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Wilder Eukalyptus

Titel: Wilder Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fleur McDonald
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ist. Wir haben gemeinsam den Viehtrieb gemacht, er aus der Luft, ich am Boden im Pick-up. Er hat mich per Funk dirigiert, wenn es Ausreißer gab oder so. Und plötzlich ist seine Maschine abgestürzt. Ohne jede Vorwarnung und ohne dass er vorher einen Notruf über Funk abgegeben hat, was an sich schon seltsam ist. Wie dem auch sei, jedenfalls war ich in seinen letzten Minuten bei ihm an der Absturzstelle. Ich habe alles versucht, um die Cockpittür aufzukriegen, aber sie war blockiert. Ich habe gesehen, dass Adams Brustkorb zwischen dem Sitz und dem Steuerhebel eingeklemmt war und dass er aus dem Mund blutete. Er bekam nicht richtig Luft.« Gemma unterbrach sich und atmete tief durch. »Dann hat Adam gesprochen, aber durch die Scheibe konnte ich ihn zuerst nicht verstehen. Also kam ich auf die Idee, den Vorschlaghammer aus dem Wagen zu holen und damit das kleine Seitenfenster einzuschlagen. Adam rang röchelnd nach Luft und presste hervor, dass er es nicht schaffen würde und dass er ziemlichen Ärger hätte und dass die sich nach seinem
Tod an mich halten würden und dass ich die Farm verkaufen soll. Ich habe den ganzen Hof abgesucht - das Haus, die Schuppen, die Scheune - auf der Suche nach irgendeinem Hinweis, aber ich habe nichts gefunden. Vor Kurzem habe ich von Ned erfahren, dass Adam einen Vertrag unterschrieben hat, wonach ich verpflichtet bin, im Oktober dreihundert Mastochsen zu liefern, die ich nicht habe. Dann werden von den Höfen der Kettles, der Carters und der Smiths in ein und derselben Nacht Mastlämmer gestohlen, insgesamt um die tausend Stück, und kurz darauf erhalte ich Besuch von der Polizei, die mich fragt, ob ich das gestohlene Vieh zufällig auf meinem Land gesehen habe. Und am Morgen darauf erfahre ich von Bulla, dass er draußen auf der Reimer-Koppel um die tausend fremde Lämmer entdeckt hat. Allmählich beginne ich mich ernsthaft zu fragen, was für Geschäfte Adam hinter meinem Rücken gemacht hat. Hinzu kommt, dass sich ein Sonderermittler aus Western Australia für morgen bei mir angekündigt hat, um mir weitere Fragen zu stellen. Findest du das alles nicht auch ziemlich merkwürdig?«
    Pats Augenbrauen zuckten nach oben. »Das kannst du verdammt noch mal laut sagen.«
    Sie schwiegen nachdenklich.
    »Okay«, sagte Pat schließlich. »Wie sind die tausend Lämmer auf deine Weiden gekommen? Diese Frage lässt mir keine Ruhe. Ich meine, nehmen wir mal nicht gleich das Schlimmste an. Vielleicht wollte Adam ja nur den Steuerprüfer ärgern oder so. Wahrscheinlich hat er nichts Schlimmes verbrochen - obwohl, Sinny hatte es schon immer faustdick hinter den Ohren. Trotzdem, das fremde
Vieh auf deinem Grundstück rückt dich in kein gutes Licht. Ist es denn noch da? Hast du dem Sonderermittler was davon gesagt?«
    »Zweimal nein. Übrigens, was soll das heißen, Adam hatte es faustdick hinter den Ohren? Bulla ist am nächsten Morgen wieder zur Koppel rausgefahren, um die Lämmer zum Hof zu treiben, aber da waren sie schon verschwunden. Ich wollte das morgen dem Sonderermittler erzählen.«
    »Hast du Mum und Dad etwas gesagt?«
    »Nein, ich habe von der ganzen Geschichte erst nach Dads Herzinfarkt erfahren. In der Nacht, als Dad in die Klinik musste, wurden auch die Lämmer gestohlen.«
    »Ich glaube, du solltest dir einen Anwalt nehmen.«
    Gemma blickte Pat erschrocken an. »Ich habe nichts verbrochen!«, beteuerte sie laut.
    Pat schüttelte den Kopf. »Das spielt keine Rolle, Schwesterherz. Fakt ist, auf deinem Grundstück war Diebesgut gelagert. Die können dich wegen Beihilfe oder so drankriegen. Ich habe keine Ahnung.« Pat stand auf und wanderte im Zimmer auf und ab. »Ich glaube, du hast den Ernst der Lage noch nicht erkannt.« Er blieb stehen und sah Gemma an.
    »Ich habe nichts verbrochen«, wiederholte sie, leiser diesmal.
    »Das ist völlig egal. Wenn du deine Unschuld nicht beweisen kannst, steckst du knietief in der Jauchegrube. Kennst du einen guten Anwalt?«
    »Nein! Ich habe noch nie einen gebraucht. Ob du mir glaubst oder nicht, aber normalerweise halte ich mich an die Gesetze.«

    »Okay, Jess kennt bestimmt einen Anwalt. Du rufst sie gleich morgen früh an, noch bevor der Sonderermittler hier aufkreuzt. Du beantwortest seine Fragen erst, nachdem du mit einem Anwalt gesprochen hast.« Pat sah auf seine Uhr. »Ich bleibe heute Nacht hier. Und morgen früh überlegen wir uns, wie es weitergeht. Kann ich im Gästezimmer schlafen?«
    »Natürlich. Ich bezweifle, dass ich heute

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