Wilder Eukalyptus
sich auf das Gebiet westlich der Stadt. Also, ich will gefälligst nichts mehr davon hören, verstanden?«
Ben verfiel in Schweigen und starrte durch die Scheibe auf die vorüberfliegende Landschaft, aber in Wahrheit sah er nur Gemmas hübsches Gesicht vor sich.
Kapitel 5
N achdem Gemma sämtliche Rinderweiden abgefahren hatte, war sie sich sicher, dass der Viehbestand vollständig gezählt worden war. Auf dem Rückweg funkte sie Bulla und Garry an und lud sie zum Feierabend auf ein Bier im Farmhaus ein. Sie hatte einige Fragen an die beiden.
Gemma war im Büro, als ihre Viehtreiber in einem der alten Geländewagen vorfuhren, die zur Farm gehörten. »Hallo Männer, wie sieht’s aus?«, rief sie, während sie den beiden entgegenging.
»Gut sieht’s aus«, antwortete Bulla. »Wir haben an die tausend Schafe reingeholt für kommenden Montag, wenn Millsy mit seiner Truppe anrückt und die Lämmer markiert.«
»Super. Wie wär’s mit einem Bier?«
»Ja, gern«, antworteten beide Männer gleichzeitig.
Gemma ging voraus in die Küche und nahm zwei Flaschen Bier aus dem Kühlschrank. Sich selbst mixte sie einen Rum mit Cola. Dann setzte sie sich zu den Männern an den Tisch und blickte sie ernst an.
»Was denkt ihr, wie es zu der wundersamen Vergrößerung unserer Herden kommt? Das gefällt mir gar nicht«, begann sie.
Garry und Bulla arbeiteten bereits auf Billbinya, bevor Adam die Farm von seinen Eltern übernommen hatte.
Nachdem Gemma und Adam geheiratet hatten, verdiente sie sich den Respekt und die Loyalität der beiden Viehtreiber, indem sie genauso hart schuftete wie alle anderen und ihre Arbeit mit Stolz verrichtete. So stand für die beiden außer Frage, dass sie blieben, als Gemma nach Adams Tod die Leitung der Farm übernahm. Sie wussten, dass Gemma ihre Sache genauso gut machen würde wie Adam, wenn nicht sogar besser.
»Tja, Gem«, sagte Bulla, »ich habe auch keine richtige Erklärung dafür. Sinny hatte immer einen genauen Überblick über den Bestand an Schafen und Rindern. Aber vielleicht hat er den in den letzten Monaten verloren. Schließlich war er ja nur noch mit dem Flieger unterwegs.«
»Weiß einer von euch was über eine Lieferung von dreihundert Mastochsen Ende Oktober?«
Bulla und Garry wechselten einen verdutzten Blick, dann nahm jeder einen Schluck aus seiner Flasche, ohne dass ihnen bewusst war, dass sie spiegelbildlich agierten. Gemma schmunzelte in sich hinein. Die beiden waren sich unglaublich ähnlich, aber vermutlich war das völlig normal, wenn man schon so lange Zeit zusammenarbeitete und unter einem Dach wohnte.
»Ich weiß nichts von dieser Lieferung«, sagte Garry. »Davon höre ich zum ersten Mal. Was ist mit dir, Bull?«
»Ist mir auch neu.«
»Wirklich?«, fragte Gemma überrascht. »Ned hat mir heute erzählt, dass Adam den Mäster schon seit drei Jahren beliefert.«
»Das kann nicht sein«, widersprach Bulla energisch. »Jedenfalls nicht, solange wir hier sind, und ganz bestimmt
nicht in den letzten drei Jahren. Wir würden uns doch erinnern, wenn wir die Ochsen verladen hätten. Und Sinny hätte uns sicher zur Mästerei geschickt, um nach dem Vieh zu sehen. Du weißt ja, dass er gerne alles genau kontrolliert hat, bevor das Vieh in die Schlachtung ging. Ned muss sich irren.«
Gemma machte ein nachdenkliches Gesicht. »Ja, das stimmt. Adam hat immer einen von uns mitgenommen und das Vieh in der Mast kontrolliert. Keine Ahnung, warum ich nicht selbst darauf gekommen bin.« Sie nahm einen Schluck von ihrem Getränk. »Glaubt ihr, dass Adam mit meinem Vater irgendwelche geschäftlichen Absprachen getroffen hat?«
»Wohl kaum«, antwortete Bulla, ohne zu zögern. »War wohl auch besser so. Ohne deinen alten Herrn beleidigen zu wollen, Gemma, aber man kann nicht gerade behaupten, dass Sinny und Jake die besten Freunde waren.«
Gemma nickte. Adam und ihr Vater waren sich nicht immer einig gewesen, was jedoch nicht weiter schlimm war. Schließlich teilte sie auch nicht immer die Meinung von Adams Eltern, und dennoch war ihr Verhältnis gut. Allerdings hatte Gemma manchmal den Eindruck, dass ihre Schwiegereltern Adam nicht wirklich verstanden hatten und ihnen auch nicht bewusst war, wie viel Druck sie auf ihren Sohn ausgeübt hatten.
Auf Gemmas Gesicht erschien schließlich ein Lächeln, und sie sagte: »Na ja, jedenfalls liegen wir gut im Zeitplan. Unser Vieh und das bisschen Ernte gedeihen prächtig, und wir sind gerüstet für Montag, wenn die Lämmer markiert
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