Wilder Eukalyptus
einen Schlafplatz hindeuteten oder auf ein Lagerfeuer, geschweige denn eine Campingausrüstung. Es sah vielmehr danach aus, als wären die Hunde größtenteils sich selbst überlassen und bekämen nur hin und wieder Besuch, um gefüttert zu werden.
»Sollen wir die beiden Köter mitnehmen?«, flüsterte Craig, als sie wieder aus dem Dickicht heraustraten.
»Den Teufel werden wir tun! Das sind blutrünstige Bestien. Nein, wir kehren zu unserem Nachtlager zurück und lassen hier alles so, wie es ist. Ich will nicht, dass der Hundebesitzer mitbekommt, dass wir sein Versteck entdeckt haben. Die Kollegen aus Pirie sollen später mit einem Hundeführer ausrücken, dann können sie auch gleich die Spuren sichern. Komm, lass uns verschwinden.«
»Warte, Dave, ich habe eine Idee. Warum observieren wir die Lichtung nicht? Ich kann mich morgen auf die Lauer legen und warten, ob jemand auftaucht, um die Hunde zu füttern.«
»Ja, vielleicht keine schlechte Idee. Zumindest haben wir schon mal die Aufnahmen als Beweis, sollten wir auf eine heiße Spur gestoßen sein. Lass uns darüber schlafen und morgen entscheiden, okay?«
»In Ordnung.« Zufrieden wanderte Craig mit Dave zurück zum Lager, während das GPS-Gerät sie lotste. So machte ihm die Arbeit besonders viel Spaß.
Kapitel 24
I m Halbschlaf öffnete Gemma die Augen und sah blinzelnd auf die Uhr. Es war fünf. Wie gerne würde sie liegen bleiben und weiterschlafen! Die Schur war immer sehr anstrengend, und mit den ganzen anderen Sorgen, die Gemma zusätzlich drückten, konnte sie am Ende des Tages kaum mehr die Augen offen halten. Gestern Abend hatte sie es gerade einmal geschafft, das Chaos zu beseitigen von ihrer wilden Suchaktion am frühen Morgen, bevor sie beschloss, ins Bett zu gehen und die Suche nach dem Aufstehen fortzusetzen.
Gemma stemmte sich aus dem Bett hoch, zog sich rasch etwas über und ging dann in die Küche. Nach dem ersten Koffeinkick des Tages machte sie sich auf in den Salon.
Sie atmete tief durch, bevor sie mit der Leiter zu der Dachluke hochstieg, eine Taschenlampe in der Hand. Gemma drückte von unten gegen die Klappe, aber sie bewegte sich kein Stück. Sie drückte fester. Plötzlich gab die Klappe nach, und eine Staubwolke rieselte auf sie herunter. Sie stellte sich auf die oberste Leitersprosse und spähte in die dunkle Öffnung hinein. Der Lichtkegel ihrer Taschenlampe wanderte über Spinnweben und Staub. Es hatte den Anschein, als wäre die Luke schon seit Jahren nicht mehr geöffnet worden. Gemma stieg die Leiter wieder herunter, mit Tränen der Enttäuschung in den Augen. Wieder eine Sackgasse.
Dave beschloss am Morgen, Craigs Vorschlag anzunehmen und ihn auf Beobachtungsposten zu schicken. Wenig später schlug Craig sein Lager ungefähr hundert Meter von der Lichtung entfernt unter einem Eukalyptusbaum auf, ausgerüstet mit Proviant, einem Funkgerät, einer Fotokamera mit einem Teleobjektiv und einer Videokamera. Das Kleinmaterial für die Spurensicherung war in den Taschen seines Overalls verstaut.
Craig sah sich vorsichtig um, dann stand er auf und streckte sich. Es war Zeit für einen kleinen Abstecher zu der Lichtung.
Er verließ seinen Posten und bewegte sich wachsam auf den Busch zu. Hinter einer Ansammlung von Cassiaund Kasuarinenbäumen entdeckte er einen Trampelpfad, der ziemlich stark ausgetreten war. Craig vermutete, dass er oft von den Schafen benutzt wurde und wahrscheinlich auch von dem Hundebesitzer, um nicht durch den Busch kriechen zu müssen, wie Dave und er gestern. Er folgte dem Pfad und musste immer wieder tief hängendem Geäst ausweichen, bis er die Lichtung erreichte. Er war froh, dass der Wind günstig stand und die dösenden Hunde ihn nicht witterten.
Craig sah sich nach einem Versteck um. Er erspähte in der Nähe ein dichtes Gestrüpp aus Salzbüschen und ging dahinter in Deckung. Die perfekte Tarnung. Craig holte zufrieden die Kamera heraus und wartete.
Einige Zeit später schreckte er aus dem Schlaf hoch. Shit. Er sah auf seine Uhr. Mittag. Die Hunde hatten sich inzwischen aufgesetzt und die Lauscher gespitzt, als würden sie etwas hören. Craig horchte auch, wobei er sich wünschte, ein so gutes Gehör zu haben wie die Hunde.
Schließlich glaubte er, das Knattern eines Motorrads zu hören. Er drückte zweimal die Sprechtaste an seinem Funkgerät, wartete eine Sekunde und drückte dann erneut zweimal, das Zeichen für Dave, dass die Show begann. Craig wagte kaum zu atmen aus Angst, die
Weitere Kostenlose Bücher