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Wilder Oleander

Wilder Oleander

Titel: Wilder Oleander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Harvey
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laufen?«
    Francesca presste die Hand an ihre blutende Stirn. »Mir ist schwindlig … aber ja … ich kann laufen.«
    Abby fasste die junge Frau um die Taille und half ihr über den unebenen, mit Abfällen übersäten Boden. »Bin ich in The Grove?«, wollte Francesca wissen. »Ist mein Vater hier?«
    Abby gab keine Antwort. Wegen möglicher Schlangen und Skorpione, die der Sturm aufgescheucht haben mochte, hielt sie den Strahl ihrer Taschenlampe auf den Boden des schmalen und niedrigen Durchgangs gerichtet, durch den sie sich in gebückter Haltung schlängeln mussten. Immer wieder schrammten sie an den seitlichen Felswänden an, von oben rieselte Sand auf sie.
    »Warten Sie«, sagte Francesca atemlos, als sie eine Öffnung erreichten. »Ich muss mich hinsetzen. Mein Kopf … «
    Abby half ihr, sich hinzukauern, entledigte sich dann ihres
Mundschutzes und suchte mit der Taschenlampe die Umgebung ab.
    Sie befanden sich in einer kleinen Höhle, von der aus weitere Gänge abzweigten. Abby dachte scharf nach. Vor Jahren hatten sie und Sam mit einem indianischen Führer diese Höhlen erforscht. Es gab einen Weg aus diesem unterirdischen Labyrinth, nur welcher war das? Jetzt eine falsche Entscheidung, und sie würden in dem aufgelassenen Stollen landen, der schon damals als einsturzgefährdet galt.
    Unvermittelt tanzte ein Lichtkegel über eine Wand weiter hinten. »Hier sind wir!«, rief sie, und ihre Stimme hallte als Echo von den Wänden der Höhle wider. »Jack? Zeb?«
    Aber es war Fallon, mit einer kleinen Taschenlampe aus der Cessna. Er eilte auf Francesca zu und schloss sie in die Arme.
    »Baby! Gott sei Dank! Bist du unverletzt?«
    »Daddy, es tut mir so Leid!«
    Er tupfte ihr mit seinem seidenen Taschentuch das Blut vom Gesicht. »Wissen Sie, wie wir hier rauskommen?«, fragte er dann, an Abby gewandt.
    Sie hatte versucht, in Erfahrung zu bringen, aus welcher Richtung die Zugluft kam, die kühlen Windstöße, die hereindrängten und wieder verebbten, hatte herumgeschnuppert und Wände auf ihre Feuchtigkeit hin abgetastet. Die Indian Rocks erhoben sich über einer für Erdbeben besonders anfälligen Zone, weshalb sich hier auch die artesischen Brunnen befanden, die The Grove mit Wasser speisten, von denen aber auch eine tödliche Gefahr ausging. Einer dieser Gänge führte zu einem unterirdischen See.
    Schließlich sagte sie: »Hier lang.«
    Teils in gebückter Haltung, hin und wieder an eine Unebenheit auf dem Boden aneckend, folgten sie dem schwachen Strahl von Abbys Taschenlampe. Die Luft wurde stickig. In den Ohren knackte es.
     
    Auf ein Geräusch hin bedeutete Abby den beiden anderen, stehen zu bleiben.
    »Was ist denn?«, schnarrte Fallon, dem daran gelegen war, die Kopfwunde der auf ihn gestützten Francesca so schnell wie möglich versorgen zu lassen.
    »Hören Sie doch mal«, sagte Abby. »Ist das nicht … «
    Schon wurden die Laute deutlicher. Jemand rief: »Hallo?«
    »Jack! Hier! Wir sind hier drin!«
    Schritte näherten sich, und plötzlich war alles in gleißendes Licht getaucht. Francesca schrie auf und hielt sich die Augen zu. Jack dimmte die fluoreszierende Lampe aus dem Geländewagen herunter.
    »Gott sei Dank!« Abby rannte auf ihn zu. »Als wir getrennt wurden, befürchtete ich schon, du würdest nicht sehr weit kommen.« Sie sah an ihm vorbei. »Wo sind die anderen?«
    »Keine Ahnung.« Er maß Fallon mit einem skeptischen Blick.
    »Ich glaube, wenn wir diesem Tunnel hier folgen«, meinte Abby, »gelangen wir zu einem Ausgang an der Nordseite des Massivs. Gib mir deine Lampe. Sie ist um einiges heller.« Sie drehte sich um. »Ich will nur rasch … «
    Ein ohrenbetäubender Schuss. Francesca schrie auf. Jack wurde rücklings an die Felswand geschleudert.
    Abby fuhr herum, starrte Fallon und seinen Revolver an. Dann stürzte sie zu Jack. »Bist du verletzt?«, fragte sie und streifte ihm bereits das Hemd über die Schulter, um die Schusswunde zu begutachten.
    »Ich werd’s überleben.« Er verzog das Gesicht und dachte an die Waffe, die er unter der Jacke trug. »Was zum Teufel …?«
    Da seine Schulter heftig blutete, riss Abby sich die Bluse herunter und faltete sie zu einem dicken Polster zusammen, das sie ihm unter das blutverschmierte Hemd schob. Angesichts ihres cremefarbenen Spitzenunterhemdchens konnte Jack
nicht anders als mit einem gequälten Lächeln anzumerken: »Du wirst dich erkälten.«
    »Was ist denn passiert?«, wollte Francesca wissen, als sie endlich die Hand von den

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