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Wilder Eukalyptus

Titel: Wilder Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fleur McDonald
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Seinen Anteil hat er wahrscheinlich auf einem anderen Konto deponiert, von dem die Raten für Billbinya abgebucht wurden. Ich muss wissen, woher das Geld stammte, damit wir entlastende Informationen haben, sollte Gemma von der Polizei verhört werden. Offenbar gilt sie als tatverdächtig. Aus diesem Grund prüfe ich gerade ihre Bücher.«
    Am anderen Ende der Leitung herrschte längeres Schweigen, da Rodney diese Neuigkeiten erst verdauen musste.
    »Ich bin entsetzt«, sagte er schließlich. »Ich hielt Adam Sinclair immer für einen Ehrenmann. Er strahlte so viel Kraft und Vitalität aus. Und er hatte einen außergewöhnlichen Riecher für die Entwicklungen in der Viehindustrie. Allerdings…« Rodney räusperte sich, und Jess konnte sich bildlich vorstellen, wie er seine Krawatte gerade zog und auf seinem Stuhl Haltung annahm, bevor er mit der Sprache herausrückte. »Nun, äh, es gibt tatsächlich ein zweites Konto, von dem die Überweisungen an Ian und Joan Sinclair getätigt wurden.«
    Jess hätte am liebsten einen Luftsprung gemacht, aber sie hielt gespannt den Atem an. Ganz so einfach war es bestimmt nicht.
    Rodney räusperte sich erneut. »Ihnen ist sicherlich bekannt, dass ich in meiner Eigenschaft als Steuerberater dazu verpflichtet bin, die Kapitalanlagen meiner Kunden
detailliert zu dokumentieren, zum Beispiel Wertpapierkennnummern und so weiter. Vor ungefähr zwei Jahren hat Adam Sinclair mein Büro aufgesucht, um mir mitzuteilen, dass er eine große Geldsumme geerbt hatte. Ich habe mir sehr wohl notiert, bei welchem Kreditinstitut das Geld angelegt war sowie die Höhe der Summe, allerdings habe ich es versäumt, die Depotnummer festzuhalten. Ich bedaure, dass ich Ihnen diese Information nicht liefern kann.«
    »Augenblick«, unterbrach Jess. »Haben Sie gerade gesagt, Adam hat eine große Erbschaft gemacht und damit den Kredit an seine Eltern abbezahlt?«
    »Das ist korrekt. Und da auf diese Erbschaft keine Steuer zu entrichten war, habe ich darauf verzichtet, die Unterlagen einzusehen. Es war nicht erforderlich. Ich habe Adam nach dem Zinsertrag der Kapitalanlage gefragt und zur Antwort erhalten, dass er das Geld fest angelegt hätte, in einen Investmentfonds mit einer Laufzeit von vier Jahren. Ich habe ihn gebeten, mir die Unterlagen zu dem Fonds nachzureichen, aber die habe ich nie erhalten.« Der Steuerberater stieß einen Seufzer aus. »Es fällt mir schwer zu glauben, dass Adam in unsaubere Geschäfte verwickelt war. Trotzdem könnte Ihr Verdacht zutreffen, zumal ich nur lückenhafte Informationen über dieses Depot besitze.«
    Jess schrieb eifrig auf ihrem Block mit, während Rodney redete. Bevor sie etwas sagen konnte, fuhr er fort: »Miss Rawlings, ich hege die allergrößte Hochachtung und Anerkennung für Mrs. Sinclair und für das, was sie leistet. Ich würde es sehr bedauern, wenn sie Schwierigkeiten mit der Polizei bekäme.«

    Jess fühlte, wie sie ein wenig weicher wurde. Offenbar besaß Rodney doch ein Herz. »Vielen Dank für Ihre Informationen und Ihr Vertrauen. Ich werde weitere Nachforschungen anstellen und Gemma nach dieser angeblichen Erbschaft fragen. Es kann sein, dass ich noch einmal auf Ihre Hilfe zurückgreifen muss. Sind Sie damit einverstanden?«
    »Sie können sich jederzeit an mich wenden.«
    Jess legte geistesabwesend auf, während die Gedanken in ihrem Kopf sich überschlugen. Das war ja ein Ding! Sie sah auf die Uhr und stellte fest, dass es zu spät war, um noch heute nach Billbinya aufzubrechen, aber wiederum zu früh, um Gemma telefonisch zu erreichen. Ich werde ihr eine Nachricht auf Band hinterlassen , dachte sie.
    Zu Jess’ Überraschung hob Gemma nach dem zweiten Klingeln ab.
    »Hi, Gem«, sagte Jess. »Was machst du denn um diese Uhrzeit schon im Haus? Ich dachte, du schuftest draußen bei den Schafen.«
    »Jess!« Gemma klang erfreut. »Wie sieht’s aus?«
    »Ich habe mit Rodney gesprochen. Sag mal, hat der vielleicht ein Benimmlexikon verschluckt?«
    Gemma musste lachen. »Ja, Rodney pflegt eine sehr vornehme Ausdrucksweise, nicht wahr? Ian und Joan haben ihn uns empfohlen. Keine Ahnung, wie sie auf ihn gekommen sind, aber er hat uns bei der Übernahme der Farm beraten, und Adam und ich haben ihn einfach behalten. Das hat uns den ganzen Papierkram erspart, wenn wir den Steuerberater gewechselt hätten. Rodney ist ein sehr höflicher Mensch. Ein richtiger Gentleman. Konnte er dir weiterhelfen?«

    »Ja, ich musste mich zwar zuerst an sein Kauderwelsch

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