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Wilder Oleander

Wilder Oleander

Titel: Wilder Oleander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Harvey
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weiblicher Gesellschaft?«
    »Nein.«
    Abby wandte sich zum Gehen. »Wann hat er gebucht?«
    »Er stand drei Wochen lang auf der Warteliste. Als eine Absage erfolgte, wurde Burns benachrichtigt, und er kam sofort.«
    »Woher?«
    »Aus Los Angeles.«
    Auf der Warteliste zu stehen war nichts Ungewöhnliches, dass Burns keines der vielen Angebote des Resorts wahrnahm, schon eher. Man kam nicht hierher, um
nichts
zu tun. »Ein Paparazzo?«, mutmaßte Vanessa. »Oder will er sich an einen Prominenten heranmachen?« In The Grove stiegen nicht nur berühmte Leute ab, sondern auch solche, die »ins Geschäft kommen wollten« und hofften, hier Kontakte zu knüpfen. Die Sicherheitskräfte passten wie Schießhunde auf, dass prominente Gäste nicht von No-Names belästigt wurden. Vielleicht hatte dieser hier ein Drehbuch zu verkaufen oder eine Idee an den Mann zu bringen oder eine Fotomappe, die er vorzeigen wollte. »Sollen sich die Sicherheitskräfte mal in seinem Zimmer umsehen?«
    Abby schüttelte den Kopf. Diskretion stand bei ihr an oberster Stelle. Sie hatte noch nie in einem Gästezimmer herumgeschnüffelt und wollte auch jetzt nicht damit anfangen. Sie verbannte Jack Burns aus ihren Gedanken und konzentrierte sich auf Schadensbegrenzung in der Küche, um rechtzeitig ein Desaster mit dem Chefkoch Maurice zu verhindern.
     
     
    »Wir brauchen Fingerabdrücke, Jack«, hatte sein Freund vom gerichtsmedizinischen Labor gesagt. Und deswegen war Jack hier. Um Fingerabdrücke einer Frau sicherzustellen, die sich,
wie es hieß, niemals unter ihre Gäste mischte. »Lad sie zu einem Drink ein. Schnapp dir ihr Glas.«
    Leichter gesagt als getan.
    Aber er hatte an einem Sarg ein Versprechen abgegeben, und jetzt war er hier, sah sich an diesem sonnigen Morgen in The Grove um und überlegte, wie er an Abby Tylers Fingerabdrücke herankam.
    Abends zuvor, als das Flugzeug gelandet war, hatte er sie am Rande der Asphaltpiste stehen sehen. Sie hatte die ankommenden Passagiere in Augenschein genommen. Sie hatte jünger gewirkt als erwartet. Attraktiv sogar. Und überraschenderweise auch verletzlich, wie sie dort dastand und besorgt die Neuankömmlinge musterte. Sie war erschrocken, als sie ihn entdeckte, war unvermittelt auf der Hut gewesen. Ahnte sie, weshalb er herkam?
    Die Sonne strahlte. Hohe schlanke Palmen wiegten sich wie lockend in der lauen Luft, grüne Palmwedel wippten wie die Baströckchen von Hula-Hula-Tänzerinnen. Der Himmel war derart blitzblau, dass er einen schier blendete. In der Nähe rauschte ein Wasserfall. Jack kam an einer kleinen Gruppe von Leuten vorbei, die im Schatten eines Banyanbaumes saßen und hingebungsvoll der legendären französischen Schauspielerin Claudine Stovall lauschten, einem Sex-Idol der sechziger Jahre, die sich über die Tücken der plastischen Chirurgie und Brustimplantate verbreitete. Und hundert Jahre alt zu sein schien.
    Auf seinem weiteren Weg kam eine junge Frau in einem figurbetonten Sarong auf ihn zu. Sie trug ein Tablett mit Drinks in mehreren Farben, aus denen kunstvoll geschnittene Obststücke herausragten. Sie musterte ihn von oben bis unten und lächelte anerkennend. Zog sie eine Schau ab? Sollten die Gäste auf diese Weise animiert werden? Wohl eher nicht. Jack kannte diese Art zu lächeln. Mehrmals schon hatten ihm
Frauen gesagt, dass er »nicht übel« aussehe. Ein wenig wettergegerbt vielleicht, hatten sie gemeint, aber welcher Mann in seinem Beruf wäre das nicht? Man treibt sich nicht jahrelang als Ermittler an den neuralgischen Punkten einer Stadt herum, ohne dass sich einem ein paar Furchen und Falten ins Gesicht graben. Mit seinen siebenundvierzig Jahren war Jack immerhin gut in Form, jedenfalls gut genug, um, wenn es sein musste, einen Handtaschenräuber zu verfolgen und ihn zu stellen.
    Höflich erwiderte er das Lächeln und schlenderte weiter. Sex als Freizeitbeschäftigung war nicht sein Ding. Wenn er mit einer Frau das Bett teilte, mussten Gefühle mit im Spiel sein. Weshalb sein Bett seit einiger Zeit leer war.
    Schließlich entdeckte er sie, als sie gerade an einer großen Voliere mit exotischen Vögeln vorbeieilte.
    Er ging ihr nach, beobachtete, wie sie, die Hände in die Taschen ihrer maßgeschneiderten Hosen vergraben, ausholend und selbstbewusst dahinschritt. Ihre Seidenbluse flatterte im Wind, um sich dann wieder um ihren Oberkörper zu schmiegen und ihre schöngeformten Brüste zur Geltung zu bringen. Da Jack wusste, wie alt sie war, musste er anerkennend

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