Wilder Oleander
in die Nase. Und noch ein anderer Geruch – ein animalischer. Noch nie hat sie sich so wild gefühlt.
Ein rasches Zerren, und das Lendentuch fällt. Welch erregende Männlichkeit! Sie möchte ihm zeigen, wie sehr sie Frau ist. Sie zieht ihn hinunter auf die heiße Erde und zwingt ihn auf den Rücken, schwingt sich, nachdem sie ihrerseits ihren Lederrock abgestreift hat, auf ihn, beobachtet sein Gesicht, als sie sich auf seiner Erektion niederlässt. Er stöhnt genüsslich
auf. Ihre Schenkel sind kraftvoll, bis in alle Ewigkeit kann sie ihn reiten.
Aber ehe er kommt, hebt er sie von sich und übernimmt die Führung.
Er legt eine Hand auf ihren Leib, in Verehrung des Wunders, den er birgt. Sie haben Leben gezeugt. Sind den Göttern nahe. Der Krieger bereitet ihr höchste Wonnen, auf überraschend sanfte Weise. Dies hat nichts von der stürmischen Paarung, der das Kind entsprungen ist; jetzt ist er zärtlich und nimmt Rücksicht auf ihren Zustand.
Während er in mitreißendem Rhythmus zustößt und wieder zurückweicht, tastet sich seine Hand zu ihrem magischen Punkt und stachelt sie zum Orgasmus an, dann erreicht auch er seinen Höhepunkt, und beide lachen und umarmen sich und danken den Göttern für die Sonne und den Himmel.
Ophelia öffnete die Augen und blinzelte in die ockerfarbene Wildnis, die durchsetzt war von Felsblöcken, Kakteen und Joshuabäumen. Erfüllt von tiefer Liebe zu David, ihrem Partner und Gleichgesinnten, aber auch ihrem Krieger und Helden, begriff sie, wie ursprünglich und einfach das Leben insgesamt war. Sie hatte zugelassen, bei einem Wettlauf, an dem sie nicht hatte teilnehmen wollen, überrannt zu werden. Jetzt wusste sie, warum sie nach The Grove gekommen war. Weil alle Antworten hier zu finden waren.
Sie griff nach ihrem Hemd, suchte den Horizont ab. Wie weit vom Resort entfernt mochte sie sein? Telefonmasten oder Straßen waren nicht auszumachen, auch keine Wegzeichen. Um sich einen besseren Überblick zu verschaffen, kletterte sie den Felsen hinauf. Bei einer unbedachten Bewegung rutschte sie aus, verlor den Halt und stürzte kopfüber zwischen die mächtigen Steinblöcke, die älter waren als die Zeit.
Kapitel 39
Nach drei Stunden hatte der Suchtrupp noch immer keine Spur von Ophelia entdeckt.
Kenny, der erfahren hatte, dass ein Gast verschwunden war, wollte sich an der Suche beteiligen, aber die Sorge um Coco hielt ihn davon ab. Nachdem sie gestern Abend unfreiwillig einen Blitz in das grausame Hirn eines kaltblütigen Mörders erlebt hatte, war sie, als er sie verließ, derart durcheinander gewesen, dass er vor Sorge kein Auge zugetan hatte.
Der Mann, der ihnen vom Büro der Sicherheit gefolgt war – ein bewaffneter Wachposten, der höflich gewartet hatte, bis Kenny gute Nacht gesagt hatte –, stand nicht länger Posten vor ihrer Tür. Und Coco wiederum reagierte nicht auf Kennys Läuten.
Wo war sie?
Letzte Nacht, auf ebendieser Stufe, hatte er sie gebeten, ihn zu heiraten. Sie war erschrocken und hatte erst »Du bist ja verrückt« gesagt, dann die Stirn gerunzelt und gemeint: »Es scheint dir wirklich Ernst damit zu sein.« Weiter war sie nicht darauf eingegangen, hatte sich verabschiedet und ihm versichert, alles sei in bester Ordnung, sie wolle einfach allein sein.
Damit konnte sich Kenny nicht abfinden.
Er zwängte sich durch das dichte Gebüsch um das Häuschen, entdeckte ein Fenster, dessen Gardinen nicht zugezogen waren, spähte hindurch und erblickte Coco, die, mit einem
Frotteemantel bekleidet, das Haar noch nass von der Dusche, eben aus dem Badezimmer kam.
Er schlich weiter am Haus entlang, stellte fest, dass das Gartentor nicht verriegelt war. Als er es passierte, brach ihm der Schweiß aus. Einerseits wollte er umkehren, andererseits drängte es ihn mit aller Macht vorwärts. Er stand vor einer Entscheidung von nicht abzusehender Tragweite für sein ganzes weiteres Leben.
Als er das letzte Mal The Grove verlassen hatte, war er rückfällig geworden und um ein Haar seiner Gier nach Süßigkeiten zum Opfer gefallen. Seit dieser Zeit, seit inzwischen zweieinhalb Jahren, hatte er sich nicht mehr von The Grove fortgerührt, und jetzt hatte er Angst vor einem erneuten Anlauf. Aber Coco brauchte seine Hilfe.
Als er an ihre Glastür pochte, schrak sie zusammen. Dunkle Ringe zeichneten sich unter ihren Augen ab, dennoch schob sie lächelnd die Tür beiseite und sagte: »Kenny! Was für eine Überraschung!«
Er fasste sie bei den Armen und sah ihr prüfend ins
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