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Wilder Oleander

Wilder Oleander

Titel: Wilder Oleander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Harvey
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nicht übel, schoss es Fallon bei ihrem Anblick durch den Kopf, gepflegter Körper, geschmackvoll gekleidet, eine Frau mit Geld, ohne das herauszukehren. Unter anderen Voraussetzungen hätte er sie bestimmt zu einer schnellen Nummer überreden können. Zu seiner Überraschung wurde sie nur von zwei Personen begleitet, einer Schwarzen in einem arabischen Kaftan und einem Unbekannten in Lederjacke. Hätte das Treffen im Atlantis stattgefunden, wäre Michael von einem Stab Leibwächter umgeben gewesen.
    Dennoch wollte er sie keinesfalls unterschätzen. Abby Tyler war es gelungen, mehr als dreißig Jahre lang jedweden Gesetzeshütern zu entgehen. Ganz schön clever. Aber auch wenn diese Zusammenkunft auf ihrem Terrain stattfand, würde Fallon die Oberhand behalten. In Erfahrung bringen, was sie über ihn wusste, und dann dafür sorgen, dass nichts davon in Umlauf gelangte. Innerhalb einer Stunde dürfte das erledigt sein und er sich auf dem Rückflug nach Vegas befinden.
    Abby schlang die Arme um sich. Sie war froh, Jack an ihrer Seite zu wissen. Er hatte ihr zu verstehen gegeben, dass Fallon gefährlich war, und als dieser das Wohnzimmer betrat,
verströmte
er regelrecht Gefahr. Gut aussehend, selbstbewusst in einem modischen Anzug auftretend, an den Fingern und Handgelenken Brillanten und Platin, verkörperte Michael
Fallon einen Mann, der Macht und Einfluss besaß. Und bestimmt ein Charmeur war. Abby kannte Männer wie ihn und wusste, dass man ihm nicht trauen konnte.
    Ein gegenseitiges Bekanntmachen entfiel. Fallon ging sofort zum Angriff über. »Was soll diese blödsinnige Behauptung, ich wüsste, wo Ihr Kind abgeblieben ist?«
    Abby übergab ihm einen Stapel zusammengehefteter Papiere, Kopien des Berichts ihres Privatermittlers. Fallon blätterte die Unterlagen durch. Jedesmal wenn er das Handgelenk bewegte, blitzte seine Dreißigtausend-Dollar-Armbanduhr auf.
    Die Atmosphäre wurde zusehends gespannter, je länger Fallon Daten studierte, Namen von leiblichen Müttern, Charakteristika der gestohlenen Kinder, zurückgelegten Strecken, Namen und Adressen von Adoptiveltern sowie in bar ausgehändigte Beträge. Und immer wieder tauchte in dem ausführlichen Bericht der Name Michael Fallon auf.
    Jack Burns beobachtete ihn voller Abscheu. Wenn nur die Hälfte von dem, was er über die kriminellen Machenschaften dieses Kerls gehört hatte, stimmte, dann hatte er die Todesstrafe verdient. Was Jack darüber hinaus störte, war Fallons Auftreten. Als ob ihm dies alles gehörte. Und diese Überheblichkeit, dieser Mangel an Respekt Abby gegenüber!
    Was Vanessa betraf, so schien auch sie, ihrem verzagten Blick nach zu schließen, Fallons Macht zu spüren. Sein sicheres Auftreten, sein Selbstbewusstsein sprachen Bände. Selbst jetzt, da er sich die endlosen Beweise seiner verbrecherischen Machenschaften – die geeignet waren, ihn für den Rest seines Lebens hinter Gitter zu bringen – durchlas, wirkte er unbeeindruckt. Was hatte er im Gegenzug in der Hand, und wer war sein Begleiter?
    Fallon schmiss die Unterlagen auf den Couchtisch. »Behauptungen von Säufern, Drogensüchtigen und Leuten, die, wie
praktisch, tot sind«, meinte er abschätzig. »Nichts davon stimmt.«
    »Mr.Fallon, wo ist mein Kind?«, fragte Abby.
    Er maß sie von oben bis unten. Diese Tyler besaß mehr Rückgrat als vermutet. Wenn er jetzt sagte, das Baby aus dem Gefängnis von White Hills sei als viertes für einen Transport übernommen, aber kurz danach gestorben und in der Wüste verscharrt worden – würde sie dann die Angelegenheit auf sich beruhen lassen oder aber noch mehr auf Konfrontationskurs gehen? Er hielt es für angebracht, erst einmal nichts davon zu erwähnen. »Angenommen, ich wüsste es«, sagte er. »Ich will nicht behaupten, dass dem so ist, aber wenn ja, was würden Sie mir im Gegenzug anbieten?« »Wie darf ich das verstehen?«
    »Ich bin Geschäftsmann. Es ist nicht meine Art, etwas zu liefern, ohne etwas dafür zu bekommen.«
    »Sie haben mein Kind gestohlen. Sie hatten kein Recht dazu. Sagen Sie mir, wo er oder sie hingekommen ist.«
    Er schwieg. Draußen tobte der Sturm, ungehemmt und so schaurig, dass sich einem die Nackenhaare aufstellten.
    Jack ergriff das Wort. »Antworten Sie Ms. Tyler.«
    »Schon gut, Detective«, sagte Abby. »Ich komm allein klar.« Fallon lachte auf. Detective! Wollte man ihn etwa einschüchtern? Er begutachtete seine manikürten Fingernägel. »Keine Ahnung, wovon Sie sprechen.«
    Abby deutete auf die

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