Wilder Eukalyptus
Hunde könnten ihn hören. Er nahm die Kamera hoch, den Finger am Auslöser, in der Hoffnung auf ein paar gute Schnappschüsse.
Das Knattern kam immer näher, und die Hunde begannen, freudig zu bellen.
»Haltet die Fresse, ihr Scheißköter.«
Craigs Puls schlug schneller, als er die Stimme erkannte. Es war Jack Marshall.
»Wie oft muss ich euch noch sagen, dass ihr mit dieser Kläfferei aufhören sollt«, fuhr Jack die Hunde an. Als er in Craigs Blickfeld erschien, drückte dieser wie wild auf den Auslöser und hoffte dabei inständig, dass Jack die Hunde nicht freiließ, damit sie sich auslaufen konnten. Jack hatte einen weißen Müllsack in der Hand, aus dem allem Anschein nach Blut tropfte, und in seinem Mundwinkel steckte eine brennende Zigarette. Er duckte sich unter einen Ast und kam dicht an Craigs Versteck vorbei. Die Hunde zogen wie toll an ihren Ketten und winselten vor Freude.
»Na, ihr?« Jack legte den Plastikbeutel auf den Boden und gab den Hunden mit den flachen Händen einen Klaps auf den Kopf, was wohl ein Tätscheln sein sollte. Dann griff er in den Plastiksack und zog die Hinterbeine eines Schafs heraus, an denen noch die Wolle war. Craig zoomte die Szene näher heran. Vielleicht klaute Jack die Schafe nicht nur, sondern tötete sie auch, um sie an die Hunde zu verfüttern.
»Ihr habt ein Glück«, sagte Jack zu den Hunden. »Normalerweise wäre ich heute nicht gekommen, aber ich muss den Grenzzaun reparieren. Befehl von der Chefin. Also dachte ich, wenn ich schon mal hier in der Ecke bin, bringe ich euch was zu fressen vorbei. Hab unterwegs’nen Hammel für euch erledigt.«
Die Hunde geiferten vor Gier, bis Jack ihnen schließlich die Keulen zuwarf. Dann knüllte er den Plastikbeutel zusammen und stopfte ihn in seine Jacke. Nachdem er das Wasser für die Hunde kontrolliert hatte, ließ er den Blick über die Lichtung kreisen. Zufrieden, weil alles so zu sein schien, wie er es verlassen hatte, griff er nach der angebrochenen Rumflasche und nahm ein paar ordentliche Schlucke.
»Bis bald, Jungs«, sagte er dann und drückte seine Zigarette auf dem Hundezwinger aus.
Craig hatte die gesamte Szene fotografiert. Du bist fällig, Freundchen, dachte er, als Jack wieder im Busch verschwand. Sobald er hörte, wie das Motorrad sich entfernte, stand er auf. Seine Knie knackten.
Zurück auf seinem Außenposten funkte er sofort Dave an.
»Bis gleich«, sagte er zum Schluss und machte es sich unter dem Eukalyptusbaum gemütlich, während er darauf wartete, von Dave abgeholt zu werden.
Gemma spürte, dass der Wind aufgefrischt hatte, und schaute besorgt zum Himmel hoch. Im Norden brauten sich dunkle Wolken zusammen. Sie rief hinüber zu Bulla, der im Gehege arbeitete: »Meinst du, da drüben zieht ein Gewitter auf?«
Bulla wandte den Kopf nach Norden und nickte. »Ja, sieht ganz so aus. Besser, wir bringen die Nackten ins Trockene.«
Nachdem Gemma die behandelten Schafe durch den Treibgang in den Unterstand der Scheune gescheucht hatte, kümmerte sie sich um die restlichen Tiere, die sie noch mit dem Lausmittel besprühen musste. Sie hörte und roch den Regen, bevor er da war. Gemma blickte zum Horizont, wo eine schwarze Regenwand sich auf den Hof zubewegte und rasch näher kam. Ein lauter Donnerschlag löste hektische Betriebsamkeit aus. Bulla sprang mit einem Satz über das Gehege und rannte auf die Schafe zu, während er laut nach seinen Hunden pfiff.
»Los, Roady, lauf!«, befahl er.
Gemma rief Scoota bei Fuß, damit er nicht im Weg stand, und öffnete weit das Tor zum Unterstand. Die verstörten Tiere zögerten vor der dunklen Öffnung, aber dank Roadys sanfter Unterstützung kam die Herde langsam in Schwung. Nachdem alle Schafe im Trockenen waren, trieften Bulla und Gemma vor Nässe. Der Regen prasselte auf sie herab, und sie flüchteten in die Scheune.
In den Sortierbuchten standen jeweils nur noch drei Schafe, aber die Scherer hatten ihre Arbeit unterbrochen, um das Gewitter zu beobachten.
»Gut, dass schon Wochenende ist, was, Gem?«, sagte Kenny, als sie mit Bulla hereinkam. Gemma wischte sich den Regen aus dem Gesicht, schüttelte die nassen Haare und grinste. »Ich käme nie auf die Idee, mich über Regen zu beschweren, mein Freund«, sagte sie.
Die Scherer wandten sich von den Fenstern ab und nahmen ihre Schermaschinen wieder in die Hand.
»Bestimmt kommen die Gebirgsbäche runter«, rief Buster. »Wir sollten zusammenpacken und schnell abhauen, bevor wir das ganze
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