Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wilder Oleander

Wilder Oleander

Titel: Wilder Oleander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Harvey
Vom Netzwerk:
und dem Flugzeug zusetzte. Über Funk erkundigte sie sich beim Tower auf der Twentynine Palms Marine Base nach den neuesten Wettermeldungen und erhielt die Auskunft, dass sich in östlicher Richtung ein Unwetter zusammenbraute. Es sei ratsam umzukehren.
    Ein wenig Wind vermochte Francesca nicht abzuschrecken. Sie hatte mit ihrer Maschine schon so manchen Sturm durchgestanden. Und nach The Grove war es ja nicht mehr weit. Sie dankte dem Tower und brach den Funkkontakt ab.
    Unangenehm war nur der aufwirbelnde Sand, der die Sicht erschwerte und alles, was unten als Orientierungshilfe diente, unkenntlich machte. Als sie nach links schaute, sah sie etwas, was ihr das Blut stocken ließ.
    Eine mächtige braune Wand, die immer größer wurde und sich von der Wüste her auf sie zuwälzte. Ein Sandsturm! Auf den Francesca geradewegs zuhielt.

Kapitel 49
    Fallon liebte es, abgehoben von allem wie ein göttliches Wesen am Himmel zu schweben. Hier oben in seinem Privatjet kam er sich als Beherrscher der ihm so verhassten Wüste vor.
    Er war bester Laune. Alles fügte sich vortrefflich, sein Traum, der Crème de la Crème anzugehören, würde in vierundzwanzig Stunden in Erfüllung gehen. Abgehakt die Armut in der Kindheit, das Stigma des unehelich Geborenen, die kriminelle Phase, in der er die Drecksarbeit erledigt hatte, mit der sich andere nicht die Hände beschmutzen wollten, und selbst später noch als respektabler Geschäftsmann, als der er es mit prominenten Damen der Gesellschaft, die Nase rümpfend auf ihn herabgeblickt hatten, aufnehmen musste. Morgen würde Michael Fallon die Welt gehören.
    Nicht mehr als ein kurzer Brief an die Vandenbergs war dazu nötig gewesen, die Mitteilung, dass Fallon um das jahrelang streng gehütete Geheimnis ihres sauberen Sprösslings wusste, und dazu die versteckte Drohung, dass jeglicher Versuch, die Hochzeit zu verhindern, die uneingeschränkte Offenlegung jenes Geheimnisses zur Folge haben würde.
    Blieb als letzter Unsicherheitsfaktor Abby Tyler. Alle Übrigen, die über seine Vergangenheit Bescheid wussten, hatte er aufgespürt und ausgeschaltet. Sobald die Tyler ausradiert war, wäre auch sein früheres Leben ausradiert. Mit einer weißen Weste würde er ein völlig neues Leben beginnen, das er mit Reichtum, Ansehen und Macht anzufüllen gedachte.
     
    Er lachte laut auf. Er fühlte sich blendend. Was immer Abby Tyler meinte, gegen ihn in der Hand zu haben – sie würde keine Gelegenheit bekommen, es auszuspielen. Dessen war Fallon sich sicher. Er hielt eine Überraschung für sie bereit.
     
    Ständig Ausschau nach der Highway Patrol haltend, bretterte Stephen Vandenberg über den Highway. Nicht allein wegen der Nachricht, die er Francesca als Erster beibringen wollte, legte er noch einen Zahn zu; im Autoradio war eben gemeldet worden, dass im Gebiet der Mojavewüste mit einem schweren Sandsturm zu rechnen war.
    Hoffentlich hatte Francesca mit ihrem Sportflugzeug noch rechtzeitig umkehren und dem Unwetter entrinnen können! Stephen drückte das Gaspedal bis zum Anschlag durch, holte das Letzte aus dem Maserati heraus.
     
    Mit grimmiger Entschlossenheit klopfte Jack an Abbys Bungalowtür und starrte finster auf den blühenden Oleander neben dem Eingang. Was er vorhatte, schmeckte ihm nicht, aber sie war ein entsprungener Häftling, und er hatte seine Pflicht zu erfüllen.
    Abby, die ihm öffnete, wirkte niedergeschlagen und apathisch. Jack bekam mit, dass sie noch rasch etwas in ihre Hosentasche schob, was er als ein Flugticket ausmachte. Er war also noch rechtzeitig gekommen. Um so schnell wie möglich das Unangenehme hinter sich zu bringen, griff er nach den Handschellen, die hinten in seinem Gürtel steckten, als Abby sagte: »Gott sei Dank, dass du da bist, Jack. Ophelia Kaplan ist doch nicht meine Tochter. Dafür erwarte ich einen Mann, der, wie ich glaube, Informationen über mein Kind hat.«
    »Ein Mann?«
    »Aus Las Vegas. Michael Fallon, ihm gehört das Atlantis Hotel.«
    Jack erschrak. Hatte Abby überhaupt eine Vorstellung davon, wer Fallon war? Ein zäher Bursche mit besten Kontakten zur Unterwelt. »Hör zu«, hob er an, wurde aber von ihrem Pager unterbrochen. Der Sicherheitsbedienstete an der Landebahn meldete die Ankunft der Gäste.
     
    Um sich gegen die von Osten heranstürmenden Santa Anas-Winde zu schützen, zogen Fallon und Uri Edelstein beim Aussteigen die Köpfe ein. Die beiden Besucher wurden in einen Bungalow gebracht, in dem Abby Tyler sie erwartete. Gar

Weitere Kostenlose Bücher