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Wilder Eukalyptus

Titel: Wilder Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fleur McDonald
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gewöhnen, aber er hat mir in der Tat ein paar höchst interessante Dinge verraten. Hat Adam in den letzten Jahren eine größere Erbschaft gemacht? Ist irgendein reicher Verwandter von ihm gestorben?«
    »Was? Sei nicht albern.« Die Frage belustigte Gemma. Im nächsten Augenblick jedoch blieb ihr das Lachen im Hals stecken. »Warum fragst du?«, hakte sie nach.
    »Ich lag richtig mit meiner Vermutung. Es gibt tatsächlich ein zweites Bankkonto, zu dem nur Adam Zugang hatte. Dem Steuerberater hat er erklärt, dass er angeblich eine große Geldsumme geerbt hätte. Davon hat er die Raten an seine Eltern bezahlt.«
    »Ich weiß beim besten Willen nichts von einer Erbschaft. Aber was heißt das schon? Schließlich scheine ich meinen Ehemann nicht besonders gut gekannt zu haben«, stieß Gemma bitter hervor.
    »Ich glaube, Adams Anteil aus den Viehdiebstählen ist auf dieses Konto geflossen, und davon hat er die Farm abbezahlt.«
    Gemma sagte: »Nun, ich nehme auch stark an, dass es diese Erbschaft niemals gegeben hat. Was dann unweigerlich zu der Frage führt, woher das viele Geld stammte - die Antwort liegt wohl auf der Hand, denke ich.«
    »Ja«, sagte Jess.
    Ein kurzes Schweigen setzte ein, bis Gemma sagte: »Ich glaube, ich muss jetzt raus und mich um die Schafe für morgen kümmern. Heute Morgen lag hier eine richtig dicke Tauschicht. Gut, dass wir das Vieh gestern Abend in den Unterstand gebracht haben. Feuchte Wolle kann man nicht scheren.«

    »Eigentlich wollte ich heute schon zu dir rauskommen, aber ich würde gerne noch ein paar Nachforschungen betreiben wegen dieses zweiten Kontos. Es wird bei der Inland Development Bank geführt. Hast du zufällig mal einen Kontoauszug von denen herumliegen sehen?«, fragte Jess.
    »Nein, da bin ich mir ziemlich sicher. Es ist mir völlig neu, dass wir dort ein Konto haben.«
    »Tja, sieht aber ganz so aus. Okay, ich klemme mich gleich morgen früh dahinter. Heute kann ich ohnehin nichts mehr ausrichten.«
    »Sag mal, Jess, hast du dich eigentlich mit Brad ausgesprochen?«, fragte Gemma zögernd.
    »Kann man sagen. Ich habe ihn zum Teufel gejagt.«
    »Oh Jess, ich hoffe bloß, das war nicht wegen mir.«
    »Nein, es war auch so höchste Zeit. Ich kann keinen Mann gebrauchen, der meine beste Freundin dumm anmacht. Außerdem ging Brad mir immer mehr auf die Nerven mit seinen ständigen Marotten, weißt du? Wie zum Beispiel neulich, als er uns im Jewel versetzt hat. Oder als er mich letztens geschlagene drei Stunden hat warten lassen, obwohl wir fest verabredet waren, und lauter solche Geschichten. Der Samstagabend war nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Scheiß auf Brad. Ich kann Unzuverlässigkeit nicht leiden. Ich habe direkt am Montag mit ihm Schluss gemacht, am Telefon.«
    »Am Telefon? Das ist aber ziemlich herzlos, Jess.«
    »Brad schien damit kein Problem zu haben. Gut, ich muss jetzt auflegen. Wir reden morgen weiter. Bis dann.«
    Jess beendete rasch das Gespräch, weil sie vor Gemma verbergen wollte, wie tief Brads flapsige Reaktion sie verletzt
hatte. Gemma hatte genug eigene Sorgen, da musste sie ihr nicht auch noch mit ihrem Liebeskummer zur Last fallen.
     
    Dave und Craig schlugen ihr Nachtlager auf. Im Laufe des Tages hatten sie fünf weitere Koppeln inspiziert, aber nichts Verdächtiges gefunden. Das Vieh machte einen gesunden und glücklichen Eindruck, die Ohrmarken stimmten. Dave lag ausgestreckt auf seinem Schlafsack, ein Bier in der Hand, und betrachtete den Sternenhimmel. Craig, der auch ein Bier in der Hand hielt, stocherte mit einem Ast im Feuer herum. Er starrte in die Flammen, die sein Gesicht erwärmten. Dann schüttelte er sich kurz und sprang auf. »Ich muss mal für kleine Jungs«, sagte er.
    Außerhalb des Feuerscheins war die Nacht pechschwarz. Vom Mond war heute nichts zu sehen. Craig bewegte sich vorsichtig über das fremde Terrain. Kurz darauf zog er den Reißverschluss seiner Hose wieder zu und verharrte dann still in der Dunkelheit, während er den Geräuschen der Nacht lauschte. Irgendwo schrie ein Fleckenkauz, und ein Fuchs bellte. Aus der Ferne erklang Rindergebrüll, das jedoch wieder abrupt verstummte. Craig wollte sich gerade auf den Rückweg machen, als ein neues Geräusch seine Aufmerksamkeit weckte. Er horchte in die Nacht, bis er das Geräusch identifiziert hatte. Er ließ den Blick schweifen, aber es war weit und breit kein Licht zu sehen. Nichts rührte sich in der Dunkelheit. Craig eilte zurück zu Dave, ohne

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