Wilder Oleander
Innigkeit zu zelebrieren. Heiße Tränen der Freude rannen Coco über die Wangen, als sie daran dachte, dass dies der Mann war, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen würde, und auch Kenny weinte, weil dies die erste von vielen wunderschönen Erinnerungen war, die er von jetzt an und für viele, viele Jahre im Gedächtnis behalten würde.
Später, als sie sich befriedigt in den Armen lagen, meinte Coco: »Vielleicht sind Seelenpartner doch nicht das, wozu man sie stilisiert. Vielleicht
finden
wir sie gar nicht, sondern basteln sie uns nur zusammen.«
»Soll ich dir mal was zeigen, was dich überraschen dürfte?« Er stand auf. Als er zu dem Stuhl ging, über dem seine Hosen lagen, betrachtete Coco seine nackte Rückenansicht. Schlank war ihr Geliebter, keineswegs ein Muskelprotz. Sie wusste, dass er als Jugendlicher davon geträumt hatte, ein Karate-As zu werden, aber nicht einmal den »rosa Gürtel« geschafft hatte, weil er zu ungelenk war. Dafür hatte Coco noch nie derart perfekt geformte Pobacken gesehen, auch wenn sie jetzt dort, wo sie sich an ihm festgekrallt hatten, als er in sie eingedrungen war – allein der Gedanke daran heizte sie von neuem an - rote Druckstellen aufwiesen.
Kenny kam wieder aufs Bett zu, und Coco starrte gebannt auf das Prachtexemplar von einem Schwanz, der in The Grove, im
Gegensatz zu seinen anderen Körperteilen, nichts an Umfang eingebüßt hatte. Eine wahrlich beglückende Feststellung.
Er hatte seine Brieftasche geholt. »Erinnerst du dich, dass du gestern Abend gesagt hast, du seiest auf der Suche nach einem weisen Mann? Und dass du mich gefragt hast, ob
ich
mich für einen weisen Mann halte? Und ich das für einen Witz hielt?« Er reichte ihr die aufgeklappte Brieftasche.
Sie sah seinen Führerschein und riss Mund und Augen auf. »Allmächtiger!«, flüsterte sie. »Kenny
Wiseman
? Warum hast du mir das verschwiegen?«
»Weil ich wollte, dass dein Entschluss, mit mir zusammenzusein, von Herzen kommt, aus deinem Inneren und nicht, weil der Kristall dir das eingegeben hat.«
Sie schlang die Arme um seinen Hals, zog ihn zu sich hinunter und küsste ihn leidenschaftlich. »Kenny Wiseman« – sie ließ seinen Namen genüsslich im Mund zergehen –, »du hast dich für einen Feigling gehalten, der sich in The Grove versteckt hat und Angst davor hatte, wieder in die Welt zurückzukehren und Gefahr zu laufen, erneut seiner Gier nach Süßem zu erliegen. Aber du bist nicht feige. Du hast alles darangesetzt, mich von meiner Versponnenheit abzubringen und mit der Realität zu konfrontieren. Mich dorthin zu bringen, wohin ich gehöre, zu dir. Kenny, ich möchte, dass du meine Familie kennen lernst. Ich weiß, dass sie dich absolut wundervoll finden werden.« Und er müsste sich nicht mehr als Waisenkind fühlen.
»Lass uns in die Schweiz gehen«, sagte sie. »Stell dich der Forschung zur Verfügung, hilf mit bei der Entwicklung eines Medikaments gegen Alzheimer.«
»Das ist eine schwere Entscheidung«, sagte er, und sie wusste, was er meinte.
Ihre sexuellen Intermezzi in The Grove waren im Rückblick gar nicht so ohne gewesen, es hatte geprickelt, und eigentlich
hätte sich aus jedem dieser Abenteuer eine Beziehung entwickeln können. Dennoch war für sie immer ein Haken daran gewesen. Kam das daher, weil sie tief in ihrem Inneren Kenny begehrte? »Ich brauche weder Daisy noch irgendeinen Kristall zu befragen«, sagte sie. »Ich weiß, was ich möchte: Mit dir in die Schweiz gehen.«
»Ob du dort wohl glücklich sein könntest? Wie willst du es dort aushalten ohne deine Tätigkeit bei der Polizei?«
Schmunzelnd streckte sie die Hand nach ihm aus. »Ganz einfach. Ich lerne so schnell es geht etwas Deutsch und dann hat vielleicht die Schweizer Polizei Verwendung für ein gutes Medium.«
Kapitel 40
Man nannte es Saft. Saft war gleichbedeutend mit Macht, Geld, Prestige, Erfolg. Saft war das, worauf es in Vegas ankam, womit man es zu etwas brachte, überlebte. Gregory Simonian hatte dereinst Saft gehabt.
Vor Jahren – die Frau des Redakteurs hatte noch nicht seinen Schwanz geküsst, er war in dessen Zeitung noch nicht als »Ganove« bezeichnet worden, war noch nicht mit Gayane Simonian verheiratet – hatte der Junggeselle Fallon im Casino des Wagon Wheel Blackjack gespielt und so viel gewonnen, dass die Vorgesetzten der Geber misstrauisch geworden waren und Simonian informiert hatten, worauf dieser ihn an die Luft hatte setzen lassen. Fallon hatte darüber gelacht, aber
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