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Wilder Oleander

Wilder Oleander

Titel: Wilder Oleander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Harvey
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einen Geländewagen und tauchten in den Sandsturm ein. Während Jack durch die Dunkelheit preschte, legte Abby die Erste-Hilfe-Ausrüstung bereit, mit der sämtliche Fahrzeuge von The
    Grove ausgestattet waren.
     
    »Verdammt nochmal, Sicht gleich null!«, schrie Jack, derweil Sand und Teile von Kakteen an die Windschutzscheibe prasselten.
    Abby öffnete eine Box mit Operationsmasken, die als Mundschutz dienten – daneben enthielt die Erste-Hilfe-Ausrüstung in Folie verschweißte Essensrationen, Wasserpäckchen und Arzneimittel –, und betete, dass Francesca Fallon überlebt hatte.
    »Hör zu, Abby. Dieser Kerl ist gefährlich. Er steht in dem Ruf, Leute in der Versenkung verschwinden zu lassen. Vor allem ist es ihm gelungen, seine Vergangenheit geheim zu halten. Angeblich hat irgendwann mal ein Angestellter des Casinos erwähnt, Fallon sei in Mordfälle verstrickt … « Der Geländewagen schrammte an einen Felsbrocken, wurde hochgehoben und landete unsanft wieder auf dem Boden. »Einen Monat später fischte man seine Leiche ohne Kopf aus dem Lake Mead.«
    Das Fahrzeug machte unliebsame Bekanntschaft mit einem weiteren Felsen und geriet außer Kontrolle. Als es stehen blieb, steckten die Vorderräder in einer Sandwehe fest.
    »Ich geh zu Fuß!«, schrie Abby gegen den Sturm an und griff nach dem Erste-Hilfe-Koffer. »Jack, du bleibst beim Wagen. Ich kenn mich hier aus.«
    Aber schon angelte er sich einen Mundschutz und eine Taschenlampe und kam ihr nach.
    Aneinander geklammert schritten sie aus, wurden aber nach wenigen Minuten bereits getrennt. »Jack?« Abby schaute sich nach allen Seiten um, versuchte ihn in dem aufwirbelnden Sand ausfindig zu machen. Sie konnte kaum atmen. Winzige Steine nisteten sich unter ihrer Sonnenbrille ein und stachen ihr in die Augen. »
Jack!«
    Sie hastete weiter, wurde vom Wind, der einmal heiß und dann wieder kalt war und sie mit scharfen Steinchen bombardierte,
fast umgeblasen. Als sie über einen Felsblock stolperte, riss es ihr den Erste-Hilfe-Koffer aus der Hand. Da sie kaum etwas erkennen konnte, war die Metallbox einen Augenblick später bereits vom Sand zugeweht.
    Abby rappelte sich hoch, rief »Hallo?«, aber der Wind verschlang ihre Worte.
    Schließlich erahnte sie vor sich die Umrisse von etwas Größerem, und als sie die Cessna erreichte, sah sie eine junge Frau, die mit blutender Stirn halb aus dem angekohlten, rauchenden Flugzeug hing. Abby richtete sie auf, versuchte, sich einen Eindruck von ihrem Zustand zu verschaffen, aber der Sandsturm tobte derart unbarmherzig und hüllte alles in eine Dunkelheit ein, die Abbys Taschenlampe kaum durchdrang. Immerhin hörte sie die junge Frau aufstöhnen und fragen: »Wo bin ich?«
    »Alles in Ordnung, Ms. Fallon!«, rief Abby gegen den Wind an. »Ich bringe Sie in Sicherheit.«
    Sie half Francesca aus dem Flugzeug, überprüfte dann, nicht zuletzt anhand der herumfliegenden Steinchen, aus welcher Richtung der Wind wehte, und rechnete sich aus, wo Indian Rocks lag.
    Gemeinsam, die junge Frau auf Abby gestützt, schleppten sie sich durch Sturm und Sand. Der Wind umtoste sie schaurig jaulend, zauste ihnen das Haar, zerrte an ihren Kleidern, raubte ihnen den Atem. Als sie zu einem steinernen Wall gelangten, tastete Abby so lange daran herum, bis sie eine Öffnung fand, durch die sie Francesca schob, die, kaum der Gefahr entronnen, zusammenbrach.
    Die Höhle bot nur wenig Schutz, war zu niedrig und eng. Und dann streifte Abbys Taschenlampe etwas, was ihr das Blut stocken ließ. Knochen von kleinen Tieren, Reste von Früchten und Beeren.
    Sie befanden sich in einem Kojotenbau.
     
    Fallon hastete blindlings durch den Sandsturm, bis er über das Wrack des Flugzeugs stolperte. Die Kanzel stand offen, an der Windschutzscheibe klebte Blut. Wo war Francesca? Dann entdeckte er auf dem Sitz den FedEx-Umschlag. In dem Sturm, der ihn umtoste und dem kleinen Flugzeug so heftig zusetzte, dass es Gefahr lief, mit Fallon von einer Sandwehe verschlungen zu werden, konnte er kaum erkennen, was auf dem Umschlag stand. Aber jetzt wusste er, warum Francesca hergeflogen war.
    Sein Taschentuch vor den Mund gepresst, blinzelte er durch den hochwirbelnden Sand. Nicht weit von hier blitzte ein schwacher Lichtpunkt auf. Mit gezücktem Revolver stolperte er darauf zu.
     
    Eingedenk hungriger und verschreckter Kojoten sagte Abby: »Hier können wir jedenfalls nicht bleiben. Aber ich kenne einen schmalen Gang, der ins Innere der Felsen führt. Können Sie

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