Wilder Eukalyptus
auf die Umgebung geachtet. Ich fürchte daher, ich kann Ihnen nichts Neues sagen.«
»Geht es Ihrem Vater wieder besser?«
»Ja, aber er wurde nach Adelaide überwiesen und muss vorerst dort bleiben. Mein Bruder Patrick kümmert sich so lange um Hayelle, so heißt die Farm meiner Eltern. Ich habe hier auf Billbinya schon mehr als genug zu tun.«
»Wie lange leben Sie schon auf Billbinya?«
»Oh, fast neun Jahre. Als Adam und ich geheiratet haben, bin ich hier eingezogen. Nach seinem Tod habe ich beschlossen, die Farm alleine weiterzuführen. Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen als ein Leben auf der Farm. Ich brauche die Weite und die Natur. Außerdem stamme ich aus der Gegend. Die Farm meiner Eltern liegt ungefähr fünfzig Kilometer südlich von hier.«
Dave lächelte. »Das kann ich nachvollziehen. Trotzdem muss es ganz schön schwer sein für Sie, die Farm alleine zu leiten. Vor allem wenn man sich die aktuellen Preise für Vieh und Wolle ansieht, die auch schon mal besser waren.«
Daves freundliche Art machte Gemma etwas lockerer. »In der Tat, es ist kein leichtes Brot, aber es ist mein Leben. Ich wurde dazu erzogen, nicht gleich die Flinte ins Korn zu werfen, wenn Schwierigkeiten auftauchen.
Noch ist es meine Farm, und ich hoffe, das kann ich auch noch in ein paar Jahren behaupten.«
»Sie leben also bereits seit Ihrer Kindheit in dieser Gegend. Haben Sie jemals mitbekommen, dass hier schon früher Vieh gestohlen wurde?«
Gemma schüttelte den Kopf. »Nein, das ist das erste Mal. Es tut mir sehr leid für die Betroffenen. Das ist eine schlimme Sache. Ich kenne die Leute ja alle persönlich - lauter nette Nachbarn.«
»Wie gut kennen Sie die geschädigten Farmer?«
»Nun, die Kettles kenne ich schon seit meiner Kindheit. Wir stehen uns nicht besonders nahe, aber wir haben ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis. Früher haben wir sie hin und wieder abends zu uns eingeladen.«
»Wie lange ist das her?«
»Oh, ich glaube, das war sogar noch im letzten Jahr. Ich kann gerne in meinem Kalender nachsehen. Wenn das Treffen geplant war, habe ich bestimmt was eingetragen. Aber manchmal hat Adam auch spontan Nachbarn eingeladen, die er auf der Straße getroffen hat oder bei denen er zu Besuch war, und hat sie unangemeldet mitgebracht. Das war für mich dann immer purer Stress. Ich bin nämlich keine gute Köchin und eigentlich nicht auf unverhoffte Gäste eingerichtet.«
»Sie hatten also regelmäßig privaten Kontakt mit Ihren Nachbarn?«
»Nun, vor ungefähr anderthalb Jahren hat Adam eine Interessengemeinschaft gegründet, der sich viele Farmer aus der Gegend angeschlossen haben. Wir haben uns ungefähr einmal im Monat getroffen und uns über die Arbeit ausgetauscht. Oft wurden zum Beispiel Innovationen besprochen,
und man hat gemeinsam beratschlagt, welche Farmen dafür geeignet waren. Ja, man kann durchaus sagen, dass wir regelmäßig Kontakt zu unseren Nachbarn hatten.«
»Würden Sie mir Ihren Kalender zur Verfügung stellen, damit ich ihn mir in Ruhe ansehen kann? Das wäre mir eine große Hilfe.«
Gemma zuckte mit den Schultern, da sie den Sinn dieser Bitte nicht ganz erfasste. »Selbstverständlich.«
»Fällt Ihnen denn sonst noch etwas ein, was für uns wichtig sein könnte?«
Gemma rutschte nervös auf ihrem Stuhl herum. »Ja, da gibt es noch was. Ich wollte es schon letzte Woche der Wache in Pirie melden, aber ich habe niemanden erreicht.«
Dave blickte gespannt von seinem Notizblock auf.
»Nach meiner Rückkehr aus der Klinik in Pirie hat Bulla, mein Viehtreiber, mich informiert, dass er ungefähr tausend fremde Lämmer auf unserer nördlichen Grenzkoppel entdeckt hat.« Daves Augenbrauen schossen in die Höhe. »Aber als wir die Herde hereinholen wollten, war sie spurlos verschwunden. Wie gesagt, ich habe versucht, die Polizei zu benachrichtigen. Und ich möchte ausdrücklich betonen, dass ich für jeden meiner Mitarbeiter die Hand ins Feu …«
Dave fiel ihr ins Wort. »Handelte es sich um die gestohlenen Mastlämmer?«
»Das kann ich nicht sagen. Bulla kam nicht nah genug an die Herde dran, um die Ohrmarken zu lesen. Jedenfalls waren es definitiv nicht unsere Schafe, sonst hätte Bulla sie erkannt.«
»Kann ich mit Bulla sprechen?«
»Ja, die Männer müssten jetzt auf dem Hof sein. Wir haben vorhin die Kälber markiert, aber inzwischen dürften alle wieder zurück auf der Koppel sein.«
»Gut, eins nach dem anderen. Haben Sie eine Karte von Billbinya?«
Gemma ging kurz
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