Wilder Eukalyptus
hiesigen Örtlichkeiten vertraut und unterhalte mich mit den geschädigten Farmern«, sagte Dave.
»Warum soll Craig verdeckt ermitteln?«, fragte Geoff.
»So kann er schneller Kontakt zu den Einheimischen aufbauen. Da Craig der Jüngere von uns beiden ist und die Frauen auf seine Muckis stehen, findet er immer sehr rasch Anschluss. Vielleicht erhalten wir auf diesem Weg wertvolle Informationen«, erklärte Dave.
»Ich bin nur der nette Tourist, der sich hier amüsieren will.« Craig lächelte und zeigte seine strahlend weißen Zähne, während seine blauen Augen leuchteten. Geoff nahm sich vor, seine neunzehnjährige Tochter in der nächsten Zeit von den Pubs fernzuhalten.
Am Mittwochabend, als Gemma gerade Essen kochte für sich und ihren Bruder, den sie jeden Moment erwartete, klingelte das Telefon.
»Hallo?«
»Mrs. Sinclair, hier spricht Dave Burrows vom WA Sonderdezernat. Wie geht es Ihnen?«
»Danke, gut. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«
»Gemma, ich kontaktiere gerade sämtliche Viehzüchter
aus der Gegend, weil ich um ein persönliches Gespräch bitten möchte, nach Möglichkeit in den nächsten paar Tagen. Es geht um die Raubserie in der vergangenen Woche, die gestohlenen Mastlämmer. Ich möchte Sie alle gerne persönlich kennenlernen, damit ich Ihren Namen Gesichter zuordnen kann. Außerdem hätte ich noch ein paar Fragen an Sie.« Dave sprach in einem sehr beiläufigen Ton.
»Sicher. Wann passt es Ihnen?«
»Könnte ich gleich morgen bei Ihnen vorbeikommen, oder ist das zu kurzfristig?«
»Nein, morgen ist okay.«
»Was halten Sie von sechzehn Uhr?«
»In Ordnung. Also dann, bis morgen.« Als Gemma den Hörer auflegte, schlugen draußen die Hunde an. Patrick war gekommen. Hätte ich diesem Dave Burrows das mit den fremden Lämmern auf unserer Grenzkoppel sagen sollen? , überlegte sie. Nein, entschied sie. Morgen reichte es auch noch, diese unangenehme Sache zur Sprache zur bringen.
»Na, Schwesterherz, alles im Lot?« Pats Standardbegrüßung drang zu ihr ins Haus, während er seine Stiefel vor der Tür auszog.
»Ah, da bist du ja. Wie läuft es auf Hayelle?«
»Ich rede erst von der Arbeit, wenn ich etwas Anständiges im Magen habe. Was kochst du uns denn Feines?«
»Einen herzhaften Rinderschmorbraten. Bist du damit einverstanden? Außerdem habe ich mich mal wieder an einem Kuchen versucht. Ich glaube, er ist sogar genießbar!«
»Den esse ich auch, wenn er ungenießbar ist. Für selbst
gemachten Kuchen könnte ich sterben. In Mums Küchenschrank habe ich nur Kekse aus dem Laden gefunden. Sie lässt nach auf ihre alten Tage.«
Während des Essens plauderten die Geschwister ungezwungen. Erst beim gemeinsamen Abwasch sagte Patrick unvermittelt: »Ich habe eine Verlobte.«
»Was?« Gemma ließ die Hände sinken und sah ihn verblüfft an. »Wer ist es?«
»Kate.«
Gemma machte eine ungeduldige Geste. »Etwas genauer, bitte.«
»Kate und ich kennen uns schon von früher aus dem Internat. Irgendwann sind wir uns in Queensland wiederbegegnet, und seitdem sind wir ein Paar. Wie lange ist das her, acht Jahre? Kate reitet auch Pferde zu, so wie ich. Das mit uns ist eine ernste Sache.«
»Acht Jahre? Acht Jahre lang hast du uns kein Wort davon gesagt? Was hast du dir dabei gedacht?«, fragte Gemma vorwurfsvoll.
»Na ja, ich wollte euch nichts sagen, solange ich mir nicht sicher war.« Patrick zuckte lässig mit einer Schulter. »Eigentlich möchten wir erst nächstes Jahr heiraten, aber jetzt warten wir erst einmal ab, wie schnell sich unser alter Herr wieder erholt. Ich hätte ihn nämlich gerne an meiner Hochzeit dabei. Notfalls sind wir auch bereit, den Termin vorzuverlegen.«
»Pat, das sind ja tolle Neuigkeiten. Ich freue mich sehr für dich. Ich kann es gar nicht erwarten, deine zukünftige Frau kennenzulernen. Obwohl du eine Tracht Prügel verdient hättest, weil du sie uns so lange vorenthalten hast. Und wo wird die Trauung stattfinden?«
»Wahrscheinlich in Queensland, Kates Heimat. Aber genug von mir. Was gibt es bei dir Neues?«
Gemma seufzte. »Lass uns den Tee im Salon trinken. Dann erzähle ich dir die ganze Geschichte.«
Kapitel 12
G emma setzte sich auf die Couch, nahm die Beine hoch und machte es sich bequem. »Ich habe bis jetzt mit niemandem darüber gesprochen, Pat, noch nicht einmal mit Jess. Ich habe so ein ungutes Gefühl bei der Sache.« Sie starrte auf ihre Teetasse, dann fuhr sie fort: »Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie Adam abgestürzt
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