Wilder Sex und heiße Küsse
Aids?”
Er starrte sie nur an.
“Nicht dass ich irgendwie deinen Lebensstil kritisieren will … Ich habe da keine Vorurteile. Das muss jeder selbst entscheiden, ich meine …”
Sie hatten das Zaunende erreicht, von dem Reifenspuren zum gewundenen Flusspfad des Skunk River führten, dem Ende von Cecils zwei Hektar Land.
“Nur um das klarzustellen, Sorenson”, meinte Daniel vorsichtig. “Du denkst, ich bin schwul?”
“Das ist ja nichts, wofür man sich schämen muss”, versicherte sie ihm schnell und steuerte auf ein niedriges, efeubewachsenes Gebäude zu, vor dem ein alter Lastwagen mit runder Motorhaube stand. Auf seiner Ladefläche ragte ein Berg aus Heuballen empor. Jessica blieb stehen und zog sich die Handschuhe an. “Normalerweise würde ich ja sagen, das geht niemanden etwas an außer dich selbst. Aber … na ja, offensichtlich bist du nicht …” Sie musterte ihn wieder mit diesem seltsamen Blick, als trüge er ein rosa Tüllröckchen und Ballettschuhe. “Du solltest dich nicht dafür schämen, was du bist. Schließlich …”
Daniel trat direkt vor sie und sah sie empört an. “Du hast recht. Es geht niemanden etwas an, und es ist mir vollkommen egal, was du denkst. Aber nur, um das klarzustellen: Ich bin nicht schwul, ich bin nicht krank, und ich bin nicht hergekommen, um zu sterben.”
Sie öffnete erstaunt den Mund und sah Daniel mit ihren großen, saphirblauen Augen an. Nein, nicht saphirblau, korrigierte er sich sofort, sondern eher …
“Aber warum …”, begann sie, schwieg dann aber.
“Warum was?”
Sie räusperte sich. “Nichts. Tut mir leid, dass ich dich so ausgefragt und genervt habe. Das wollte ich nicht.”
“O doch, das wolltest du.”
“Nein.” Sie machte ein überraschtes und beleidigtes Gesicht – als sei es tatsächlich nicht ihr oberstes Ziel, ihn so bald wie möglich wieder Richtung New York verschwinden zu sehen. “Ich will dich nicht überfordern.”
Er hätte sie gern am Kragen gepackt und geschüttelt. “Ich werde das Heu abladen”, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
“Was?”
“Du hast mich verstanden.” Er drehte sich um und stapfte Richtung Scheune davon.
“Aber du kannst nicht …”
“Was kann ich nicht?” Daniel blickte zurück.
Sie räusperte sich. “Na ja, wenn du meinst”, sagte sie zweifelnd.
Am liebsten hätte er laut geflucht, aber als Journalist hatte er gelernt, Überflüssiges und Nutzloses wegzulassen. Stattdessen zog er die breite Schiebetür auf und trat in das Gebäude.
“Hallo, guten Morgen.” Jessicas Großmutter kam ihm mit einem Eimer Milch in der Hand entgegen. “Hast du gut geschlafen?”
“Ausgezeichnet”, sagte er und blickte an ihr vorbei zu den vier schmalen Ställen. Zwei waren leer, im dritten standen zwei Ziegen, im vierten sprangen sich drei Zicklein an die Köpfe.
“Falls du die Kühe suchst – es gibt keine. Das hier ist Ziegenmilch”, erklärte Edna. “Der Jungbrunnen ist dagegen ein schlammiger Tümpel. Ich werde dir bei Gelegenheit mal Pfannkuchen mit Ziegenmilch backen. Aber jetzt muss ich den Jungs ihre Weizenkeime geben. Jess, bitte kläre ihn über Pearls Talent auf”, fügte sie hinzu und verließ mit großen Schritten das Gebäude.
Daniel sah ihr nach. “Jungs?”, fragte er.
“Die Wallache”, erklärte Jessica.
“Talent?”
“Pearl ist ein Fluchtkünstler. Deshalb muss das Gatter immer fest verschlossen sein.”
“Aha. Weizenkeime?”
“Das ist eine lange Geschichte.”
“Ich habe Zeit.”
Sie zuckte mit den Schultern und schob das Tor weit auf. “Vor ein paar Jahren wurde bei Edna Lupus diagnostiziert, du weißt schon, diese Hautkrankheit. Die Ärzte konnten ihr nicht helfen. Also gingen wir zu einem Naturheiler.”
Wir, dachte Daniel. War das der Grund, warum Jessica immer noch in diesem Nest war.
“Jedenfalls …” Sie marschierte zurück zum Lastwagen. Daniel folgte ihren Hüften. Sie waren nicht schmal, sondern wohlgerundet, sodass ihre Taille unglaublich schlank und ihre Schultern kräftig wirkten. Kurzum, sie war keine zierliche Frau. Bis auf den langen Hals. Der sah unter ihrem hüpfenden Pferdeschwanz geradezu elegant aus. Eine Frau also mit seltsamen Widersprüchen. “Seit damals haben wir viel über Heilkräuter gelernt.”
Deshalb die vielen Pflanzen im Wohnzimmer, überlegte er.
“Ist sie deswegen hierher in die Stadt gezogen? Wegen der Krankheit?”
“Nein. Nachdem Edna krank wurde, haben wir die Farm verloren, also
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