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Wilder Engel (German Edition)

Wilder Engel (German Edition)

Titel: Wilder Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanette Sanders
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ähnlich. Bilder von Flechten oder Moosen, vielleicht waren es auch Gräser oder Blätter. Die Flammen eines offenen Feuers züngelten auf einem, Eiskristalle glitzerten auf Fensterscheiben auf einem anderen Foto. Und überall diese bizarren, wundervollen Muster, die sich wiederholten, und doch war nie eines genau wie das andere. Kein Blatt wie das andere, keine Flechte wie die nächste, kein Stein wie sein Nachbar am Strand.
    Die Bilder verschwanden, lösten sich auf, und Angie kehrte in die Wirklichkeit zurück. Sie starrte immer noch auf die Fotos, die sie in den Händen hielt.
    Hatte sie eben in Erinnerungen ihrer eigenen Seele geschwebt? Oder sich wieder einmal versehentlich in die Bewusstseinsebene und damit in die Erinnerungen von Angelas Seele eingeloggt?
    »Er ist ein echter Künstler, sehen Sie das?«, fragte Maggie und nahm ihr die Fotos aus der Hand. »Ich werde sie rahmen lassen und bei uns im Wohnzimmer aufhängen. Sie strahlen auf mich so eine majestätische Ruhe aus, ich könnte versinken in diesen Bildern.«
    Angie sagte auch hierzu nichts, sie versuchte immer noch, die Erinnerungen, die da eben beim Betrachten der Steine-Fotos ausgelöst worden waren, zuzuordnen: einem Gesicht, einer Person, einer Situation …
    Aber es kam nichts mehr, der Film war wieder gerissen, die Verbindung unterbrochen. Nur diese seltsame Unruhe war noch da und quälte Angie. Es wird wirklich höchste Zeit, dass ich abreise!, dachte sie erneut.
    »Interessiert es Sie denn gar nicht, von wem die Fotos stammen?«, hörte sie jetzt Maggie fragen.
    »Ich kenne nicht so viele Leute hier auf der Insel, ich …«
    »Es ist der Schotte, Mädchen!«, sagte Maggie. »Er ist auf der Suche. Und vor allem sucht er Liebe, wahre Liebe. Das andere hat er alles schon gehabt, das braucht er nicht mehr. Warum wollen Sie abreisen? Sie könnten hier und jetzt alles finden, wonach Sie so dringend suchen. Überlegen Sie es sich gut, und betrachten Sie in der Zwischenzeit ein wenig länger diese Fotos mit den Steinen. Ich gehe nach drinnen und hole rasch noch etwas anderes, was ich Ihnen gerne schenken möchte.«
    Ehe Angie auch nur reagieren und etwas antworten konnte, war Maggie bereits wieder auf den Beinen und nach hinten verschwunden.
    Dieses Mal brachte sie ein schmales Buch mit zurück an den Tisch. »Hier, das ist für Sie. Ich habe es bereits dreimal gelesen und alles daraus gelernt, was es für mich anBotschaften enthielt. Jetzt suchen Sie sich raus, was für Sie darin enthalten ist.«
    »Paulo Coelho. Elf Minuten«, las Angie halblaut den Namen des Autors und den Titel des Buches.
    »Oder kennen Sie es schon?«, fragte Maggie. »Es ist ziemlich bekannt. Millionen-Seller weltweit, wie es heißt.«
    »Nein, nie gehört!« Angie durchforstete ihr Gedächtnis, aber es kam nichts hoch.
    Vielleicht war der Autor zu neu auf dem Markt, daran könnte es liegen. Sie hatte viel gelesen, damals im letzten Leben, dunkel konnte sie sich zumindest daran erinnern. Es war allerdings eher das Gefühl beim Lesen, an das sie sich erinnerte, nicht die einzelnen Bücher oder Autoren.
    »Lesen Sie es!«, wiederholte Maggie. »Es geht um alles, was Sie interessiert: um Liebe und um Lust. Um Sex und um Ängste um das Thema herum, um die dunklen Seiten der Intimität. Es geht auch um die Geschichte der Prostitution, aber nicht nur. Es geht um das Leben schlechthin.«
    »Danke, Maggie, vielen Dank für alles!«, sagte Angie und stand auf, das Buch in der Hand. »Ich muss jetzt gehen. Die Sonne geht schon unter, und ich will noch packen. Im Morgengrauen verlasse ich die Er... die Insel.«
    Maggie nickte, sie starrte auf ihre gefalteten Hände, die sie im Schoß liegen hatte: »Lesen Sie das Buch heute Nacht, vor der Abreise, Kind!«, sagte sie leise. »Man kann ja sowieso nie schlafen in der Nacht davor, also nützen Sie die Zeit besser. Vielleicht werden Sie dann sogar bleiben.«
    »Leben Sie wohl, Maggie. Und grüßen Sie Bob von mir.
    Nein, lassen Sie nur, Sie brauchen nicht für mich aufzusperren, ich springe hier über das Mäuerchen an der Terrasse und laufe am Strand entlang bis zu meiner Pension.«
    Sie war bereits ein gutes Stück weg, als Maggie sie zurückrief: »Sie haben ja Ihre Handtasche vergessen, Kind!«
    Angie kehrte auf dem Absatz um.
    Maggie hielt etwas Rotes in der hoch erhobenen Hand. »Es stand hier auf dem Stuhl neben der Mauer, ich hätte es auch beinahe nicht gesehen, weil der länger gewordene Schatten därüberfiel. Leben Sie wohl,

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