Wilder Oleander
Frau auf der Fahndungsliste des FBI ?«
»Es kommt nicht darauf an, wer mir glaubt. Die Daten gehen an alle Zeitungsredaktionen des Landes. An
60 Minutes
. An Organisationen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, entführte Kinder ihren leiblichen Müttern zurückzubringen. Es geht nicht darum, dass man mir glaubt. Es genügt, einen Blick auf die Daten zu werfen.«
Fallons Lippen kräuselten sich. »Es dürfte Ihnen bekannt sein, dass in Texas noch immer die Todesstrafe verhängt wird. Das bedeutet dann für Sie den elektrischen Stuhl.«
»Sie haben mir mein Baby gestohlen«, brach es leidenschaftlich aus ihr heraus, »und an Fremde verkauft. Im gesamten Staat haben Sie Frauen zu Opfern gemacht. Sie haben Kinder als Ware angesehen. Wenn ich schon mein eigenes Kind nicht wieder sehen kann, werde ich dafür sorgen, dass dies anderen vergönnt ist. Wenn man mich hinrichtet, weiß ich zumindest, dass mein Opfer etwas Gutes bewirkt hat.«
Fallon blinzelte. Räusperte sich. »Für wie bescheuert halten Sie mich eigentlich? Ich würde doch bei Ihrem Vorschlag so oder so verlieren.«
»Geben Sie mir Ihre Aufzeichnungen«, sagte sie. »Als Ergänzung zu meinen Unterlagen, wobei ich darauf achten werde,
dass dann Ihr Name nirgendwo mehr auftaucht, genauso wenig wie die Namen Karl Bakersfelt, Spencer Boudreaux und andere, mit denen Sie in Zusammenhang gebracht werden könnten.«
Fallon starrte auf den Rubin auf seiner rechten Hand, zupfte seine Manschetten zurecht. Er dachte an die Vandenbergs, seine Eintrittskarte zur Politik. Nur Geschäftsmann zu sein, befriedigte ihn nicht länger, mittlerweile schielte er nach dem Gouverneurssessel. »Ihr Baby war das vierte in der Lieferung am 17 .Mai«, sagte er wie feststellend.
»Du miese Ratte«, rutschte es Vanessa heraus.
»Ich möchte den Beweis dafür.« Trotz des Zitterns, das sie überkam, bewahrte Abby Haltung. »Zeigen Sie mir die Aufzeichnung von jener Nacht.«
»Ich habe einen besseren Vorschlag«, sagte Fallon und dachte an den Mann, den er in The Grove eingeschleust hatte und der nur noch auf das Zeichen wartete, diese Frau auszuschalten. Das Signal zum Zuschlagen wollte Fallon geben, wenn er mit Uri abflog. »Geben Sie mir die Originale dieser Fotokopien, und ich lasse Sie nicht verhaften.«
Sie tippte sich mit dem Finger ans Kinn. »Händigen Sie mir
Ihre
Unterlagen aus, und ich lasse kein Sterbenswörtchen über Ihre Beteiligung verlauten.«
Seine Brauen wölbten sich. »Sie würden in Kauf nehmen, wieder ins Gefängnis zu gehen und zum Tode verurteilt zu werden? Für Leute, die Sie überhaupt nicht kennen?«
»Auch wenn ich diese Kinder, Adoptiveltern und leiblichen Mütter nicht kenne, weiß ich, was sie durchgemacht und wie sehr sie gelitten haben. Und wenn es mir auch verwehrt sein sollte, mein eigenes Kind in die Arme zu schließen, kann ich zumindest anderen Müttern dazu verhelfen.«
Fallon glotzte sie an. Darauf war er nicht vorbereitet. Abwartend standen sie sich gegenüber, jeder wartete darauf, dass
der andere nachgab. Der Sturm nahm ständig an Stärke zu, jaulte auf, rüttelte an Fensterscheiben, schleuderte Äste und alles, was nicht fest verankert war, an die Außenmauern. Als inmitten dieses ohrenbetäubenden Lärms plötzlich die Tür aufging, fuhren alle zusammen. Zeb stand auf der Schwelle, mit einem Taschentuch vor dem Gesicht. »Abby! Ein Privatflugzeug ist unweit von Indian Rocks runtergekommen. Der Pilot identifizierte sich als Francesca Fallon.«
»Nein!« Fallon stieß Abby beiseite und stürzte hinaus.
»Warten Sie doch!«, rief Zeb ihm noch nach, aber er war bereits verschwunden. »Abby, bei diesem Sandsturm kommt er nicht weit.«
»Wo unweit von Indian Rocks ist das Flugzeug runtergekommen?«
»Das wissen wir nicht.«
»Okay. Zeb, schicken Sie Suchtrupps in den Norden und Osten des Felsmassivs. Sie und Vanessa übernehmen den westlichen Teil. Ich den südlichen.«
»Du kannst unmöglich da raus.« Jack legte die Hand auf Abbys Arm.
»Gerade
ich
kann das. Ich kenne die Gegend wie meine Westentasche und nehme es nicht zum ersten Mal mit einem Sandsturm auf. Außerdem liegt die Verantwortung für jeden, der auf meinem Besitz zu Schaden kommt, bei mir.«
»Ich komme mit Ihnen«, sagte Uri. Und als Abby abwehren wollte: »Francesca Fallon ist meine Patentochter.«
»Dann schließen Sie sich mir an.« Zeb deutete auf sich.
Jack und Abby kämpften sich durch das von Windböen gebeutelte Gelände zum Parkplatz, sprangen in
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