Wilder Eukalyptus
muss zuerst zu Dad. Lass uns später in Ruhe reden, wenn sich die erste Aufregung gelegt hat.«
»Dein Vater liegt in Zimmer 32 B auf der zweiten Etage. Ich gebe dir auf jeden Fall noch meine Telefonnummer, bevor meine Schicht endet.«
Gemma eilte los in die Richtung, die Paige ihr gewiesen hatte, und fuhr mit dem Aufzug in den zweiten Stock. Als die Türen aufglitten, sah sie ihre Mutter, die erschöpft an der Wand im Flur lehnte.
»Mum«, rief Gemma und lief rasch zu ihr. »Wo ist Dad? Wie geht es ihm? Was ist eigentlich passiert?«
»Deinem Vater geht es gut, Gem, keine Sorge.« Sarah nahm Gemmas Arm und führte sie zu einer Couch aus grauem Kunstleder, die neben dem Aufzug stand. »Er hat bereits am frühen Abend über Fieber und Schmerzen in der Brust geklagt. Ich habe ihm Tabletten gegeben, und danach hat er sich hingelegt. Später, als wir beide miteinander telefoniert haben, hat er es wohl vor Schmerzen nicht mehr ausgehalten und bekam kaum noch Luft. Darum hat er nach mir gerufen, ich sollte ihn ins Krankenhaus fahren. Die ärztliche Untersuchung hat ergeben, dass er einen leichten Herzinfarkt hatte. Wahrscheinlich müssen wir nach Adelaide, wo er richtig durchgecheckt
werden soll. Im Moment ruht er sich aus, und sein Zustand ist stabil.«
»Oh Mum, ich habe richtig Angst um ihn. Und der Arzt meint wirklich, dass Dad wieder gesund wird?«
»Ja, so gesund man nach einem Herzinfarkt wieder werden kann. Es ist möglich, dass er einen Bypass bekommt, aber das erfahren wir erst nach den weiteren Untersuchungen.«
Gemma stand auf, sank jedoch sofort wieder auf die Couch zurück und schlang die Arme um ihre Mutter. »Und was ist mit dir? Bist du okay?«
Sarah nickte, aber Gemma entging nicht der feuchte Schimmer in den Augen ihrer Mutter, die sich nun rasch erhob mit den Worten: »Kommst du?«
Gemma stand wieder auf und begleitete ihre Mutter durch den Flur zum Zimmer. Sarah öffnete leise die Tür, und Gemma verharrte einen kurzen Moment auf der Schwelle, während sie mit ihren Emotionen kämpfte.
Sie betrat das Krankenzimmer, und ihr Blick heftete sich auf das Bett, in dem ihr Vater lag, mit geschlossenen Augen, die Hände über der Decke, die auf dem Bauch ruhten. Gemma spürte, wie sich ihre Kehle zuschnürte beim Anblick seiner Hände, die trotz der fremden Umgebung so vertraut wirkten. Ihr Vater war an der Brust und am Finger verkabelt, und die Messgeräte piepten leise vor sich hin, während grüne Wellenlinien über die Monitore flimmerten, die die Atem- und Herzfrequenz überwachten.
»Hallo, Dad«, sagte Gemma mit sanfter Stimme.
Ihr Vater öffnete die Augen, und Gemma registrierte erleichtert, dass sie ihren Glanz nicht verloren hatten, auch wenn sein Gesicht erschöpft und blass wirkte.
»Hallo, Gem. Hast du wieder irgendwelche armen Kängurus angefahren?«
Gemma ging lächelnd auf ihn zu und setzte sich auf die Bettkante. Sie nahm seine Hand und hielt sie fest. »Nein, dieses Mal nicht. Heute war ich zu schnell für die Hüpfer.«
»Ein Glück. Um mich brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Es wird alles wieder gut.«
»Eigentlich müsste ich das zu dir sagen«, erwiderte Gemma. »Bestimmt wirst du ganz schnell wieder gesund. Schneller, als ich nach Hayelle komme, um nach dem Rechten zu sehen.«
»Es wäre trotzdem ganz gut, wenn du dort mal vorbeischaust, solange wir in Adelaide sind. Aber vergiss nicht, Fräulein, das ist immer noch mein Land!« Er grinste, um Gemma zu signalisieren, dass er sie bloß aufzog.
»Mach dir keine Sorgen wegen der Farm, Dad. Bulla, Garry und ich kümmern uns darum. Du siehst erst einmal zu, dass du wieder gesund wirst.«
»Mmm«, murmelte Jake, dem die Augen wieder zufielen. Gemma setzte sich auf einen Stuhl links vom Bett, während ihre Mutter auf der rechten Seite Platz nahm. Jede ergriff eine Hand von ihm.
»Gemma, ich muss mit dir über etwas Wichtiges reden.« Ihr Vater sprach leise, aber in ernstem Ton.
Gemma sah ihn an.
»Kann das nicht noch warten, Dad? Du musst dich jetzt ausruhen.«
In Jakes Gesicht erschien ein Ausdruck von Unentschlossenheit, während er gegen den Schlaf ankämpfte.
»Wir beide müssen uns mal dringend unterhalten, wenn
ich wieder aus Adelaide zurück bin, okay? Versprich mir, dass du dir Zeit für mich nimmst.« Der Nachdruck, der in seinen Worten lag, ließ Gemma aufhorchen.
»Sicher, Dad, wann immer du willst«, antwortete sie und blickte fragend zu ihrer Mutter hinüber. Falls Sarah wusste, worüber Jake mit
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