Wilder Sex und heiße Küsse
Daniel.
Jessica ließ seine Hand los. “Du passt besser auf, dass sich das nicht entzündet”, sagte sie, öffnete im Wirtschaftsraum eine Schranktür und holte eine Tube antiseptischer Wundsalbe heraus. “Hier. Wasch sie dir und schmier das drauf. Ich hole Pflaster.”
“Nein, das geht schon.”
“Waschen!”, beharrte sie, drehte den Wasserhahn des blank geputzten Waschbeckens auf und zog eine seiner Hände darunter.
Ohne weiteren Protest wusch er sich beide Hände, während sie im Schrank nach Pflastern suchte.
“Ordentlich abtrocknen”, befahl Jessica mit einem Blick über die Schulter, “und dann die Salbe.”
“Kommandierst du gern so herum, Sorenson? Wenn ja, wundert’s mich nicht, dass du noch nicht verheiratet bist.”
Die Bemerkung versetzte ihr zwar einen kleinen Stich, doch blieb sie weiter gelassen. “Du bist wohl nebenbei noch Heiratsvermittler, wie?”
Er zuckte mit den Schultern. “Wir leben in harten Zeiten, da tut man gut daran, sich etwas nebenbei zu verdienen.”
“Aha.” Meinte er das nun ernst? Sie musste wohl in Zukunft besser aufpassen, damit er sie nicht auf den Arm nahm. “Gib mir deine Hand.”
Jessica klebte ein breites Pflaster über die offenen Blasen. Sie spürte die Wärme seiner Hand, und obwohl sie ihn nicht ansah, wusste sie, dass er ihr Gesicht beobachtete.
“Und was ist mit dir? Bist du verheiratet?” Nicht, dass es ihr wichtig war, aber er hatte damit angefangen. Außerdem hatte sie ein Recht darauf, es zu wissen, denn schließlich wohnte er in ihrem Haus. Na ja, nicht ganz ihrem Haus.
“Du willst also nichts mehr über mich und François wissen?”, fragte er mit hoher, singender Stimme.
Jessica blickte auf und sah tief im Dunkel seiner Augen den Anflug eines Lachens. “O doch. Erzähl mir von François.”
“Er hat eine ganz schnuckelige Villa in Venedig, mit Statuen gut gebauter griechischer Götter und …”
“Oh, bitte!” Sie nahm Daniels andere Hand. “Ich habe ein Recht darauf zu wissen, ob du eine ansteckende Krankheit hast. Nicht dass … ich meine, es ist ja nicht so, dass ich dich …” Hilfe!, dachte sie.
Er zog die Augenbrauen hoch. “Dass du mich was?”
Sie fummelte an dem Pflaster herum. “Du weißt genau, was ich meine.”
“Du meinst, dass du nicht vorhattest, mich zu verführen? Wolltest du das sagen?”
Sie versuchte, ebenso beiläufig zu klingen wie er. “Genau.”
Er schwieg einen Moment, dann fragte er forsch: “Wenn du also nicht an Verführung interessiert bist, was tust du dann, um dich zu amüsieren?”
Stirnrunzelnd betrachtete sie ihr Werk. Es war ein einfaches Pflaster, aber irgendwie hatte sie es geschafft, Falten hineinzukriegen. “Ich habe nicht gesagt, dass ich generell nicht daran interessiert bin.” Was für eine blödsinnige Unterhaltung!, dachte sie. “Sondern nur, was dich angeht.”
“Ach so. Wen willst du denn dann verführen? Bill?”
Ohne Erfolg versuchte sie, die Falten glatt zu streichen. “Damit wäre Bills Frau bestimmt nicht einverstanden. Oder seine fünf Kinder.”
“Oh, fünf”, meinte Daniel, gespielte Anerkennung in der Stimme. “Beeindruckend.”
“Bei Tieren ist das eine gute Zahl. Aber als Familie ein bisschen viel. Wegen der Überbevölkerung und so.”
“Tatsächlich? Dich könnte ich mir nämlich auch gut mit einem Haufen Kinder vorstellen.”
Sie blickte empört hoch, damit ihm das Grinsen verging, doch seltsamerweise grinste er gar nicht. Die Türklingel ersparte ihr eine Erwiderung. Sie räusperte sich. “Pass die nächsten Tage mit den Händen ein bisschen auf”, sagte sie und eilte dankbar zur Tür.
Jeremy Bitz stand auf der Schwelle, trat von einem Fuß auf den anderen und machte ein schuldbewusstes Gesicht. “Tut mir leid, dass ich zu spät komme.”
“Das höre ich nicht zum ersten Mal.”
Er lachte leise in immer noch ungewohnter Baritonlage. Es schien ihr wie gestern, dass seine Stimme höher geklungen hatte als ihre eigene. “Du weißt, dass das stimmt”, entgegnete er. “Ich muss mich für die Football-Saison in Form bringen, entweder mit Heuballen oder Gewichten, aber fürs Heuabladen werde ich bezahlt. Außerdem …”, er grinste, “… kriegt Dad einen Anfall, wenn er hört, dass ich dich habe hängen lassen.”
“Mach dir keine Gedanken, Jeremy. Ich musste es nicht allein machen. Ein Freund hat mir geholfen.”
“Ach so. Na gut. Entschuldige noch mal.”
“Kein Problem.” Doch das war es. Wäre Jeremy rechtzeitig da
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