihnen konnten gut sechshundert Meilen in weniger als einer Woche bewältigen.
    Eine Reihe anderer Turkmenen sammelte sich um sie. Keiner davon gab sich so feindselig wie Dil Assa, vielmehr schien jeder begierig darauf, seinen Kommentar zu den Pferden anzubringen. ROSS kannte die Sprache nicht gut genug, um alles der schnellen Unterhaltung zu verstehen, doch er fing Sätze auf wie: »Ein Buskaschi-Pferd muß schnell wie ein Falke, trittsicher wie eine Ziege und mutig wie ein Löwe sein ..
    . aus dem vollen Galopp abrupt stehenbleiben… braucht Geduld, Verstand, Kampf’ geist…«
    Die meisten der Pferde sahen aus, als könnten sie all diese Anforderungen erfüllen, doch ROSS’ Wahl fiel schließlich auf einen großen, weißen Hengst, der der spritzigste von allen zu sein schien. Die Augen des Schimmels glitzerten mit wilder Intelligenz, und seine leichten, ungeduldigen Bewegungen ließen die Silberbeschläge an seinem Zaumzeug aufblitzen.
    Ein Tier, das eine Herausforderung bedeutet, dachte ROSS, aber auch eines, das die Mühe wert ist, es beherrschen zu wollen.
    »Ich nehme dieses!«
    Hinter ihm keuchte Dil Assa empört auf. »Rabat ist mein bestes Pferd. Ich reite ihn heute.«
    »Ah, dann bitte ich um Vergebung.« ROSS hob abwehrend die Hand. Die Qualität des Hengstes war deutlich erkennbar. »Ich möchte dir keinesfalls das Pferd abnehmen, das du für deinen Sieg brauchst.«
    Der Turkmene funkelte ROSS an, aber sein Stolz war stärker.
    »Ich brauche Rabat nicht, um zu gewinnen, Feren-gi. Du kannst ihn reiten … wenn er dich läßt!«
    »Du bist sehr großzügig«, antwortete ROSS und unterdrückte ein Grinsen. »Ich nehme an, Rabat ist speziell auf Buskaschi-Manöver trainiert. Was muß ich wissen, um ihn richtig zu reiten?«
    Glücklichweise halfen ihm sofort fünf oder sechs Manner mit Ratschlägen aus, denn Dil Assa schien nicht antworten zu wollen. Nachdem er eine Weile zugehört hatte, glaubte ROSS zu wissen, was er von einem turkmenischen Buskaschi-Pferd zu erwarten hatte.
    Um es an seine Stimme zu gewöhnen, verbrachte ROSS einige Minuten damit, mit sanften Worten auf das Tier einzureden, während er ihm freundlich den Hals streichel-te. Dann prüfte er nach, ob die Gurte richtig fest saßen, verlängerte die Steigbügel und schwang sich schließlich in den Sattel.
    Empört über die Frechheit des Fremden, explodierte Rabat augenblicklich in Auflehnung. Alle Muskeln spannten sich an, und er stieg in dem wütenden Versuch, das unerwünschte Gewicht abzuwerfen. Der Hengst verfügte über ein recht beeindruckendes Repertoire an Abwehrbewegungen - Bocken, Drehungen, Seitensprünge -, doch ROSS hatte die Warnung in Dil Assas Worten verstanden und war darauf vorbereitet. Während die Zuschauer sich in sichere Entfernung zurückzogen, maßen Mensch und Pferd des jeweils anderen Willenskraft und Entschlossenheit.
    Es kostete ROSS’ ganze Kraft und Konzentration, auf dem Pferderücken zu bleiben und festzulegen, wer von beiden das Sagen hatte, doch als Rabat sich wie ein Wiesel wirbelnd zur Seite drehte, erhaschte ROSS einen Blick auf Juliet. Obwohl sie verschleiert war, konnte er ihre Zufriedenheit über seine Darbietung spüren. Ein Punkt für ihn!
    Das Pferd hatte nichts wirklich Bösartiges an sich, es besaß nur viel überschüssige Energie und eine Abneigung dagegen, einen Reiter, der sich noch nicht bewiesen hatte, ohne Widerstand zu akzeptieren. Nachdem Rabat sich ein wenig ausgetobt hatte, regte er sich wieder ab und begann, auf Schenkeldruck und Zügel zu reagieren. ^ Da ROSS wissen wollte, was dieses Tier leisten konnte, ritt er von den Zelten weg ein Stück in die karge Ebene hinaus. Dann ließ er den Hengst die Gangarten durchexerzieren, während er dabei lernte, wie er es bremste, lenkte und springen ließ. Rabat begriff erstaunlich schnell, was sein Reiter wollte. Er

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